Schule: Hohe Zahl an Quereinsteigern
Viele Neulinge sind gänzlich unvorbereitet, wenn sie das erste Mal unterrichten.
DÜSSELDORF (kib) An Schulen in NRW unterrichten immer mehr Seiteneinsteiger. Jeder achte (12,3 Prozent) der 5929 zum neuen Schuljahr eingestellten Lehrer arbeitete zuvor in einem anderen Beruf. 2014 lag diese Quote noch bei 2,3 Prozent. Das geht aus aktuellen Zahlen des NRW-Schulministeriums und der fünf Regierungsbezirke hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Dennoch konnten per August 2018 nur 62 Prozent der Lehrerstellen in Nordrhein-Westfalen besetzt werden, 3700 Stellen blieben offen.
Seiteneinsteiger sollen dazu beitragen, den eklatanten Lehrermangel zu dämpfen. Nach Angaben des Schulministeriums fehlen in den kommenden zehn Jahren rund 15.000 Lehrkräfte. Dagegen gibt es im gleichen Zeitraum in NRW 16.000 Lehrer vor allem an Gymnasien in der Sekundarstufe II zu viel. Ein Vorstoß der Schulministerin, mit der Aussicht auf eine spätere Festanstellung mehr Gymnasiallehrer vorübergehend an Grundschulen zu holen, brachte bisher nicht den gewünschten Erfolg.
Für das neue Schuljahr wurden in NRW 732 Seiteneinsteiger eingestellt, im Vorjahr waren es erst 543. Die meisten von ihnen kommen an Grundschulen zum Einsatz, wo der Lehrermangel besonders stark ausgeprägt ist. Dort dürfen sie Kunst, Musik, Sport und Englisch unterrichten. Doch auch Berufskollegs und Gesamtschulen greifen der Statistik zufolge gern auf Quereinsteiger zurück. Das NRW-Schulministerium betonte, dass Seiteneinsteiger an weiterführenden Schulen in der Regel einen zweijährigen berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst absolvieren.
Kritik entzündet sich jedoch daran, dass die Quereinsteiger vom ersten Tag an ohne große Vorbereitung vor der Klasse stehen. „Wir wollen, dass sie eine gute Qualifizierung bekommen, schon bevor sie unterrichten“, sagte Dorothea Schäfer, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW ) in NRW. Der nordrhein-westfälische Lehrerverband hingegen hält das für unzureichend: „Auch die Beschäftigten an Gymnasien und Gesamtschulen, Berufskollegs und Weiterbildungskollegs müssen in ein ausgewogenes Gesamtkonzept einbezogen werden“, forderte Verbandschef Andreas Bartsch.