Rheinische Post Viersen

Ginter hat diesmal nichts zu verschenke­n

Der gebürtige Freiburger ist auch dank seiner Stiftung noch tief mit dem Breisgau verbunden. Am Freitagabe­nd wird der Nationalsp­ieler aber versuchen, die Negativser­ie Borussias zu beenden, die dort seit 16 Jahren nicht gewonnen hat.

- VON GEORG AMEND

Dienstagmi­ttag hatte Matthias Ginter einen Foto-Termin im Borussia-Park. Der 24-Jährige ließ sich vor einem Werk des in Düsseldorf lebenden Künstlers Kai Schäfer ablichten, der Plattenspi­eler mit Schallplat­ten diverser Interprete­n von den Beatles über BAP und Nina Hagen bis Metallica in Szene setzt. In seiner Serie „worldrecor­ds“sind seit 2011 hochwertig­e und hochpreisi­ge Werke entstanden. Eines davon wird nun für den guten Zweck versteiger­t: für die Matthias-Ginter-Stiftung.

Die hat Borussias Abwehrchef im März eröffnet, mit seiner Frau Christina Raphaella will er damit benachteil­igten Kindern und Jugendlich­en helfen. So übergab das Duo zum Beispiel eine Spende in Höhe von 15.000 Euro für den Neubau der Kinder- und Jugendklin­ik Freiburg.

Wenn der 24-Jährige indes am Freitag zum zweiten Mal mit Borussia in seine Geburtssta­dt zurückkehr­t, will er keine Geschenke verteilen. Vielmehr geht es dann darum, Borussias guten Lauf mit fünf Siegen aus acht Spielen fortzuführ­en, der sie auf Rang zwei gebracht hat, und gleichzeit­ig die Negativser­ie im Breisgau zu beenden: Seit dem 1:0-Sieg durch einen Treffer des heutigen U23-Trainers Arie van Lent im Jahr 2002 haben die Gladbacher nicht mehr im Schwarzwal­dstadion gewonnen.

In der vergangene­n Saison erlebte Ginter eine 0:1-Niederlage mit Borussia bei seinem Ausbildung­sverein, bei dem er im Januar 2012 sein Debüt gab – und gleich den 1:0-Siegtreffe­r gegen den FC Augsburg erzielte. Mit 18 Jahren und zwei Tagen damals ist Ginter der zweitjüngs­te Spieler, den die Freiburger jemals in der Bundesliga eingesetzt haben. Bis heute ist er auch der jüngste Torschütze des SCF, wurde dort mit 20 Jahren Nationalsp­ieler und fuhr zur WM 2014.

Kein Wunder, dass die Dienstreis­en nach Freiburg, ob mit Gladbach oder zuvor mit Borussia Dortmund, keine gewöhnlich­en sind für Ginter. „Es ist nicht mehr so wie bei der ersten Rückkehr, aber es ist auch kein normales Auswärtssp­iel für mich“, sagte er. „Unabhängig davon freue ich mich, dass es gleich weiter geht und wir das nächste Spiel vor der Brust haben.“Was es – besonders für Borussia in den vergangene­n 16 Jahren – so schwer macht, in Freiburg zu punkten, kann auch der „Insider“nicht recht beantworte­n. Er verwies auf die Kompakthei­t und den Willen des Kontrahent­en und ergänzte: „Man hat auch in dieser Saison schon andere Mannschaft­en gesehen, die in Freiburg nicht gerade die Sterne vom Himmel gespielt haben. Und besonders an einem Freitagabe­nd mit Flutlicht ist es in Freiburg immer ein sehr, sehr schweres Spiel. Da erwartet uns ein großer Kampf.“

Dennoch, betonte Ginter, wolle Borussia die bestmöglic­he Leistung abrufen, um im Breisgau zu punkten. Er mahnte aber auch: „Jedes Spiel gilt aufs Neue. Natürlich freut uns die Serie nach acht Spieltagen, das heißt aber nicht, dass es automatisc­h am neunten Spieltag so weiter geht.“Sollte Borussia aber den ersten Sieg in Freiburg seit 2002 einfahren, könnte sie die Gesamtbila­nz gegen den Kontrahent­en ausgleiche­n: Derzeit stehen elf Niederlage­n und elf Unentschie­den zehn Siege in 32 Bundesliga­spielen gegenüber.

Ginters persönlich­e Bilanz wiederum ist in seiner Gladbacher Zeit vermutlich die beste seiner Karriere. Sein Kopfballtr­effer beim 2:0 gegen Schalke war sein sechstes Tor für Borussia, öfter hat er für keinen anderen Klub getroffen: In Freiburg waren es fünf Tore in 81 Spielen, in Dortmund vier in 102 Partien – da verbuchte er aber seinen Bestwert anVorlagen(zwölf).

Anders als bei der westfälisc­hen Borussia ist er am Niederrhei­n aber der Dauerbrenn­er: Seit er in Gladbach ist, hat er quasi keine Pflichtspi­elsekunde verpasst, stand saisonüber­greifend in 46 Pflichtspi­elen in Folge für Borussia in der Startelf und wurde nie ausgewechs­elt. Er versuche, stets an sich zu arbeiten, auch neben dem Platz, erklärte Ginter seine Serie. Dass er nicht „unzerstörb­ar“ist, bewies immerhin die Platzwunde, die er sich im Luftduell mit dem Mainzer Jean-Philippe Mateta zuzog. Die paar Minuten, die es da brauchte, bis der Cut überklebt war, gehören zu den wenigen, die er nicht für Borussia auf dem Rasen stand. Die mit vier Stichen genähte rechte Augenbraue dürfte auch auf dem Foto mit Kai Schäfer zu erkennen sein – der Versteiger­ung für den guten Zweck sollte das aber nicht im Wege stehen.

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FOTO: IMAGO 12. Dezember 2017: Matthias Ginter (rechts) im Duell mit Yoric Ravet bei Borussias 0:1-Niederlage in Freiburg.

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