Rheinische Post Viersen

Brachter Grenzwald wird renaturier­t

Das Naturschut­zgebiet Heidemoore wird in seinen ursprüngli­chen Zustand zurückvers­etzt. Die Arbeiten beginnen am Montag.

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KREIS VIERSEN (RP) Die Untere Naturschut­zbehörde des Kreises Viersen, die Biologisch­e Station Krickenbec­ker Seen in Nettetal und die Bezirksreg­ierung Münster stellen im Naturschut­zgebiet Heidemoore im Brachter Grenzwald in Brüggen die ursprüngli­che Vegetation wieder her. Die Arbeiten im Umfeld des Heidemoors „Sonsbeck“beginnen am Montag, 22. Oktober, und dauern rund drei Wochen. Ziel ist es, die offenen Binnendüne­n sowie Sandheiden mit ihrer typischen Vegetation zu erneuern. Dies teilte der Kreis Viersen mit.

Das Naturschut­zgebiet zeichnet sich durch noch gut erhaltene Biotope wie Heidemoore, Binnendüne­n, Moorgewäss­er und Birkenmoor­wald aus. Der umgebende Wald ist außerhalb der Dünen staufeucht und sehr licht. „Der Artenreich­tum, die gute Ausbildung der Gesellscha­ften und ein hervorrage­nder Biotopverb­und machen Heidemoore zu einem für das niederrhei­nische Tiefland sehr bedeutsame­n Schutzgebi­et“, erklärt Stephan Röttges, Abteilungs­leiter Natur, Landschaft, Jagd und Fischerei im Planungsam­t des Kreises Viersen.

Die ursprüngli­ch ausgedehnt­en Binnendüne­n zwischen den Heidemoore­n sind im 20. Jahrhunder­t komplett aufgeforst­et worden. Die dünentypis­che Vegetation ist heute nur noch kleinräumi­g vorhanden. Die meisten Dünen tragen Kiefernfor­ste und andere Baumbestän­de. „Um die offenen Dünen wiederherz­ustellen, müssen zunächst die Kiefern und das gesamte Kopfholz gefällt werden“, sagt Albert Erkens, der das Projekt für die Untere Naturschut­zbehörde betreut. Die Baumstubbe­n werden bis einige Zentimeter in den Boden hinein ausgefräst. Anschließe­nd plaggen die Arbeiter die oberste, humose Streuschic­ht bis auf den gewachsene­n Sand ab. Eichensäml­inge aus Naturverjü­ngung bleiben teilweise erhalten.

Durch diese Maßnahmen wird der Sand wieder sichtbar. Er ist Lebensraum für Dünenpflan­zen und viele Tierarten. So benötigen Zauneidech­sen und Feldgrille­n offenen lockeren Sand, um Eier abzulegen und Höhlen zu bauen. Durch das Plaggen werden Nährstoffe beseitigt. Diese nährstoffa­rmen Standorte benötigen viele gefährdete Arten wie Schlingnat­ter, Heidelerch­e und Ziegenmelk­er.

Die in diesem Bereich erfahrene Firma Landschaft­sbau Johannes Janßen aus Kalkar (Kreis Kleve) führt die Arbeiten aus. Die Kosten von rund 40.000 Euro deckt das Life-Projekt „Atlantisch­e Sandlandsc­haften“komplett. Zur weiteren Entwicklun­g der Dünen und Heiden gehört in den nächsten Jahren die Nachpflege von aufkommend­en Gehölzen. Schafe und Ziegen werden das Gebiet beweiden.

Die Maßnahme im Naturschut­zgebiet Heidemoore ist Teil des von der Europäisch­en Union geförderte­n Projekts „Atlantisch­e Sandlandsc­haften“zum Erhalt der biologisch­en Vielfalt. Dieses setzen die Bundesländ­er Nordrhein-Westfalen und Niedersach­sen gemeinsam um. Charakteri­stische Biotope der atlantisch­en biogeograp­hischen Region wie zum Beispiel Heide- und Dünenlands­chaften, artenreich­e Borstgrasr­asen und nährstoffa­rme Stillgewäs­ser werden dabei nachhaltig aufgewerte­t. Auch die Bestände der für diese Lebensräum­e typischen Arten, wie Knoblauchk­röte, Kreuzkröte, Schlingnat­ter und Zauneidech­se werden gestärkt.

Für die zehnjährig­e Laufzeit des Projektes steht beiden Bundesländ­ern insgesamt ein Budget von rund 16,9 Millionen Euro zur Verfügung. 60 Prozent der Mittel werden von der Europäisch­en Union gestellt, jeweils 20 Prozent von den beiden Bundesländ­ern. Die Verantwort­ung liegt in Nordrhein-Westfalen beim Landes-Umweltmini­sterium. Die Koordinati­on der Einzelmaßn­ahmen ist an die Bezirksreg­ierung Münster übertragen.

Nähere Informatio­nen dazu finden Interessie­rte im Internet unter der Adresse www.sandlandsc­haften.de.

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FOTO: KREIS VIERSEN So sehen die Heidemoore aktuell noch aus. Die Kiefern und das gesamte Kopfholz weichen der ursprüngli­chen Vegetation mit offenen Binnendüne­n sowie Sandheiden.

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