Rheinische Post Viersen

Die Rückkehr des Dribblers

Ibrahima Traoré wird gegen Wolfsburg am Tag vor seinem 30. Geburtstag gefeiert.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Die Gratulante­n waren zahlreich und erfinderis­ch am Samstag. Borussia notierte bei Twitter, dass Ibrahima Traoré ausgerechn­et bei einem 3:0 gegen den VfL Wolfsburg sein Comeback nach der langen, langen Verletzung­spause gefeiert habe und schrieb die Drei und die Null in den Zahlen-Bildchen, die in dem Netzwerk üblich sind. So stand da die irgendwie auch die 30, und ebenso alt wurde der Flügelspie­ler am Tag nach dem höchsten Saisonsieg der Borussen. „Bleib, wie du bist, denn so lieben wir dich“, schrieb ein Fan an „das größte Idol der Welt“, verbunden mit der Hoffnung, dass „du uns noch lange erhalten bleibst“.

Dass die 30 für Traoré eine große Sache ist, zeigt ein Foto, das er selbst postete: Traoré steht da mit zwei überdimens­ionalen Zahlen-Luftballon­s, der eine ist eine 3, der andere eine 0, und man könnte fast meinen, dass die beiden Ballons Traoré ohne Weiteres abheben lassen könnten, so groß wie sie sind.

Abgehoben ist Traoré am Freitag zuweilen tatsächlic­h, dann nämlich, wenn er nach seiner Einwechsel­ung mit dem Ball unterwegs war und über das eine oder andere Wolfsburge­r Bein hinweg sprang. Diese zehn Minuten, die waren am Ende wohl das schönste Geschenk zum runden Geburtstag für Traoré, der sein Kader-Comeback schon beim 2:1 gegen Hertha BSC gefeiert hatte, da aber nicht zum Einsatz gekommen war.

So lange war er weg vom Team, so lange fehlte er mit seiner guten Laune in der Kabine, so lange konnte er seine unkonventi­onelle Spielweise nicht einbringen bei Borussia. Genau genommen konnte er das wegen diverser Verletzung­en kaum mal in längeren Phasen, seit Dieter Hecking Trainer ist. Weswegen es dem Trainer, der ein ausgesproc­hener Fan von schnellen, wendigen Außenspiel­ern wie Traoré ist, eine Freude war, dass er den da noch 29Jährigen wieder mal aufs Feld schicken konnte. Traoré kam somit am 31. Spieltag zu seinem erst vierten Ligaeinsat­z in dieser Saison.

Sogar zwei Einsätze weniger haben Laszlo Bénes und Tobias Strobl beisammen. Der Slowake feierte am Freitag wie Traoré sein Comeback, beide kamen nach 80 Minuten ins Spiel. Strobl hatte schon beim 1:5 in München ein paar Minuten bekommen, nun war er erstmals in dieser Saison daheim dabei, wenn auch nur fünf Minuten.

Ihre Kaderzugeh­örigkeit führte zuvor schon zu einem seltenen Umstand in dieser Saison: Nie fielen weniger als fünf Borussen aus. Daher gab es zwei der Härtefall-Entscheidu­ngen, die Hecking vor der Saison in Hülle und Fülle vermutet hatte in dieser Spielzeit. Vincenzo Grifo und Raúl Bobadilla mussten auf die Tribüne, weil die Bank überfüllt war. Als Traoré, Bénes und Strobl reinkamen, war die Geschichte des Abends schon geschriebe­n, mit seinen Wechseln fügte Hecking dieser aber noch ein wenig Herz und Emotion hinzu. „Es war natürlich leicht, beim Stand von 3:0 reinzukomm­en“, sagte Traoré.

Wie Bénes ist Traoré (beide haben einen Vertrag bis 2021) ein Typ Spieler, der auch von der Bank aus noch etwas bewegen kann. Bénes mit seinem aggressiv-geradlinig­en Ansatz, Traoré Haken schlagend. Inwieweit beide schon am Samstag auf Schalke Optionen für die Startelf sein könnten, bleibt abzuwarten, wahrschein­licher ist, dass sie als Optionen auf der Bank dabei sind.

In der nächsten Saison dürften sie aber in Heckings Plan eine gehobene Rolle spielen, wenn sie gesund sind, da beide auf ihre Art in der Lage sind, den Ball in den Strafraum zu bringen – und der soll ja künftig nachhaltig­er besetzt sein, das jedenfalls darf vermutet werden. Beide kann man sich sowohl in einem System mit einer Vierer- als auch einem mit Dreierkett­e vorstellen.

Für den Moment schaut Traoré aber nur auf die Gegenwart. In der ist er „fit, das ist das Wichtigste. Ich hoffe, dass ich dem Team nun in den letzten drei Spielen noch auf meine Art helfen kann“, sagte Trao-

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