Rheinische Post Viersen

Hehleraner Pfadfinder sind allzeit bereit

Das alte Schulgebäu­de in Schwalmtal-Hehler ist Heimat der Pfadfinder vom Stamm Franken. Rund 100 Kinder und Jugendlich­e lernen dort, wie man ein Zelt aufbaut, auf offenem Feuer kocht oder mit Karte und Kompass den Weg findet

- VON BIRGITTA RONGE

SCHWALMTAL „Das ist das beste Hobby, das man haben kann“, sagt Peter Campen über die Pfadfinder­ei. Er wuchs mit den Geschichte­n von Zeltlagern und Abenteuerf­ahrten auf, schon seine Eltern waren begeistert­e Pfadfinder. So war es für Peter Campen selbstvers­tändlich, ebenfalls Pfadfinder zu werden. Einst war er ein Wölfling, seit 2009 leitet der 23-jährige Student selbst eine Meute von Wölflingen.

Rund 100 Kinder, Jugendlich­e und junge Erwachsene haben im alten Schulgebäu­de in Schwalmtal­Hehler einen Platz für ihr Hobby gefunden. Das Pfadfinder­heim „Exploris“ist Heimat der Pfadfinder vom Stamm Franken. Die Jüngsten sind die Wölflinge – Jungen und Mädchen im Grundschul­alter, die in Gruppen, so genannten Meuten, gemeinsam spielen, basteln, Schnitzelj­agden veranstalt­en. Sie lernen, „Geheimschr­iften“zu entziffern oder Tipis zu bauen. Wenn die Kinder in die fünfte Klasse kommen, werden aus den Meuten Sippen, aus kleinen Wölflingen große Sipplinge. Derzeit gehören den zwei Meuten beim Stamm Franken je rund 15 Kinder an, außerdem gibt es acht Sippen für Jungen und Mädchen.

Geleitet werden die Gruppen von erfahrenen Pfadfinder­n. An der Spitze steht die Stammeslei­tung, die jetzt für zwei Jahre neu gewählt wurde. Vorsitzend­e ist die 21-jährige Anne Campen, ihr Stellvertr­eter ist Peter Campen. Gruppenlei­ter des Stamms unterstütz­en die beiden im Vorstandst­eam. Alle tragen das Emblem, von dem kleine Wölflinge träumen, auf der Kluft: den Aufnäher mit dem Logo „Allzeit bereit“.

Um dieses Abzeichen zu bekommen, legen die Pfadfinder viele Prüfungen ab. Schon die Wölflinge beweisen ihre Kenntnisse, etwa in Knotenlehr­e, um ein orangefarb­enes Halstuch zu bekommen. Die Älteren können das Jungpfadfi­nderHalstu­ch, blau-rot gestreift, erwer- ben. Um das „Allzeit bereit“-Abzeichen zu bekommen, müssen die Jugendlich­en schon etwas älter sein, denn dafür müssen sie viel leisten – unter anderem ein Zelt allein aufbauen, eine Fahrt vorbereite­n, ein Fahrrad flicken, mit Karte und Kompass eine rund 35 Kilometer lange Strecke zurücklege­n, Tierspuren lesen, über offenem Feuer Wasser zum Kochen bringen. Das Abzeichen sei etwas Besonderes, sagt Marie Poos (16) von der Stammeslei­tung: „Man freut sich, wenn man es hat. Es bedeutet uns was.“

Wichtiger Teil der Pfadfinder­ei sind die Fahrten – im Sommer ins Zeltlager, zum Jahresabsc­hluss in eine Jugendherb­erge. Für dieses Jahr haben die Pfadfinder vom Stamm Franken mehrere Fahrten geplant: Das Pfingstlag­er schlagen sie in Lage an der Lippe auf, die Sommerfahr­t führt für zwei Wochen nach Polen. Zusätzlich planen Meuten und Sippen eigene Touren übers Wochenende. Die Fahrten fördern Selbststän­digkeit und Verantwort­ungsbewuss­tsein, auch schon bei den Wölflingen, erzählen die Gruppenlei­ter. „Von den Eltern kommt oft die Rückmeldun­g, dass ihr Kind gewachsen sei, Selbstbewu­sstsein entwickelt habe“, erzählt Anne Campen. Die Kinder helfen beim Zeltaufbau und beim Frühstückm­achen – wer was macht, wird gemeinsam besprochen. „Wir sagen nicht, was gemacht wird“, betont Anne Campen, „wir lassen die Kinder mitentsche­iden“. Die Fahrten stärken auch den Teamgeist, haben die Pfadfinder erfahren: „Das schweißt zusammen, wenn man zwei Wochen in einem Zelt schläft“, sagt Peter Campen. Auch das Georgsfeue­r, das einmal im Jahr in Erinnerung an den Patron der Pfadfinder, den Heiligen Georg, entzündet wird, stärkt den Zusammenha­lt: Am Nachmittag wird die Legende nachgespie­lt, danach erhalten die Pfadfinder, die eine Prüfung bestanden haben, ihre Abzeichen. Hat sich eine Sippe gegründet, wird ihr neuer Wimpel den anderen offiziell präsentier­t.

„Es ist sehr abwechslun­gsreich, da mögen die Kinder sehr, und wir sind viel draußen“, erzählt Marie Poos (16) über das Hobby. Durch die Gemeinscha­ft entwickelt­en sich enge Freundscha­ften. Poos: „Das sind Freunde fürs Leben.“

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RP-FOTO: KNAPPE Sie leiten den Stamm Franken (v.l.): Piet Bergh, Anne Campen, Marie Poos, Christina Gehnen, Juliane van Leuck, Peter Campen und Konrad Wolsing.

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