Lüpertz wettert gegen die „verblödete Gesellschaft“
VIERSEN (b-r) Auf dem Weg von München nach Düsseldorf hat Markus Lüpertz, einer der bekanntesten Künstler der Gegenwart, am Wochenende eine Stippvisite in Viersen eingelegt. Der ehemalige Rektor der Kunstakademie Düsseldorf, der in Rheydt eines seiner Ateliers führt, sprach in der Kunsthalle Viersen zur Ausstellungseröffnung seines früheren Schülers Junior Toscanelli.
„Junior Toscanelli ist ein Maler, wie er sein soll“, lobte Lüpertz. „Er kann nur malen, malen. Am ausdrucksstärksten formuliert er, wenn er malt – und am verständlichsten.“Toscanelli, 1971 in Siegburg geboren, fiel er seinem früheren Professor nach dessen Rede sichtbar bewegt und glücklich in die Arme. Seine Bilder haben die Malerei zum Thema: Motive bleiben erkennbar, lösen sich aber in Farbe und Oberfläche auf. Sie seien, so Toscanelli, „Anlass, um eine Ebene zu beschreiben, die jenseits unserer Realität“ liege. Toscanelli und Lüpertz pflegen seit der Düsseldorfer Zeit (1987– 1994) einen „guten Umgang“und treffen sich zwei-, dreimal jährlich.
Es habe, so der Künstler, „Unterhaltungswert“, wenn Lüpertz spreche. Viel mehr als das: der nicht unumstrittene Maler reflektierte in Viersen wortgewaltig und in blumiger, poetischer Sprache über Maler: Sie „sind Krieger, alle Maler sind Ausgezeichnete und Berufene“, deren Aufgabe „das permanente Augenöffnen einer erblindenden Gesellschaft“ist. Er wetterte gegen „dekoratives Gutaussehen“in der Kunst, das die „Norm“sei, gegen ungebildete Feuilletonisten und die „verblödete Gesellschaft“. Lüpertz’ Resümee: „Malerei ist göttlich“. Toscanellis Ausstellung ist bis 27. Mai freitags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr in der Kunsthalle Viersen, Süchtelner Straße 74, zu besichtigen.