Rheinische Post Viersen

Wintervöge­l im eigenen Garten zählen

Morgen startet die „Stunde der Wintervöge­l“. Dann zählen Menschen bundesweit die Vögel in den heimischen Gärten und Parks. 2017 ergatterte der Haussperli­ng den Spitzenpla­tz

- VON EMILY SENF

DÜLKEN Bei Regen und milden Temperatur­en ist von Winter derzeit nicht viel zu spüren. Welche Auswirkung­en hat das frühlingsh­afte Wetter auf die Vögel im Garten? Zur bundesweit­en Mitmachakt­ion „Stunde der Wintervöge­l“ab morgen, 5. Januar, bis Sonntag, 7. Januar, hofft der Naturschut­zbund (Nabu) konkrete Zahlen zu erhalten. „Grundsätzl­ich bedeuten milde Winter, dass weniger Vögel in den Gärten zu sehen sind. Ohne Frost und Schnee können die bei uns überwinter­nden Vögel auch in Wald und Flur gut Nahrung finden“, sagt Nabu-Vogelschut­zexperte Marius Adrion. „Erst wenn der Boden zugeschnei­t und die Zweige mit Eis überzogen sind, werden die wärmeren Städte und die Fütterunge­n in den Gärten zum Magnet für Vögel.“

Ist es nicht nur bei uns, sondern auch im Osten und Norden Europas so mild, bleibt meist auch der Zuzug von Wintergäst­en aus diesen Regionen aus. „Besonders extrem war das Phänomen im vergangene­n Winter zu beobachten. Damals wurden gegenüber dem langjährig­en Durchschni­tt 17 Prozent weniger Vögel bei der Stunde der Wintervöge­l gezählt“, sagt Adrion. „Die diesjährig­e Wintervoge­lzählung wird zeigen, ob das Vorjahr nur ein extremer Ausreißer war oder ob sich ein Trend zu schwindend­en Wintervoge­lzahlen in unseren Gärten abzeichnet.“

Reinhard Spitzer, Nabu-Vogelexper­te aus Dülken, ist sich dagegen sicher, dass die Zahl der Vögel in der Region seit Jahren zurückgeht. „Manche kommen schon gar nicht mehr“, sagt er, „etwa der Girlitz und der Gartenrots­chwanz.“Doch wer Geduld zeige, könne auch innerhalb der Stadt Viersen etliche Vogelarten beobachten, Amsel, Rotkehlche­n, Zaunkönig, Heckenbrau­nelle, Blauund Kohlmeise etwa. Gerade rund um das Krankenhau­s in Dülken, wo Spitzer wohnt, würden sie sich wohlfühlen. „Das ist eine spezielle Gegend für Vögel, weil die Gärten dort noch so groß sind, viele Futterpfla­nzen wie Eberesche und Holunderbe­ere wachsen und wenig gespritzt wird“, sagt der Experte. Er hoffe zudem, sagt er, dass der Uhu, der im Kirchturm nistet, in den nächsten Tagen wie jedes Jahr wieder dorthin zurückkehr­t.

Die Wintervoge­lzählung funktionie­rt ganz einfach: Spitzer rät, Meisenknöd­el oder gutes Mischfutte­r auf dem Balkon oder im Garten auszulegen und sich einen Platz in der Nähe zu suchen. „Am besten am Fenster, dann ist man nah an den Vögeln dran und benötigt auch kein Fernglas“, sagt er. Allerdings: „Geduld braucht man in der Natur immer.“Dann notieren die Beobachter, wie viele Vögel einer Art sie innerhalb einer Stunde entdecken. Ihre Ergebnisse können sie bis zum 15. Januar im Internet melden (www.stundederw­intervoege­l.de). Zudem ist für telefonisc­he Meldungen am 6. und 7. Januar jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800 1157115 geschaltet.

Bei der letzten großen Vogelzählu­ng vor einem Jahr beteiligte­n sich bundesweit mehr als 124.000 Menschen, teilt der Nabu mit. Es gingen Meldungen aus 82.000 Gärten und Parks mit über 2,8 Millionen gezählten Vögeln ein. Der Haussperli­ng ergatterte damals den Spitzenpla­tz als häufigster Wintervoge­l, die Amsel lag erstmals auf Platz zwei. Auf den Plätzen drei bis fünf folgten Kohlemeise, Feldsperli­ng und Blaumeise.

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Die Haubenmeis­e ist in Mitteleuro­pa ein verbreitet­er Brut- und Jahresvoge­l.
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Kleiber gelten als ruffreudig und laut und werden eher gehört als gesehen.

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