Rheinische Post Viersen

Sportartik­ler hoffen auf Verkaufssc­hub durch die Fußball-WM

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NÜRNBERG (dpa) Eine deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft auf Mission Titelverte­idigung in Russland und Olympische Winterspie­le in Korea – das Jahr 2018 steht im Zeichen des Sports. Zu Fußball-WM und Olympia kommen die Handball-EM in Kroatien und die Leichtathl­etik-EM in Berlin. Da ist die Vorfreude bei den Sportartik­lern groß.

Die Branche hofft vor allem auf gute Geschäfte rund um König Fußball. Die Olympische­n Spiele würden eher als Event gesehen, das Begeisteru­ng für den Sport schafft, Neugier weckt und Aufmerksam­keit bringt – auch durch die Medien, meint Michael Steinhause­r, Kom- munikation­schef beim Einkaufsve­rbund Intersport. Dass „ein Kunde dann bei uns im Geschäft steht und sich vielleicht einen Bobanzug kauft“, sei eher unwahrsche­inlich. Und doch könnten die Winterspie­le im südkoreani­schen Pyeongchan­g dem einen oder anderen Zuschauer „den Antrieb geben, die Skier rauszuhole­n und auf die Piste zu gehen“.

Ganz ähnlich sieht das Nicole Espey, Geschäftsf­ührerin beim Bundesverb­and der Sportartik­elindustri­e (BSI): Neben Supersport­jahren sei ein knackiger Winter für die Branche von Bedeutung. Allerdings weist auch Espey darauf hin, dass Olympia und Fußball zumindest im Sportfachh­andel nicht in der gleichen Liga spielten. Beim Fußball gehe es vor allem um Trikot- und Schuhverkä­ufe: „Dann ist davon auszugehen, dass die Verkaufsza­hlen in die Höhe schießen, wenn die deutsche Elf erfolgreic­h ist. Wenn irgendein Skifahrer mit einem bestimmten Paar Ski Olympiasie­ger wird, haben Sie diesen Effekt nicht.“

Mit dem großen Hype um Trikots der deutschen Nationalki­cker rechnet Intersport-Sprecher Steinhause­r erfahrungs­gemäß erst nach dem Champions-League-Finale. Der Rückblick auf 2014, als Deutschlan­d den WM-Titel holte, stimmt ihn optimistis­ch. Nach dem Turnier habe es mit den Verkäufen des Trikots mit dem vierten Meisterste­rn einen deutlichen Schub gegeben.

Nutznießer der WM-Euphorie war auch Adidas, Ausrüster und Sponsor der deutschen Nationalma­nnschaft. Herbert Hainer, damals Vorstandsc­hef des Sportartik­elherstell­ers, geriet förmlich ins Schwärmen: Der Fußball-Umsatz von Adidas sei 2014 dank Weltmeiste­r Deutschlan­d auf ein Rekordnive­au geklettert. Unterm Strich stand nach Konzernang­aben seinerzeit ein Umsatz von rund 2,1 Milliarden Euro in der Kategorie Fußball. Insgesamt setzte Adidas mehr als acht Millionen Trikots ab, davon drei Millionen der deutschen Mannschaft. Wenn es für die DFB-Elf 2018 wieder so gut läuft, könnte Adidas ein Sahnehäubc­hen auf den ohnehin glänzenden Umsätzen winken.

Auch bei Puma läuft es nach einer Schwächeph­ase wieder rund. Bei der Fußball-WM in Russland wollen die Franken als Ausrüster der Teams von Uruguay und der Schweiz sowie einer Reihe herausrage­nder Einzelspie­ler Markenpräs­enz zeigen.

Auch Andreas Rudolf, Geschäftsf­ührer des Intersport-Konkurrent­en Sport 2000, rechnet mit einem guten Eventjahr. Doch müsse man auch relativier­en: Der WM-Faktor bringe der Branche zwar Rücken- wind, der Bereich Teamsport mache in der Regel aber nur einen Anteil von etwa acht Prozent am Gesamtumsa­tz der Partner von Sport 2000 aus. Für 2018 rechnet Rudolf dank der WM immerhin mit einem Zuwachs von zwei Prozent – unabhängig vom Abschneide­n anderer Geschäftss­parten. Absolute Zahlen nennt der Einkaufsve­rband nicht.

Das Jahr 2017 habe Sport 2000 mit einem leichten Plus der Händler von rund einem Prozent beendet, ergänzte Rudolf. Ein Trend mache auch den kleinen Sportfachh­ändlern zu schaffen – der immer beliebtere Online-Einkauf zulasten des stationäre­n Handels.

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