Rheinische Post Viersen

Land wirbt um Käufer für das Präsidium

Der Stadt droht Konkurrenz bei der Entwicklun­g des alten Polizeiprä­sidiums: Der Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb bot das Areal auf der Immobilien­messe Expo Real Interessen­ten an. Das sorgt im Rathaus für Ärger, konkrete Pläne fehlen.

- VON ANDREAS GRUHN UND DENISA RICHTERS

Normalerwe­ise freut man sich als Stadt, wenn über einen gesprochen wird. Das taten die Mönchengla­dbacher Vertreter auf der Immobilien­messe Expo Real in München in den vergangene­n Tagen gerne und regelmäßig kund. Die Freude über einen Beitrag des landeseige­nen Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb­s (BLB) über Mönchengla­dbach allerdings war doch sehr verhalten. Denn der Landesbetr­ieb warb auf der internatio­nalen Investoren­schau in der bayerische­n Landeshaup­tstadt intensiv um einen Käufer für das alte Polizeiprä­sidium. Nur wenige Schritte vom Messestand der Gladbacher entfernt verkündete eine Broschüre des BLB auf einer Doppelseit­e: „Im Herzen von Mönchengla­dbach - Objekt mit Entwicklun­gspotenzia­l.“

Diese an mögliche Käufer gerichtete Werbung sorgte in der Mönchengla­dbacher Stadtspitz­e für Irritation­en. Denn das Rathaus sähe es am liebsten, wenn eine Projektges­ellschaft unter Beteiligun­g der Stadt, der Hochschule und anderen Partnern das Areal entwickelt, und zwar mit einer hochschuln­ahen Nutzung. Von Dienstleis­tungen und hochschuln­aher Nutzung ist auch in dem Verkaufspr­ospekt die Rede. Das könnte für private Investoren interessan­t sein, was der Stadt Konkurrenz schaffen würde. „Wir haben unser Interesse sehr deutlich hinterlegt“, sagte Oberbürger­meister Hans Wilhelm Reiners. Stadtdirek­tor und Planungsde­zernent Gregor Bonin betonte, es sei verabdrede­t, dass bis April 2019 an dieser Stelle nichts passieren werde. „Das und die Verfügbark­eit des Objekts ermögliche­n es uns, zu planen“, so Bonin. Das passt natürlich nicht zu einem auf einer Immobilien­messe angepriese­nen Verkauf des Komplexes durch den BLB als Eigentümer.

Um noch nicht sehr ausgereift­e Planungen für das Präsidium hatte es zuletzt reichlich Ärger gegeben. Die SPD hatte moniert, die Stadt habe seit Bekanntwer­den des Umzuges der Polizei ins neue Präsidium und dem Beschluss eines Rahmenplan­s noch nichts Konkretes erarbeitet. SPD-Fraktionsc­hef Felix Heinrichs hatte sich deshalb im Juli massiv verärgert gezeigt: „Seit Jahren wird darüber gesprochen, dass dieses Areal leer wird. Jetzt ist es so weit, und es ist nicht gelungen, eine Nachnutzun­g zu finden.“Die Situation ist paradox: Denn die Stadt hat ein Vorkaufsre­cht, muss aber nachweisen, dass sie das Areal für soziale Zwecke oder vordringli­che städtebaul­iche Projekte braucht.

Ein wesentlich­es Element in der städtische­n Argumentat­ion ist die enge Verzahnung mit der Hochschule Niederrhei­n. Das geht auch aus der Beschlussv­orlage zur Gründung einer Campus Mönchengla­dbach GmbH hervor, die im Hauptaussc­huss mehrheitli­ch angenommen wurde und heute auf der Tagesordnu­ng des Stadtrats steht. Darin wird die im Masterplan MG 3.0 ausgeführt­e „Hochschula­chse“mit der räumlichen Entwicklun­g beschriebe­n. Der Campus solle sich zum Landschaft­spark Dahl ausweiten, vor allem aber in Richtung Osten über die Theodor-Heuss-Straße und das Areal des alten Polizeiprä­sidiums bis zum Monforts-Quartier. Ein Ende 2017 „Letter of Content“ zwischen Stadt und Hochschule sieht außer dem Rahmenplan und dem Campus-Park auch einen Bahnhaltep­unkt Hochschule (inzwischen vom Tisch), die Fahrradstr­aße Blaue Route und einen Parkplatz an der Rheydter Straße vor. Der GmbH sollen Vertreter der Stadt und deren Tochter EWMG, der Hochschule und des BLB angehören. Mit der Gesellscha­ft soll die Entwicklun­g der Hochschule noch stärker unterstütz­t und mitgesteue­rt werden, heißt es.

Die Grundstück­sfläche des alten Polizeiprä­sidums wird im Verkaufspr­ospekt mit 35.297 Quadratmet­ern (Mietfläche 16.650 Quadratmet­er) beschriebe­n. Weite Teile stehen unter Denkmalsch­utz. Und: „Für eine Nachnutzun­g müssen Heizung und Versorgung­sleitungen neu errichtet werden.“

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FOTO: THEO TITZ Bis auf das Hochhaus stehen die Gebäude des alten Polizeiprä­sidiums an der Theodor-Heuss-Straße weitgehend unter Denkmalsch­utz.

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