Rheinische Post Viersen

Drmic ist Kopfmensch und Kämpfer

Borussias Mittelstür­mer hatte einen Wechsel in Erwägung gezogen, dann streikte der Rücken. „Vielleicht lag es daran“, sagt der Schweizer, der nun wieder im Mannschaft­straining ist. Was ihn freut: Das lädierte Knie ist kein Thema mehr.

- VON GEORG AMEND FOTO: IMAGO (ARCHIV)

MÖNCHENGLA­DBACH Es sind knapp 90 Minuten, die für Josip Drmic einen Schritt zurück in die Normalität bedeuten – wieder einmal. Die Trainingse­inheit am Dienstagna­chmittag ist die erste, in der er mit Borussias verblieben­em Kader wieder voll mit dem Ball dabei ist. „Rückenbesc­hwerden“lautete die offizielle Diagnose, die den Schweizer seit Anfang September begleitete. Nun kann Drmic sagen: „Der Rücken schmerzt nicht mehr. Ich kann wieder ackern, um wieder auf 100 Prozent zu kommen.“

Denn dabei sieht sich Drmic noch lange nicht. „Ich bin jemand, der bei 100 Prozent ist, wenn er nichts hat. Jetzt fehlen aber noch ein paar Sachen, ein paar Einheiten, Spiele“, sagt Drmic im Gespräch mit unserer Redaktion. Ob er am Freitag, wenn Borussia ab 18.45 Uhr beim Wiener SC ein Testspiel bestreitet, dabei sein wird, ist fraglich nach der doch recht langen Ausfallzei­t. Woher die Probleme kamen, darüber könne man diskutiere­n, sagt Drmic. „Auf einmal hat das ganze System hinten zugemacht“, beschreibt der 26-Jährige. Eine MRT-Untersuchu­ng ergab, dass ein Nerv eingeklemm­t war. Die Ursache? „Stress, Überbelast­ung, den Bereich vielleicht nicht richtig angesteuer­t, nicht richtig vorbereite­t gewesen – darüber kann man nur spekuliere­n“, sagt Drmic und ergänzt: „Bemerkensw­ert ist aber, dass das passiert ist in der Phase, in der ich gehört habe, dass ich bei der Nationalma­nnschaft nicht mehr dabei bin und in der ich überlegt habe, ob ich hier bei Borussia bleibe. Vielleicht ist es auch deswegen passiert“, sagt Drmic. Er ist durchaus ein Kopfmensch, dem negative Gedanken auf den Körper schlagen können. Als ihn im Vorjahr der zweite Knorpelsch­aden im Knie ereilte, konnte er nach eigener Aussage niemanden um sich herum gebrauchen, der keine positive Energie beisteuert­e.

Umso mehr schmerzten ihn Spekulatio­nen, dieser Knorpelsch­aden könne sein Karriereen­de bedeuten .- mit 25 Jahren. Doch auch das gehört zu Drmic: Er ist ein Kämpfer. Nach intensiver Behandlung und viel Arbeit kam er zurück, genau in einer Phase, als Borussia durch viele Verletzte ohnehin arg gebeutelt war – und überzeugte mit vier Toren in sechs Spielen derart, dass Nationaltr­ainer Vladimir Petkovic ihn für die WM nominierte. Als Drmic dann noch beim 2:2 gegen Costa Rica auf Vorarbeit von Denis Zakaria in Russland traf, war das Fußballer-Märchen perfekt. Indes ist es eben kein Märchen, die Rückenbesc­hwerden waren ein herber Rückschlag.

„Ich war echt auf einem Top-Niveau“, sagt Drmic, der aber gleich mit Blick auf den neuen Torjäger Alassane Plea einschränk­t: „Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass ich trotzdem nicht unbedingt meine Einsatzzei­ten bei Borussia bekommen hätte. Man hat sich für einen neuen Stürmer entschiede­n. Da ist es schwer.“Zumal Plea mit acht Toren in acht Pflichtspi­elen glänzend

eingeschla­gen ist. Doch Drmic wird das tun, was er in den vergangene­n Monaten immer wieder getan hat: kämpfen. „Ich fokussiere mich darauf, dass ich meinen Körper wieder auf 100 Prozent schraube“, sagt er. „In der Zeit, in der ich die Rückenbesc­hwerden hatte, habe ich mich auch mit meinem Knie beschäftig­t. Und da gab es die sehr gute Nachricht: Es sieht sehr gut aus. Ich kann heute sagen: Das Knie ist Geschichte.“Deshalb geht sein Blick nun „volle Kanne voraus“, ohne indes zu wissen, wie es wirklich für ihn weitergeht. „Viele Leute, meine Familie, Berater und Menschen, die mir viel bedeuten, fragen immer: Wie sieht deine Zukunft aus?“, sagt Drmic. Die Antwort: „Ich konzentrie­re mich nur auf den Moment. Das war früher mal anders, aber jetzt ist es so. Ich arbeite jeden Tag an mir, um für den Moment bereit zu sein.“

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Josip Drmic Mitte August im Testspiel gegen den FC Wegberg-Beeck: Damals haderte der Mittelstür­mer mit seiner Rolle bei Borussia, danach setzten die Rückenbesc­hwerden ein. Nun lebt der Schweizer im Moment.

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