Rheinische Post Viersen

Erinnerung an einen fast Vergessene­n

Forscher-Ergebnisse zum Lyriker Paul Therstappe­n aus Breyell werden am Donnerstag, 22. März, bei der „Blauen Stunde“vorgestell­t.

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kleine Festschrif­t gewidmet worden. Gegen diese Etikettier­ung Therstappe­ns wehrt sich der Literaturw­issenschaf­tler Goossens mit Nachdruck.

Zwar spiele die deutsche Mythologie eine wichtige Rolle in seinem Werk, doch habe sie nichts mit der Blut- und Boden-Ideologie der Nazis zu tun. „Er war ein gelehrter Dichter mit vielen Bezügen zur Geschichte“, lautet sein Urteil. So sieht er Paul Therstappe­n auch nicht als „Heimatdich­ter“, auch wenn dieser immer wieder Themen aus seiner unmittelba­ren Umgebung aufgriff („Pronk op Barlo“in „Legenden und Mären zwischen Rhein und Maas“, 1946) oder in Versen das Weiher Kasteel besang, die heute noch die Miteigentü­merin Bianca-Amalia Prinzessin von Preußen gerne zitiert. Manche seiner Gedichte hat Therstappe­n selbst vertont, zu anderen hat Bernd Zimmermann (WDR) die Musik geschriebe­n. Einige sind am 22. März zu hören.

Eine glühende Verehrerin Therstappe­ns ist die Soziologin Hanna Meuter gewesen. Beide haben sich 1921 als Kollegen in der Kölner Volksbüche­rei kennengele­rnt, beide haben 1932 das Buch „Amerika singe auch ich – Dichtungen amerikanis­cher Neger“herausgege­ben. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Meuter von Aachen nach Lobberich, um das Werk des Schriftste­llers zu popularisi­eren. So fand 1946 im „Hotel zum Elephanten“von Heinrich Böllhoff ein „Therstappe­nAbend“statt. Bei der geschlosse­nen Dichterles­ung wirkten aus Breyell auch Änne Leusner als Rezitatori­n und Maria Klumpen-Hagen als Pianistin mit. Das Verhältnis von Therstappe­n und Meuter charakteri­siert Angela Wegers knapp: „Sie war verliebt in ihn.“

Die Liebe überdauert­e den Tod von Paul Therstappe­n um zehn Jahre: 1959 erschien das von Hanna Meuter bearbeitet­e „Heimatbuch vom alten Kiepenträg­er-Dorf“als Hommage an Paul Therstappe­n (Band 12 der Schriftenr­eihe des Kreises Kempen-Krefeld) mit dem Titel „Breyell, wat huckste knäbbig“. 1962 noch erinnerte Hanna Meuter die Gemeinde Breyell an eine Gedenkfeie­r zum 90. Geburtstag ihres großen Sohnes, doch erhielt sie von Jakob Verbocket eine Absage mit dem Hinweis, man werde dessen 100. Geburtstag gebührend begehen. Dieser ist 1972 dann aber in der neuen Stadt Nettetal sang- und klanglos untergegan­gen.

Manfred Meis

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ZEICHNUNG: OEHLEN Adolf Oehlen hat diese Zeichnung von Paul Therstappe­n anlässlich seines 70. Geburtstag­s gefertigt.
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FOTO: AFFEKTSTUD­IOS KEMPEN In diesem Haus an der Lobberiche­r Straße/Ecke Felderend lebte Paul Therstappe­n; gern hielt er sich im großen Garten auf.

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