Der sonderbare Masters-Sieger
Meister der Herzen wird US-Golfer Patrick Reed wohl nicht mehr.
AUGUSTA (sid) Patrick Reed nahm die extravagante Modesünde bewusst in Kauf, der 27-Jährige ist schließlich seit jeher um Aufmerksamkeit bemüht. Im pinken Shirt und dem wohl begehrtesten grünen Jackett der Welt schritt der Texaner also stolz über die Anlage des Augusta National Golf Club – und bejubelte den Triumph beim US Masters mit der Person, die ihm nicht nur kleidungstechnisch am nächsten stand. „Ich danke vor allem meiner Frau, die mich schon immer unterstützt hat“, sagte Reed. Was zunächst wie eine zigfach geäußerte Plattitüde klang, besaß einen wahren Kern: denn Ehefrau Justine, neben ihrem grünen Oberteil mit einer pinken Weste und einer grellen Hose ausgestattet, ist die mentale Stütze des sonderbaren Patrick.
Auch aufgrund der psychischen Stabilität war es ihm am finalen Sonntag gelungen, die Angriffe der Rivalen zu kontern. Zu Beginn der Runde hatte Nordirlands Star Rory McIlroy attackiert, auf den Schlussbahnen dann Reeds Landsleute Rickie Fowler und Jordan Spieth. Sie mussten sich letztlich mit den Plätzen zwei und drei begnügen, weil Reed in den brenzligen Situationen sein bestes Golf auspackte.
„Ich habe das Golf gezeigt, das ich benötige, um dort hinzukommen, wo ich sein will“, sagte Reed, der in seiner selbstüberzeugten Art nachschob: „Ich will die Nummer eins der Welt werden.“Durch den Triumph beim ersten Major der Saison verbesserte er sich auf Rang elf der Weltrangliste, „aber ich hoffe, dass ich noch viel erreichen kann“.
Zuzutrauen ist es ihm nach der Gala-Vorstellung an der Magnolia Lane jedenfalls. Während Superstar Tiger Woods einen 32. Rang belegte, der zweimalige Champion Bernhard Langer (Anhausen) 38. wurde und Martin Kaymer (Mettmann) auf dem 48. Platz landete, hatte Reed bei seinem fünften Masters-Start schon nach der zweiten Runde an der Spitze gelegen.
Schon zu College-Zeiten hatte Reed mutige, mitunter sogar unerlaubte Entscheidungen getroffen. So soll er einmal einen fremden Ball gespielt haben, weil sein eigener zu tief im Rough lag. Dass er wegen des seit Jahren andauernden Familienstreits weiterhin seine Eltern von Turnieren auslädt, ist auch beileibe kein einfacher Entschluss. „Ich bereue nichts“, meinte Reed, der sich bereits vor Jahren mit einem gewissen Tiger Woods und „den anderen Legenden des Golfs“auf eine Stufe gestellt hatte. „Ich stehe zu allem, was ich mache und sage.“