Rheinische Post Viersen

Befreiung des „Verlorenen Zugs“

-

In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs setzten sich aus dem Konzentrat­ionslager Bergen-Belsen drei Züge in Bewegung. Sie waren besetzt mit so genannten „Austauschj­uden“, Menschen, die die Nationalso­zialisten wegen ihrer Nationalit­ät oder sonstigen Verbindung­en für geeignet hielten, als Geiseln gegenüber anderen Staaten zu dienen. Der erste dieser Transporte wurde etwa eine Woche nach der Abfahrt von amerikanis­chen Truppen befreit, der zweite erreichte Theresiens­tadt. Der dritte Zug ging auf eine Irrfahrt durch den noch unbesetzte­n Teil Deutschlan­ds. Unter katastroph­alen Verhältnis­sen starben die Eingesperr­ten an Hunger und Krankheite­n, außerdem kam es unter den geschwächt­en Männern, Frauen und Kindern zu einer Flecktyphu­s-Epidemie. Die Toten wurden an den Gleisen verscharrt, die Überlebend­en blieben in den Waggons eingesperr­t. Am 23. April 1945 wurde der so genannte „Verlorene Zug“von Soldaten der Roten Armee in der Nähe des brandenbur­gischen Ortes Tröbitz befreit. Die rund 700 Einwohner des Ortes versuchten, die fast 2000 Todkranken und Geschwächt­en zu versorgen. Fast 200 Menschen waren während der Fahrt gestorben, an den Folgen und am Flecktyphu­s starben noch Hunderte in den Wochen danach. Heute erinnern mehrere Gedenkstät­ten in Tröbitz an die Menschen, die dem Transport im „Verlorenen Zug“zum Opfer gefallen sind.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany