Rheinische Post Viersen

Hinderniss­e stoppen Sehbehinde­rte

In und an der Ludbach-Passage in Lobberich unterbrech­en Schilder das Leitsystem. An einer Stelle will die Stadt nachbesser­n.

- VON EMILY SENF

LOBBERICH Peter Gladbach ist täglich in Lobberich unterwegs. Der 70-Jährige geht dort einkaufen und macht Erledigung­en. Seine Strecken kennt der Rentner gut. Er weiß, wo er abbiegen muss, wo ausweichen. Sollte ein unerwartet­es Hindernis auftauchen, vibriert sein Stock. Denn Gladbach ist blind. Seine Laser-Gehhilfe zeigt ihm, wann es nicht mehr weitergeht. Daneben verlässt sich Gladbach auf das taktile Bodenleits­ystem der Stadt. An einigen Punkten in Lobberich hake es aber, meint er. „Knackpunkt­e“seien die Ludbach-Passage und die Hochstraße.

Auch die SPD-Fraktion findet den Zustand in und an der Ludbach-Passage für blinde oder sehbehinde­rte Menschen nicht tragbar. Am Fuß der Rolltreppe in der Passage wurde ein Geländer in die Bodenplatt­en des Leitsystem­s eingesetzt. „Das ist frech, menschenve­rachtend“, sagt die Parteivors­itzende Tanja Jansen. Gladbach sagt: „Dort muss ich von der Leitlinie weg. Ich kenne den Weg, aber ich habe mich auch schon mal verlaufen.“Was er davon hält, dass dort ein Geländer steht? „Ich habe auch schon mal vor Wut geschimpft“, sagt Gladbach, sachkundig­er Bürger bei „Wir in Nettetal“(WIN).

An sich mache er niemandem einen Vorwurf, sagt der 70-Jährige: „Wer nicht sehbehinde­rt ist, macht sich keine Gedanken.“Doch für ihn und andere Betroffene geht es um die Sicherheit. In seiner Heimatstad­t Düren sei er wegen mangelnder Kennzeichn­ung eine Treppe hinunter gefallen.

Die Fläche in der Passage ist öffentlich gewidmet, heißt es von der Stadt, für die Verkehrssi­cherheit sei aber der Besitzer zuständig. Der – die niederländ­ische Ten Brinke Gruppe – habe das Geländer nach dem Bau 2011 nachträgli­ch installier­t, berichtet die Technische Beigeordne­te Susanne Fritzsche: „Weil es dort wohl Probleme gab.“Sie sagt aber auch: „So kann es nicht bleiben.“

Eine Möglichkei­t sei, die Antirutsch­matte am Fuß der Rolltreppe schmaler zu machen. „Man muss klären, ob man das Geländer dann noch braucht“, sagt Fritzsche. Denn manchmal würden dort zusätzlich noch Fahrräder dran angeschlos­sen, wenn die regulären Stellplätz­e voll seien. Die Ten Brinke Gruppe hat auf eine Anfrage unserer Redaktion dazu nicht reagiert.

Ein weiteres, ungünstig angebracht­es Schild neben der Passage hatte die Stadt im Juli 2017 angeordnet; als Markierung für Beginn und Ende der Fußgängerz­one. Einer der

Pfähle steht nicht im, aber unmittelba­r neben dem Leitsystem. „Da müssen wir ran“, sagt Fritzsche.

Unterschie­dliche Auffassung­en gibt es für die Hochstraße. „Dort nutze ich die Regenrinne als Leitsystem“, sagt Gladbach. Der Blindenstr­eifen sei zu nah an der Hauswand, in manchen Bereichen würden Warenständ­er der Geschäfte den Weg versperren. In der Antwort auf eine Anfrage der WIN-Fraktion von Februar 2016 heißt es, der Mindestabs­tand von 60 Zentimeter­n werde entlang Hoch-/Markt-/Von-Bocholtz-Straße bis zu 80 Prozent eingehalte­n. Auf der Marktstraß­e sei es aufgrund der Flächenver­hältnisse nicht überall möglich. Dort betrage der Abstand 35 Zentimeter, sagt Fritzsche: „Ausreichen­d.“Wegen der Auslagen suche man regelmäßig mit den Händlern das Gespräch. Dass die Streifen nicht weiß, sondern grau sind, sei nicht falsch: „Es muss ein starker Kontrast zum Rest sein.“

„Ich habe auch schon mal vor Wut geschimpft“Peter Gladbach Sachkundig­er Bürger

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Die SPD-Fraktion um Tanja Jansen beklagt die Zustände an und in der Lobberiche­r Ludbach-Passage
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Die SPD-Fraktion um Tanja Jansen beklagt die Zustände an und in der Lobberiche­r Ludbach-Passage
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany