Fortuna sucht den Sportvorstand
Der Bundesliga-Aufsteiger möchte einen weiteren starken Mann in der Führungsetage – aber nicht zwingend sofort.
DÜSSELDORF Erfolgreiche Strukturen bewahren und sich gleichzeitig weiterentwickeln. Mit dieser Gratwanderung haben alle Unternehmer zu kämpfen – und natürlich auch die mittlerweile als Unternehmen geführten Fußballklubs. Ein Verein, der zuletzt sehr erfolgreich gearbeitet hat, ist Fortuna Düsseldorf. Der Traditionsverein hat mit einer speziellen Aufstellung im operativen Geschäft, die ausdrücklich die Beibehaltung der Vereinsstruktur betont, den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga geschafft.
Nun steht er vor der Frage, wie man die Führungsebene den Gegebenheiten in der obersten deutschen Spielklasse anpasst, ohne die bisherigen Erfolgsgaranten zu vergraulen. Dabei geht es zuvorderst um einen starken Mann im sportlichen Bereich. „Wir suchen jemanden für die Vorstandsebene“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir wollen uns im Vorstand personell breiter aufstellen. Ein zusätzlicher Sportdirektor unterhalb des Vorstands macht in einer solchen Aufstellung keinen Sinn mehr.“
Bisher hat die Fortuna im sportlichen Führungsgremium eine im Profifußball eher außergewöhnliche Aufstellung. Für den Bereich Spielerverpflichtungen ist vorrangig ein Trio zuständig: Chefscout Uwe Klein und der Leiter des Lizenzbereichs, Robert Palikuca, sowie der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer. Auch der ehrenamtliche Sportvorstand Erich Rutemöller und Trainer Friedhelm Funkel werden zu Rate gezogen. „In der Aufstellung, die wir jetzt haben, waren wir sehr erfolgreich und sind in die Bundesliga aufgestiegen“, sagt Ernst. „Deshalb haben wir auch großes Zutrauen in die Kaderplanung. Wir tun gut daran, dem Team zu vertrauen.“
Fortunas Credo ist seit längerem, sich Schritt für Schritt und nicht in Hauruck-Manier zu entwickeln, sich als Bundesligist zu etablieren. Das Problem: Fortuna plant mit dem kleinsten Etat in der Bundesliga. Das wenige vorhandene Geld soll mit Bedacht eingesetzt werden. Über allem steht dabei die Mannschaft und der Kampf um den Klassenerhalt. Funkel konnte deshalb im Interview mit unserer Redaktion nicht nachvollziehen, warum der Aufsichtsrat die Installation eines Sportvorstands plant. „Nein, warum? Wir sind sehr gut aufgestellt. Wir müssen nach wie vor auf jeden Euro schauen, da investiere ich das Geld lieber in Spieler“, sagte der 64-Jährige.
Es ist auch gut möglich, dass in diesem Jahr gar kein neuer Sportvorstand kommt. „Wir sondieren die Möglichkeiten, sind dabei aber nicht unter Druck“, sagt Ernst. „Es wird keinen Schnellschuss geben, nur um die Position besetzt zu haben. Die Kaderplanung ist weit vorangeschritten. Deshalb können wir uns Zeit lassen. Wir brechen nichts übers Knie.“Dem Aufsichtsratsvorsitzenden ist dabei auch wichtig, dass es keinen Personalwechsel, sondern eine -aufstockung geben soll, in der sich besonders die erfolgreichen Kaderplaner nicht entmachtet fühlen sollen: „Uwe Klein und Robert Palikuca machen einen hervorragenden Job. Es ist mir auch persönlich sehr wichtig, dass sie weiter eine wesentliche Rolle spielen.“
Ein Name, der immer wieder mit Fortuna in Verbindung gebracht wurde, ist der in Düsseldorf geborene Jörg Schmadtke. Dass es Treffen zwischen den Verantwortlichen und dem früheren Kölner Geschäftsführer gab, steht außer Frage. „Mit Jörg Schmadtke bin ich unabhängig von aktuellen Themen regelmäßig in lockerem Austausch“, sagt Ernst. Ob er mit ihm auch konkreter gesprochen hat, will Ernst nicht kommentieren – vielleicht auch, weil Führungskräfte mit solcher Vita Gehaltsforderungen mitbringen, die Fortuna (noch) nicht stemmen kann. Im Gegensatz zu Klubs wie dem von VW mächtig unterstützten VfL Wolfsburg, bei dem Schmadtke nun angeheuert hat. Einer von dessen Vorgängern dort war Klaus Allofs, dessen Vertrag noch bis 2019 läuft und der dem Vernehmen nach bis dahin keinen anderen Job annehmen wird. Auch danach scheint ein festes Engagement bei Fortuna nahezu ausgeschlossen. Es ist gut möglich, dass deshalb auch ein jüngerer Kandidat mit weniger Erfahrung in den Fokus rückt. „Wenn jemand zu uns kommt, muss er die Idee von Fortuna und den Vereinsgedanken mittragen und die Herausforderung suchen, die Fortuna mit uns weiter nach vorn zu bringen. Wir müssen das Gefühl haben, er bringt uns weiter, und er passt ins Team“, betont Ernst, der mit dem neuen Mann auch Schäfer entlasten möchte. „Wir befinden uns in dieser Frage in enger Abstimmung mit allen Beteiligten, natürlich auch mit Robert Schäfer. Sollten wir einen geeigneten Kandidaten finden, sähe das Modell so aus: Der Vorstandsvorsitzende und der hauptamtliche Vorstand Sport sowie die unbezahlbare Erfahrung von Erich Rutemöller und Sven Mühlenbeck als weiteres Vorstandsmitglied.“Klar ist auch, dass sich ein anderer stärker ins Schweinwerferlicht stellen muss, wenn es beim aktuellen Personal bleibt. „Wenn sich kurzfristig keine Lösung ergeben sollte, wird Rutemöller sicher in der Außenwirkung etwas präsenter in Erscheinung treten“, sagt Ernst. Übers Knie gebrochen wird jedenfalls sicher nichts.