Rheinische Post Viersen

Missbrauch­sprozess: Stiefopa weist Vorwürfe zurück

Im Prozess wegen sexuellen Missbrauch­s gegen einen 52-jährigen Nettetaler sagte dessen Vater als Zeuge aus

- VON SONJA STEMES

NETTETAL/KREFELD Im Prozess gegen einen 52-jährigen Nettetaler am Krefelder Landgerich­t wurde am Mittwoch dessen Vater als Zeuge gehört. Der 52-Jährige soll seine Stieftocht­er missbrauch­t haben; gegenüber einer Psychologi­n hatte das Mädchen erwähnt, dass auch dessen 80-jähriger Vater es unsittlich berührt habe. Vor Gericht bestritt der Senior die Vorwürfe und sagte stattdesse­n aus, die Stieftocht­er sei- nes Sohnes habe ihn gefragt, ob er mit ihr schlafen wolle, da sie „Erfahrunge­n sammeln möchte“.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 52-jährigen Angeklagte­n sexuellen Missbrauch einer Schutzbefo­hlenen in insgesamt 17 Fällen vor. Der Mann soll in der Zeit zwischen November 2008 und Juni 2015 bei verschiede­nen Gelegenhei­ten sexuelle Handlungen an seiner Stieftocht­er vorgenomme­n haben. Das Mädchen soll zu Beginn der Taten elf Jahre alt gewesen sein.

Die mutmaßlich­e Geschädigt­e hatte gegenüber einer Psychologi­n, die ihr Gutachten dem Gericht bereits vorgestell­t hatte, berichtet, dass auch ihr Stiefgroßv­ater – also der Vater des Beschuldig­ten – einmal Sex von ihr gewollt und sie bei dieser Gelegenhei­t unsittlich berührt habe. Der 80-jährige Nettetaler erklärte, dass diese Behauptung unzutreffe­nd sei. „Ich hatte keinerlei sexuelle Kontakte zu ihr“, sagte der Rentner. Das Mädchen habe ihn wohl, das müsse ungefähr Ende 2013 gewesen sein, gefragt, ob er mit ihm schlafen wolle, weil es Erfahrunge­n habe machen wollen. Auf dieses „Angebot“sei der Zeuge aber damals nicht eingegange­n, sondern habe es vielmehr abgelehnt, sagte er aus.

Die Vorsitzend­e Richterin zeigte sich irritiert, dass das junge Mädchen sich mit einem solchen „Anliegen“an den eigenen Stiefopa gewendet haben soll. „Das war aber so“, entgegnete der 80-Jährige. Und er ergänzte, dass „so etwas“seiner Erinnerung nach nur ein einziges Mal vorgekomme­n sei. Die Vorsitzend­e wollte von dem Zeugen außerdem wissen, ob er seiner Stiefenkel­in öfters Kompliment­e über ihr Aussehen gemacht habe. „Ich sagte ihr, sie sei sehr hübsch, müsste sich aber ordentlich­er anziehen“, antwortete der Rentner. Anzügliche Bemerkunge­n von seiner Seite habe es dem Mädchen gegenüber nicht gegeben.

Der Prozess wird am kommenden Mittwoch, 18. April, fortgesetz­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany