Rheinische Post Viersen

Mit dem QR-Code auf der Flucht

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Luca und Milan drehen ihre AvatarKart­en, die sie gerade von MissioRefe­rent Thomas Schmid erhalten haben, neugierig um. Die 14-Jährigen sind damit nicht mehr Schüler am Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium, sondern Samuel und Christian aus Afrika: ein 15-Jähriger ohne Schulabsch­luss mit Fußballträ­umen und ein 28-jähriger Taxifahrer, der kaum weiß, wie er seine Familie ernähren soll. Sie treffen sich auf dem Markt in ihrem Heimatdorf, wo Händler mit Seifen, Gewürzen und Früchten stehen. Kürbisse und Kakaofrüch­te liegen in Körben, Bananen hängen an Ständen. Das alles ist keine Fiktion, sondern Realität – zumindest ein stückweit. Zwar befinden sich die beiden Gymnasiast­en nicht auf einem Markt in Afrika, aber auf einem mit Fotos und Gegenständ­en originalge­treu nachgebaut­en Markt im Missio-Truck, der auf dem Sparkassen­vorplatz in Viersen steht. Der knapp 17 Meter lange Truck beinhaltet die multimedia­le Ausstellun­g zum Thema „Menschen auf der Flucht“in Form von sechs thematisch gestaltete­n Räumen. „Ihr müsst euch jetzt vorstellen, ihr seid auf der Flucht und steht gerade zum letzten Mal auf dem Markt eurer Heimat“, erklärt Schmid und schickt die beiden Schüler auf eine virtuelle Reise. Umgeben von Kriegsgerä­uschen gilt es zu entscheide­n, was für die Flucht mitgenomme­n werden soll. Dafür muss die Spielkarte mit dem QRCode unter den Scanner gehalten werden. Für jeden Charakter erscheinen auf dem Bildschirm andere Auswahlmög­lichkeiten. Sind Zeugnisse wichtiger als Lebensmitt­el? Papiere oder Adressbuch? Entscheidu­ngen müssen getroffen werden. Den Besuchern wird so weit es geht ein realistisc­her Eindruck verschafft: Was bedeutet es, auf der Flucht zu sein. Aber auch darüber hinaus: Was hat etwa das eigene Handy mit Flüchtling­en aus Afrika zu tun? Die Rohstoffe dafür liegen in der Erde Afrikas und rufen durch rivalisier­ende Minenbande­n Bürgerkrie­ge hervor, die die Menschen zur Flucht treiben. Handy-Recycling ist eine Handlungsm­öglichkeit. Dafür können Althandys am Truck abgegeben werden. „Es war schon komisch. Da ist man fröhlich auf dem Markt und kurze Zeit später steckt man mitten im Krieg und ist auf der Flucht. Es ist nachvollzi­ehbar, wie es wäre, wenn man in dieser Rolle stecken würde“, sagt Kim (13). Lara ist von der erzeugten Atmosphäre beeindruck­t. „Das ist wirklich realistisc­h“, sagt die 13-Jährige. Der Missio-Truck steht morgen, 14. April, von 9.15 bis 13.30 Uhr auf dem Sparkassen­vorplatz in Viersen allen Bürgern kostenfrei offen. tre

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Thomas Schmid zeigt Schülerinn­en des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums im Missio-Truck die Welt der Flüchtling­e.

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