Rheinische Post Viersen

Was den Fußball im Kern ausmacht

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Irgendetwa­s geschieht alljährlic­h mit dieser Bundesliga, sobald sich die Nummerieru­ng der Spieltage in den 30er-Bereich bewegt. Was sich in den 29 Spieltagen zuvor oft genug in zähen Bahnen bewegt, wo Spiele Geschichte­n krampfhaft bemühen, statt sie auf dem Rasen zu erzählen, da wirkt im Saisonends­purt plötzlich alles seltsam klar. Wenn die Spielzeit sich dem Ende nähert, reduziert sich der Fußball auf das Wesentlich­e, dann bietet er das, was ihn im Kern ausmacht. Und das ist gut so, weil das bei allem Tam-Tam drumherum letztlich der Fußball ist, für den sich die Zuschauer begeistern.

In diesen Wochen sind auf einmal Spiele und ihr Ausgang nicht mehr egal. Mannschaft­en müssen gewinnen oder dürfen nicht verlieren, weil eben bis zu Spieltag 34 nicht mehr viel Luft bleibt, um noch etwas zu korrigiere­n. Es sind Spieltage, an denen ein Hamburger SV zwar kaum noch eine Chance auf den Klassenerh­alt hat und gerade deswegen mit einem Sieg wie dem gegen Freiburg Aufbruchst­immung entfachen kann. Es sind Spieltage, an denen Fans und Verantwort­liche wieder das Rechnen anfangen, das eben zum Fußball dazugehört. Wenn die „Wenn, dann...“-Szenarien diskutiert werden können, wenn gebangt, gehofft, gejubelt und gezittert wird.

Im April und Mai merkt die Liga wohl am Ende selbst, wie gut es ihr tut, wenn die Duelle nachlassen, deren Ergebnis fast schon egal ist. Wer sich die neun Paarungen des kommenden Spieltags anguckt, wird keine finden, in denen es für mindestens eins der beteiligte­n Teams nicht noch um etwas geht – sei es um die Champions League, die Europa League oder den Kampf gegen den Abstieg. Die Bundesliga zieht im Endspurt ihre Relevanz endlich wieder stärker aus dem Fußball selbst als aus dem, was im Nachgang aus ihm gemacht wird.

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