Programmieren ist ein Kinderspiel
Der Gladbacher Stephan Hillekamps hat mit seinem Start-up Codino eine Box entwickelt, mit der Schüler spielend erste Programmier-Codes lernen. Die Stiftung MGConnect hat 100 davon gekauft und verleiht sie an Schulen.
Fast alle Erfindungen sind vor allem eine Geschichte des Scheiterns, und das war bei Codino nicht anders. Über Jahre hat Stephan Hillekamps versucht, sich selbst das Programmieren von Computer-Codes mit Hilfe von Videos, Büchern, Apps und mehr beizubringen. „Aber ich bin immer gescheitert“, sagt der 31-Jährige, der in Mönchengladbach an der Marienschule Abitur gemacht hat, Betriebswirtschaft studiert hat und jetzt als Produktmanager bei Google in Berlin arbeitet. Denn allen Hilfs- und Lernmitteln, die er ausprobierte, fehlte eines: der spielerische Aspekt, das schnelle Erfolgserlebnis. Dieser Gedanke war der Auslöser dafür, dass Hillekamps gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Mrozek das Start-up Codino gründete und einen Experimentierkasten zum Programmieren entwickelte, der das Programmieren zum Kinderspiel macht.
Im November 2016 war das, als sie ihr Start-up gründeten und an Wochenenden, im Urlaub und an den Abenden gemeinsam tüftelten an ihrem Plan. Nur ein Jahr später gewannen sie mit ihrem Produkt, dem Codino Starter-Kit, schon den Gründerpreis des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft. „Das Verständnis dafür, was Programmieren eigentlich bedeutet, ist die Eingangstür“, sagt Hillekamps. Inzwischen haben sie tausende der kleinen Kästchen verkauft, und davon jetzt auch 100 Exemplare nach Mönchengladbach gebracht. Die Stiftung MGConnect und die Wirtschaftsförderung haben jetzt 100 Kästen gekauft, um sie interessierten Schulen in der Stadt zur Verfügung zu stellen. Kinder sollen programmieren lernen.
In der Box liegen dafür alle Materialien und Anleitungen bereit: ein Arduino Mini-Computer, ein kleines Display, Lautsprecher, Bewegungsmelder, ein Steckbrett, Kabel, eine Lampe, das Handbuch und vieles mehr. Damit können Schüler ab der siebten Klasse selbst erste Projekte bauen und programmieren. Hillekamps und Mrozek haben das Programmieren nämlich aus dem Computer herausgeholt. Kinder müssen als erstes mit den vorhandenen Materialien etwas bauen, zum Beispiel einen Stromkreis, um eine Lampe zum Leuchten bringen zu können. Der Kasten ähnelt in diesem Schritt sehr einem Physik-Baukasten. Wenn der Stromkreis nach Anleitung gesteckt ist, dann muss die Software heruntergeladen werden und der entsprechende Code eingegeben, also programmiert werden. Erst wenn die Hardware, also der Stromkreis, weiß, was sie tun soll (und das gibt eben der Programm-Code vor), dann leuchtet die Lampe. Bauen, codieren, spielen, auf Englisch build, code, play, so nennen die beiden Gründer ihr Rezept zum Lernen von Programmierungen. Die Projekte bauen alle aufeinander auf und enden beim Bau und der Programmierung eines kleinen Keyboards, mit dem sich eine Melodie spielen lässt. „Es ist cool zu sehen, was Kinder dann daraus selbst weiter entwickeln und uns schicken“,sagt Hillekamps. Aus
der Lampe, der ersten Übung, wurde zum Beispiel bereits eine Ampelschaltung programmiert.
Nicht nur in Schulen wird Codino bereits eingesetzt, auch Unternehmen stellen dieses Programmier-Spiel der Belegschaft zur Verfügung. „In der Elektrotechnik ist es zum Beispiel immer wichtiger, rudimentäre Kenntnisse und ein Grundverständnis von Programmierung zu haben“, sagt Hillekamps. „Es geht nicht darum, fertige Programmierer auszubilden.“
„Schüler können heute sehr früh mit Smartphones umgehen“, sagt Axel Tillmanns von der Stiftung MGConnect. „Aber die Prozesse dahinter kennen sie nicht. Sie leben in einer digitalen Welt, aber begreifen sie nicht.“Deshalb stellt die Stiftung jetzt 100 Codino StarterKits den Gladbacher Schulen zur Ausleihe zur Verfügung.