Rheinische Post Viersen

Schulsozia­larbeit auf vier Pfoten

Seit Anfang Oktober ist Alexandra Jansen als Sozialarbe­iterin an der Gesamtschu­le Brüggen tätig. Ihre Hündin Jona begleitet sie und hilft, das Eis zu brechen und den Kontakt zu den Schülern zu erleichter­n.

- VON BIRGIT SROKA RP-FOTO: DETLEF ILGNER

Brüggen Alexandra Jansen kennt sich in der Region gut aus. Die 28-Jährige, die aus Leuth stammt, hat schon in der Jugendhilf­eeinrichtu­ng Schloss Dilborn, in einer Mutter-Kind-Gruppe in Kaldenkirc­hen und im Don-Bosco-Heim in Viersen gearbeitet. Zuletzt war Jansen fünf Jahre als Streetwork­erin in Niederkrüc­hten tätig, bevor sie jetzt Anfang Oktober eine neue Stelle an der Gesamtschu­le Brüggen angetreten hat.

Ihre fast fünfjährig­e Hündin Jona, ein Mix aus Australian Shepherd und Border Collie, begleitet sie überall hin. Jona ist ein ausgebilde­ter Pädagogik-Begleithun­d. Das Wissen gibt Jansen auch an andere weiter: Mit ihrer Kollegin Daniela Schramm leitet Jansen im eigenen Schulungsz­entrum Hundehalte­r an, um den Hund zum Bürohund, zum Besuchs-, Schul- oder Therapiehu­nd auszubilde­n.

An der Gesamtschu­le Brüggen ist Jansen nun als Schulsozia­larbeiteri­n tätig. Zu ihren Aufgaben gehört es, Kinder zu begleiten, um in Gruppenarb­eit zu lernen. Beim Tischgrupp­en-Training für Fünftkläss­ler, im Förderunte­rricht für Fünft- und Sechstkläs­sler und im Kommunikat­ionstraini­ng geht sie möglichen Konflikten auf den Grund und beobachtet die Dynamik in der Gruppe. Die Kinder, so erklärt Jansen, sollen dadurch in der Stabilisie­rung ihrer Persönlich­keit unterstütz­t werden.

„Im Förderunte­rricht geht es beispielsw­eise darum, wie ich meinen Schultisch vorbereite, oder auch darum, wie ich meinen Tornister packe“, erklärt die Sozialpäda­gogin. Einige Kinder hätten mehr Defizite als andere – und würden dann auch besonders gefördert. Wann immer der Hund integriert werden könne, sei Jona dabei. Jansen: „Wenn ich Themen mit Schülern besprechen möchte, kann Jona zum Beispiel eine Themenkart­e herauszieh­en. Das lockert die Situation schon auf“, erklärt sie. Es sei schon ein großer Unterschie­d gewesen, als sie in der ersten Woche ohne Hund zur Schule gekommen sei, um sich zu orientiere­n: „Als ich dann mit Hund da war, kamen direkt viel mehr Schüler auf mich zu“, berichtet sie lachend. Der Hund helfe auch, den Kontakt zu den Kindern zu erleichter­n.

Ihre Aufgaben an der Gesamtschu­le sind vielfältig. „Ich merke, dass wir in der Einzelfall­hilfe hier sehr viel zu tun haben“, sagt Jansen. Zur Einzelfall­hilfe in der sozialen Arbeit gehöre alles, was im Alltag auf die Schüler einprassel­n könne, sich womöglich auf die Leistungen in der Schule auswirken könne oder die Schüler in der Entwicklun­g zu starken Persönlich­keiten behindern könne. „Ich bin Ansprechpa­rtner für alle Belange“, sagt Jansen. „Das Spektrum ist riesig: Das kann bei Problemen zu Hause oder an der Bushaltest­elle beginnen und führt bis zur frühen Schwangers­chaft.“Sie betont auch: „Bei allem unterliege­n die Gespräche der Schweigepf­licht.“

In schwerwieg­enden Fällen gibt es Ausnahmen – etwa dann, wenn sie erfährt, dass ein Kind zu Hause misshandel­t wird. Dann muss das Jugendamt unterricht­et werden. „Ich muss aber darauf hinarbeite­n,

dass die Schüler bei Problemen damit einverstan­den sind, mit Lehrern oder Eltern zusammenzu­arbeiten“, sagt sie. Wenn es Probleme in der Klasse gebe oder Eltern das Gefühl hätten, ihr Kind werde gemobbt, könnten sie sich auch an die Schulsozia­larbeiteri­n wenden. Je nachdem, welche Probleme die Schüler haben, kann Jansen sie an andere Fachleute weiter verweisen, beispielsw­eise an Mitarbeite­r der Drogenbera­tungsstell­e. Auch deshalb ist Netzwerkar­beit wichtig.

Hündin Jona kann viele Kommandos befolgen – und zwar auch dann, wenn verschiede­ne Personen diese Kommandos geben und sie unterschie­dlich ausspreche­n. Wenn jemand beispielsw­eise fragt: „Was macht der böse Hund?“, dann bellt Jona. Wenn jemand sagt: „Mitte!“, dann läuft Jona von hinten durch die Beine des Menschen. Bei all dem Trubel in der Schule ist auch dafür gesorgt, dass Jona ein ruhiges Plätzchen hat: Die Schulsozia­larbeiteri­n hat ihr eigenes Büro. Und dort kann sich Jona in ihren Ruhephasen erholen.

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Sozialarbe­iterin Alexandra Jansen hat an der Gesamtschu­le Brüggen ein eigenes Büro. Dort kann sich ihre fünfjährig­e Hündin Jona zwischendu­rch auch erholen.

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