Opec kürzt Förderung – Ölpreis steigt
Die Förderländer kürzen die Produktion um 1,2 Millionen Barrel pro Tag. Damit wollen sie den Preisverfall bremsen. Zwei Drittel der Verringerung entfallen auf die Opec-Staaten. Aber auch die Nicht-Mitgliedsländer stimmen zu.
FRANKFURT Öl wird wieder teurer. Denn die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) hat sich am Freitag mit den Ölförderländern außerhalb ihres Kartells auf eine Kürzung der Fördermengen geeinigt. Mit der Drosselung soll der Ölpreis stabilisiert werden. 1,2 Millionen Barrel (Fass von 159 Litern) Rohöl wollen sie künftig täglich weniger fördern, sagte der irakische Ölminister Thamer Abbas al-Ghadhban am Freitag nach einer Sitzung der Länder in Wien. 800.000 Barrel davon entfallen auf die Opec-Länder, der Rest entfällt auf Russland und andere verbündete Ölländer.
Die Reaktion am Markt war deutlich: Der Ölpreis stieg um gut 4,6Prozent für die Nordseesorte Brent auf 63,12 Dollar, der für die Sorte WTI um knapp vier Prozent auf 53,70 Dollar. Anfang Oktober hatte der Preis für ein Barrel BrentÖl bei mehr als 86 Dollar gelegen, der für WTI bei mehr als 76 Dollar. Mit der Kürzung der Fördermenge widerstand die Opec dem Druck des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, der sich gegen eine Kürzung ausgesprochen hatte.
Das Ergebnis kam nicht überraschend, Experten hatten eine tägliche Kürzung von einer Million Barrel oder mehr erwartet. Die Opec hatte zuvor auf Trumps Wunsch die Fördermenge um eine Million Barrel erhöht. Damit wollte man den Ausfall der iranischen Ölförderung wegen der Sanktionen der USA wettmachen. „Diese Erhöhung ist viel zu hoch, weil in den USA stark gefördert wird“, erklärt Axel Herlinghaus, Analyst der DZ Bank. Denn die Produzenten von Schiefergas können inzwischen kostengünstiger fördern, als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Die Opec war also daran interessiert, den stark gefallenen Preis mindestens zu stabilisieren. Schon am Donnerstag hatten sich die Opec-Mitglieder getroffen und auf die Kürzung der Fördermenge verständigt. Nach längeren Diskussionen willigten auch die Nicht-Opec-Länder ein, ihre Förderung von Januar zunächst für ein halbes Jahr um 400.000 Barrel zu kürzen.
Das sei ein Schritt in die richtige Richtung, lobte Carsten Fritsch, Rohstoffexperte der Commerzbank, die Vereinbarung. Am Donnerstag hatte es noch nicht so ausgesehen, dass der Opec eine Einigung gelingen würde. Nun aber dürfte es gelingen, das Überangebot am Markt im kommenden Jahr wirklich abzubauen. Das werde wohl noch nicht unbedingt im ersten Quartal gelingen, denn da sei die Nachfrage meist schwach, sagt Fritsch. Weil aber auch Kanada unabhängig von der Opec-Einigung vor einigen Tagen beschlossen habe, seine Förderung um 325.000 Barrel zu drosseln, werde der Überhang nun spürbar kleiner. Noch sind die Öllager voll, entsprechend wären die Preise in den kommenden Monaten weiter gesunken.
Das wären für Autofahrer und Verbraucher zwar gute Nachrichten, aber auch nur vorübergehend. Denn ein starker Preisverfall, das hatte man schon Ende 2014 und zu Beginn 2015 gesehen, drängt einige Produzenten aus dem Markt, die nicht mehr gewinnbringend arbeiten können. Die Investitionen werden zudem eingeschränkt. Die Kapazitäten werden also mittel- bis langfristig knapper, geringeres Angebot aber bedeutet wieder steigende Preise. Und dieser Anstieg hätte deutlich ausfallen können, glaubt Ölexperte Fritsch. So aber dürfte er moderat ausfallen. Deutsche Autofahrer hatten den Rückgang der Ölpreise in den vergangenen Wochen ohnehin nicht gespürt: Wegen des Niedrigwassers des Rheins waren die Versorgung der Tankstellen mit Kraftstoffen schwierig. Deshalb waren die Preise für Benzin, Diesel und Öl hoch geblieben.