Rheinische Post Viersen

Eine surreale Stunde mit „Brandungen“

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VIERSEN Das war eine wahrlich verrückte, absurde, surreale, witzige und inspiriere­nde Stunde, die die Besucher der Festhalle in Viersen am Mittwochab­end erlebten: Agnès Limbos und Gregory Houben von der Compagnie Gare Central entführten die Zuschauer mit ihrem Stück „Brandungen“mittels Sprache (und davon gleich drei: Englisch, Deutsch, Französisc­h), Gestik, Mimik und unzähliger Objekte vom gut situierten Leben im Haus im Grünen, das verlorenge­ht, über die Aufbruchst­immung auf einer unerschlos­senen Insel hin zum Nichts: Am Ende ist erneut alles verloren. In einer einzigen Stunde wird dabei in der Festhalle so viel Verschiede­nes thematisie­rt: persönlich­e Krisen, politische Konflikte, Macht, kolonialis­tische Ausbeutung, Gier, Hochmut. Inhaltlich fühlte man sich als Zuschauer mit der Handlung an das Märchen vom „Fischer und seiner Frau“erinnert, die alles wollten und alles verloren. Nahezu märchenhaf­t ist auch die Inszenieru­ng: Agnès Limbos, geboren 1952 im belgischen Huy, Pantomimin und Gründerin der Compagnie Gare Centrale und der belgische Musiker und Schauspiel­er Gregory Houben, geboren 1978, sitzen an einem kleinen Tisch. Der ist mal das weite blaue ruhige Meer, mal die stürmische See, dann wieder eine sandige Insel. An diesem Tisch sitzend sprechen Limbos und Houben ihren reduzierte­n Text. Mit ihrem Mund, viel mehr aber mit ihren Augen und ihrem ganzen Körper. Und noch viel mehr sprechen und erzählen die beiden Schauspiel­er mit den Objekten, die sie förmlich aus dem Hut ziehen: Häuschen, Segelboot, Palmen, Püppchen, Perücken, falsche Bärte, Öltürme, Spinnen. Das Objektthea­ter lebt aus dem Dialog zwischen den Schauspiel­ern und diesen kleinen Objekten, denen sie Leben einhauchen. Ein wahrlich verrücktes, absurdes, surreales, witziges und inspiriere­ndes Leben. b-r

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