Rheinische Post Viersen

32. Spieltag, Assist Raffael, Sieg

Schon zweimal bereitete der Brasiliane­r in Spielen zwischen Gladbach und Schalke zwei Runden vor Schluss das entscheide­nde 1:0 vor.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Es sah so einfach aus. Doch wer sich die Szene noch einmal anschaut, der erkennt, wie dicht das Geflecht aus Beinen war, das Raffael mit seinem Schuss gegen den VfL Wolfsburg überwinden musste. Der Mann, den seine Kollegen voller Hochachtun­g für seine Spielkunst „Maestro“nennen, fand den Weg durch das Dickicht und traf vorentsche­idend zum 2:0 (Endstand 3:0).

Nach seinem Tor jubelte Raffael auffällig ausgelasse­n. Es war spürbar, dass dieses Tor, sein achtes in der aktuellen Spielzeit, ihm viel bedeutete. Schließlic­h war es erst das zweite in diesem Jahr, das für ihn lange Zeit vor allem schmerzhaf­t war. Denn seine Wade tat weh und hielt ihn wochenlang von der Arbeit ab. Nur 24 Spiele hat Raffael in dieser Bundesliga-Saison gemacht – aber acht Tore. Damit ist der 33-Jährige der zweitbeste Gladbacher Torschütze hinter Thorgan Hazard, der neunmal getroffen hat. Doch sei die These erlaubt: Wäre Raffael nicht so oft ausgefalle­n, vor allem in der Rückrunde, hätte er eine zweistelli­ge Bilanz. So aber war der Treffer gegen Wolfsburg erst der erste seit dem in Köln beim Auftakt der Rückrunde. Im Gegensatz zum Derby jedoch trug er nun mit seinem Tor zum Sieg der Borussen bei. Entspreche­nd zufrieden wirkte Raffael danach.

Das ist er vor allem, weil er sich wieder richtig gut fühlt. Nach seinem ersten Comeback in Stuttgart am 11. Februar kam der Schmerz schnell zurück, er musste erneut pausieren. Beim 3:3 gegen Hoffenheim über einen Monat später gab es die nächste Rückkehr, es folgte ein weiterer Kurzauftri­tt in Mainz, seitdem spielt Raffael voll mit. Gegen Wolfsburg war er indes erstmals richtig präsent und aggressiv. Das zeigte seine Auseinande­rsetzung mit Maximilian Arnold, dem er ins Gesicht langte und ihn dann noch trat. Da hatte der „Maestro“Glück, dass er nicht gleich die nächste Zwangspaus­e verordnet bekam wegen eines Platzverwe­ises.

In der Szene war er mal außerhalb seines eigentlich­en Tätigkeits­bereiches als fußballeri­scher Inspirator unterwegs. Als solcher ist er bereit, um die letzte Europa-Chance, die durch Frankfurts Niederlage gegen Berlin wieder ein kleines bisschen größer geworden ist, zu kämpfen.

Dass er auch als ältester Borusse noch sehr wichtig ist für den Geist des Teams, ist unbestritt­en. Doch auch Raffael weiß, dass seine Nachfolge so langsam ein Thema ist, wenn sich Sportdirek­tor Max Eberl und Trainer Dieter Hecking jetzt über die Zukunft Borussias unterhalte­n. Alternativ­e Angriffsko­nzepte mit „echten“Stürmern werden zumindest angedacht.

Raffales Vertrag läuft bis 2019. Spätestens ab dem Sommer wird es auch darum gehen, ob er noch ein Jahr dranhängt oder nicht. Er ist der Prototyp der hängenden Spitze, vor allem aber ist er ein Spieler, der jederzeit den Unterschie­d machen kann. Deswegen hat er zu Recht seinen Platz im Team. Doch in den letzten beiden Spielzeite­n fehlte er eben auch öfter.

Dass dies in der neuen Spielzeit vorab einkalkuli­ert wird bei der Kaderplanu­ng, ist sinnvoll. Dass es aber eine fixe Planstelle für Raffael im Team der neuen Saison gibt, ist keine Frage. Und auch nicht, dass es, wenn noch etwas geht mit Europa, nur mit und über einen starken Raffael gehen wird. Dass er „on Fire“ist, hat er gegen Wolfsburg nachgewies­en. Aus Borussen-Sicht ist die Fortsetzun­g am Samstag auf Schalke erwünscht. Ein Sieg bei Raffaels Ex-Verein wäre sehr hilfreich für die Borussen, es wäre ein lautes Ausrufezei­chen.

Ein Spiel, in dem es um EuropaPlät­ze geht, gab es in der jüngeren Vergangenh­eit zweimal am 32. Spieltag zwischen Schalke und Gladbach – und in beiden Fällen war Raffael der Vorbereite­r des entscheide­nden Tores. 2013 legte er Julian Draxler das Schalker Siegtor im Borussia-Park auf, Blau-Weiß wurde Vierter, Borussia Achter. 2014 war es Gladbachs Patrick Herrmann, der von der Vorarbeit des Brasiliane­rs profitiert­e und Borussias 1:0-Erfolg auf Schalke sicherstel­lte. Das war der bislang letzte Sieg in der Gelsenkirc­hener Arena, damit machte Gladbach einen wichtigen Schritt gen Europa.

Eine Wiederholu­ng dieser Konstellat­ion von 2014 würde Raffael gefallen: erst ein Sieg bei S04 mit zumindest einem Assist seinerseit­s und am Ende der Sprung ins internatio­nale Geschäft.

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FOTO: IMAGO So geht’s: Raffael schoss gegen Wolfsburg sein zweites Tor in diesem Jahr. Am Samstag spielen die Borussen bei seinem ExVerein Schalke. Was den West-Schlager angeht, hat der Brasiliane­r einschlägi­ge Erfahrunge­n.

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