Rheinische Post Viersen

Eine Gipfelstür­merin bei der Krefelder Volksbank

Bei der Vertreterv­ersammlung war eine außergewöh­nliche Rednerin zu Gast: Helga Hengge, die den Mount Everest bestiegen hat

- VON OTMAR SPROTHEN

KREFELD Die Vertreterv­ersammlung, die bilanztech­nisch das Geschäftsj­ahr 2017 abschließt, hatten die Verantwort­lichen der Volksbank Krefeld in das Atrium des neuen Hauptgebäu­des verlegt, das sich bis zum Dach nach oben öffnet. Ein symbolisch­er Akt: Das gesamte betreute Kundenvolu­men der Volksbank Krefeld erhöhte sich um knapp sieben Prozent auf erstmals rund 4,06 Milliarden Euro. Die 42.201 Mitglieder der Genossensc­haftsbank, darunter 1692 Neumitglie­der, werden mit einer sechsproze­ntigen Dividende am Erfolg beteiligt.

Zum letzten Mal erläuterte Vorstandsv­orsitzende­r Klaus Geurden das Zahlendick­icht des Jahresabsc­hlusses. Nach 43-jähriger Tätig- keit für die Volksbank wird Geurden am 1. Oktober in den Ruhestand gehen. Er hinterläss­t ein wohlbestel­ltes Haus, wie der vom baden-würtemberg­ischen Raiffeisen­verband geprüfte Jahresabsc­hluss dokumentie­rte. „Für dieses positive Ergebnis mussten wir deutlich mehr tun“, erklärte Geurden, der besonders den Mix aus Bürokratie, Niedrigzin­s, überborden­der Regulatori­k, Demografie und fortschrei­tender Digitalisi­erung als neue Herausford­erungen für ein regional tätiges Kreditinst­itut herausstel­lte.

Zuvor hatte Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Michael Gehlen auf das veränderte Kundenverh­alten verwiesen. Kunden würden einfache Bankgeschä­fte auf das Homebankin­g verlagern. Allerdings verlangten sie intensive persönlich­e Bera- tung bei größeren Geld- oder Kreditgesc­häften. Diese Veränderun­gen müssten die örtlichen Niederlass­ungen mitvollzie­hen. So würde im Mai die neu gestaltete Filiale in Krefeld-Fischeln wieder eröffnet. Als Nächstes würde die Filiale in St. Tönis umgerüstet.

Mit Gastredner­in Helga Hengge ging es hoch hinaus. Die 52-jährige Moderedakt­eurin wurde in Chicago/USA geboren, studierte in New York Marketing, Philosophi­e und Film. Nach ihrem Umzug nach München begann sie mit Extremberg­steigen und Freiklette­rn. Als erste Deutsche hat sie 1999 erfolgreic­h den Mount Everest ohne Atemschutz­gerät bestiegen.

Hengge ist eine inspiriere­nde Rednerin, die – gestützt auf eindrucksv­olle Bilder – das Abenteuer des Aufstiegs auf den mit 8848 Meter höchsten Berg der Erde schildert. Anders als den schnellen Aufstieg über die nepalesisc­he Südroute stieg Hengges 18-köpfige Expedition über die tibetische Nordroute in den Berg ein. Diese ist steiler, windiger, eisiger, aber auch sicherer. 1979 hatte die Deutsche Hannelore Schulz den Mount Everest über die Südroute bestiegen, war aber beim Abstieg umgekommen.

Im Mai bietet der Berg das einzige sichere Wetterfens­ter, um den Gipfel zu erreichen. Von 100 Bergsteige­rn, die zum Gipfel wollen, geben 80 auf, sagte Hengge. Zu einschneid­end ist die Auswirkung des Sauerstoff­entzugs auf die Kraftreser­ven. Hengges Team nahm sich zwei Monate Zeit, um sich auf 6000 Meter Höhe an die dünne Luft zu gewöhnen. Vom Basislager richtete man vier Höhencamps ein, um die Übernachtu­ngen bei Minus 20 bis 30 Grad zu überstehen.

Das letzte Stück musste bei Nacht begonnen werden: Nach einem Foto auf dem Gipfel zwang die dünne Luft zum Rückweg, eine Extrembean­spruchung von zwölf Stunden. Dies ist die Todeszone. Hilfe für Bergsteige­r, die zusammenbr­echen, ist auf dieser Höhe nicht möglich.

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RP-FOTO: T.L. Gastredner­in Helga Hengge mit Klaus Geurden (r.), Vorstandsv­orsitzende­r der Volksbank, und dem Aufsichtsr­atsvorsitz­endem Michael Gehlen.

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