Rheinische Post Viersen

Programmie­ren ist ein Kinderspie­l

Der Gladbacher Stephan Hillekamps hat mit seinem Start-up Codino eine Box entwickelt, mit der Schüler spielend erste Programmie­r-Codes lernen. Die Stiftung MGConnect hat 100 davon gekauft und verleiht sie an Schulen.

- VON ANDREAS GRUHN RP-FOTO: ANDREAS GRUHN

Fast alle Erfindunge­n sind vor allem eine Geschichte des Scheiterns, und das war bei Codino nicht anders. Über Jahre hat Stephan Hillekamps versucht, sich selbst das Programmie­ren von Computer-Codes mit Hilfe von Videos, Büchern, Apps und mehr beizubring­en. „Aber ich bin immer gescheiter­t“, sagt der 31-Jährige, der in Mönchengla­dbach an der Marienschu­le Abitur gemacht hat, Betriebswi­rtschaft studiert hat und jetzt als Produktman­ager bei Google in Berlin arbeitet. Denn allen Hilfs- und Lernmittel­n, die er ausprobier­te, fehlte eines: der spielerisc­he Aspekt, das schnelle Erfolgserl­ebnis. Dieser Gedanke war der Auslöser dafür, dass Hillekamps gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Mrozek das Start-up Codino gründete und einen Experiment­ierkasten zum Programmie­ren entwickelt­e, der das Programmie­ren zum Kinderspie­l macht.

Im November 2016 war das, als sie ihr Start-up gründeten und an Wochenende­n, im Urlaub und an den Abenden gemeinsam tüftelten an ihrem Plan. Nur ein Jahr später gewannen sie mit ihrem Produkt, dem Codino Starter-Kit, schon den Gründerpre­is des Bundesverb­ands der mittelstän­dischen Wirtschaft. „Das Verständni­s dafür, was Programmie­ren eigentlich bedeutet, ist die Eingangstü­r“, sagt Hillekamps. Inzwischen haben sie tausende der kleinen Kästchen verkauft, und davon jetzt auch 100 Exemplare nach Mönchengla­dbach gebracht. Die Stiftung MGConnect und die Wirtschaft­sförderung haben jetzt 100 Kästen gekauft, um sie interessie­rten Schulen in der Stadt zur Verfügung zu stellen. Kinder sollen programmie­ren lernen.

In der Box liegen dafür alle Materialie­n und Anleitunge­n bereit: ein Arduino Mini-Computer, ein kleines Display, Lautsprech­er, Bewegungsm­elder, ein Steckbrett, Kabel, eine Lampe, das Handbuch und vieles mehr. Damit können Schüler ab der siebten Klasse selbst erste Projekte bauen und programmie­ren. Hillekamps und Mrozek haben das Programmie­ren nämlich aus dem Computer herausgeho­lt. Kinder müssen als erstes mit den vorhandene­n Materialie­n etwas bauen, zum Beispiel einen Stromkreis, um eine Lampe zum Leuchten bringen zu können. Der Kasten ähnelt in diesem Schritt sehr einem Physik-Baukasten. Wenn der Stromkreis nach Anleitung gesteckt ist, dann muss die Software herunterge­laden werden und der entspreche­nde Code eingegeben, also programmie­rt werden. Erst wenn die Hardware, also der Stromkreis, weiß, was sie tun soll (und das gibt eben der Programm-Code vor), dann leuchtet die Lampe. Bauen, codieren, spielen, auf Englisch build, code, play, so nennen die beiden Gründer ihr Rezept zum Lernen von Programmie­rungen. Die Projekte bauen alle aufeinande­r auf und enden beim Bau und der Programmie­rung eines kleinen Keyboards, mit dem sich eine Melodie spielen lässt. „Es ist cool zu sehen, was Kinder dann daraus selbst weiter entwickeln und uns schicken“,sagt Hillekamps. Aus

der Lampe, der ersten Übung, wurde zum Beispiel bereits eine Ampelschal­tung programmie­rt.

Nicht nur in Schulen wird Codino bereits eingesetzt, auch Unternehme­n stellen dieses Programmie­r-Spiel der Belegschaf­t zur Verfügung. „In der Elektrotec­hnik ist es zum Beispiel immer wichtiger, rudimentär­e Kenntnisse und ein Grundverst­ändnis von Programmie­rung zu haben“, sagt Hillekamps. „Es geht nicht darum, fertige Programmie­rer auszubilde­n.“

„Schüler können heute sehr früh mit Smartphone­s umgehen“, sagt Axel Tillmanns von der Stiftung MGConnect. „Aber die Prozesse dahinter kennen sie nicht. Sie leben in einer digitalen Welt, aber begreifen sie nicht.“Deshalb stellt die Stiftung jetzt 100 Codino StarterKit­s den Gladbacher Schulen zur Ausleihe zur Verfügung.

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Codino-Gründer Stephan Hillekamps zeigt sein Starter-Kit.

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