Japaner lockt Karateka aus aller Welt an
In der vergangenen Woche war Toshimitsu Arakaki bei BW Concordia Viersen zu Gast. Seine Seminare waren heiß begehrt. Selbst Sportler aus Kanada scheuten die weite Anreise nicht, um unter dem Inhaber des 10. Dan zu trainieren.
VIERSEN Das Stimmengewirr der Frauen und Männer unterschiedlichsten Alters in der Turnhalle der Anne-Frank-Gesamtschule verstummt als Toshimitsu Arakaki die Halle betritt. Mit einem Schlag liegt eine ganz besondere Atmosphäre in der Luft. Mit zielstrebigen Schritten geht der 75-jährige Japaner zur Längsseite, wo auf einem aus drei Sportkästen gestapelten Podest die gerahmten Fotos von Shoshin Nagime, dem Begründer der Stilrichtung Matsybayashi Shorin Ryu Karate, und seinem Sohn stehen. Japanische Schriftzeichen sowie die japanische und deutsche Flaggen rahmen das Ensemble ein. Der Meister des 10. Dan verneigt sich ehrfurchtsvoll vom den Bildern. Dann erschallt das Wort „Shugo“. Die über 60 Sportler in ihren weißen Karate-Anzügen, dem sogenannten Gi, ordnen sich mit Blickrichtung auf die Fotografien in Zweierreihen versetzt stehend an, gehen auf die Knie und verneigen sich zusammen mit Arakaki. Dieser dreht sich um und eine erneute Verneigung erfolgt auf beiden Seiten.
Mit dieser traditionellen Begrüßung startete am Samstag ein Seminar, für das etliche der Teilnehmer in der Sporthalle der Viersener Gesamtschule eine Reise von mehreren tausend Kilometern auf sich genommen haben. Die Karate Abteilung von Blau-Weiß-Concordia Viersen hat den Karate-Meister aus Okinawa eingeladen – und der zieht die Sportler aus der ganzen Welt an. „Die Chance, gemeinsam mit Toshimitsu Arakaki trainieren zu können, möchte ich mir nicht entgehen lassen. Es ist etwas ganz Besonderes. Und daher bin ich für die Woche, die er in Deutschland ist, nach Viersen gereist. Es ist mir eine Ehre, hier sein zu dürfen“, sagt Simon Talbot, der aus Irland angereist ist und schon an den Tagen bei den angebotenen Seminaren dabei war. „Uns alle verbindet der gleiche Sport. Wir sind wie eine große Familie, die sich rund um die Welt trifft. Es ist neben dem Training eine wunderbare Gelegenheit, Freunde wiederzusehen. Wobei es schneller geht, nach Deutschland zu fliegen als nach Japan“, bemerkt Tony Gibson aus Kanada. Ebenfalls aus Kanada ist Frank Baer angereist. „Ich war seinerzeit einer der ersten westlichen Sportler, die bei Toshimitsu Arakaki auf Okinawa trainiert haben. Die Gelegenheit, jetzt wieder einmal mit ihm zu trainieren, wollte ich mir nicht entgehen lassen“, sagt Baer.
Für alle ist es offenbar etwas ganz Besonderes bei dem Meister, der mit dem 10. Dan die höchste Leistungsstufe seiner Sportart trägt und zudem auch Vizepräsident des Verbandes der Stilrichtung Matsybayashi Shorin Ryu Karate ist, zu trainieren. Neben Iren und Kanadiern sind auch Kareteka aus weiten Teilen Deutschlands und Europas nach Viersen gekommen.
„Toshimitsu Arakaki hat uns 2015 das erste Mal besucht, und wir freuen uns sehr, ihn jetzt wieder begrüßen zu dürfen“, sagte Guido Engels, Leiter von Concordias Karateabteilung. Der Besuch des Meisters hat sich gelohnt, alle Seminare in der vergangenen Woche waren ausgebucht. „Alle haben sehr leidenschaftlich und intensiv trainiert“, sagte Arakaki. Wobei es nicht nur die Kampfkunst an sich ist, die er beim Karate vermittelt. Es sind auch die Werte, die dahinter stehen und ein großes Stück der japanischen Kultur.