„Wir haben noch einiges vor“
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende über die Koalitionsverhandlungen.
Frau Dreyer, 56 Prozent sind ein knappes Ergebnis. Ist das Ausdruck von Misstrauen Martin Schulz und der Parteiführung gegenüber?
DREYER Nein. Der Parteitag hat eine sehr respektvolle Debatte geführt. Ich bin stolz auf unsere Partei, dass sie auch in polarisierenden Fragen fair und solidarisch miteinander diskutiert.
Was bedeutet das Ergebnis für das Mitgliedervotum, das es nach erfolgreichen Koalitionsverhandlungen geben wird?
DREYER Jetzt werden wir harte Koalitionsverhandlungen führen. Ich habe immer gesagt, Sondierungen und Koalitionsverhandlungen sind zwei Paar Schuhe. Damit unsere Mitglieder am Ende zustimmen, brauchen wir Fortschritte in den Verhandlungen.
Braucht es nun einen konkreten Ansatz für Erneuerung, um das Mitgliedervotum zu entschärfen?
DREYER Uns allen ist sehr wichtig, dass die Erneuerung der SPD nicht ins Hintertreffen gerät. Wir haben auch beschlossen, schon im März dazu konkrete Vorschläge zu machen.
Ihre Partei drängt auf Nachbesserungen in mehreren konkreten Punkten. Birgt das nicht die Gefahr, dass nun auch die Union ihrerseits noch Nachbesserungen einfordert?
DREYER Sondierungen waren der erste Schritt, mit Koalitionsverhandlungen folgt nun der zweite. Wir haben viel erreicht bei Europa, bei Bildung, Arbeit, Rente und für Familien. Aber wir haben auch noch einiges vor. Wir werden natürlich noch einmal über die Fragen der sachgrundlos befristeten Arbeitsverträge, der Zwei-KlassenMedizin reden und auch über eine Härtefallregelung beim Familiennachzug. JAN DREBES UND MARTIN KESSLER FÜHRTEN DAS INTERVIEW.