Rheinische Post Viersen

„Ich spüre das Vertrauen des Trainers“

Borussias Schweizer spricht über seine Spielantei­le im Mittelfeld, die WM und seine Startelf-Bilanz.

- FOTO: AP/MEISSNER KARSTEN KELLERMANN UND GEORG AMEND FÜHRTEN DAS GESPRÄCH. (FOTO: PÄFFGEN/ARCHIV) SEBASTIAN HOCHRAINER

Es ist Ihre zweite Saison im Borussia-Park. Glauben Sie, dass diese für Sie schwierige­r ist als die erste? ZAKARIAJa, das kann schon sein, aber wir haben auch eine bessere Mannschaft dieses Jahr. Wir Spieler wollen uns verbessern und haben viel Konkurrenz. Das ist gut für den Verein, das Team und die Fans. Es ist ein Jahr, in dem ich viel arbeiten muss, noch mehr als letztes Jahr. Aber ich denke auch, dass es eine positive Saison sein kann, weil ich mehr machen muss, um den nächsten Schritt zu gehen.

Fällt Ihnen das schwer, jetzt etwas weniger zu spielen, nachdem Sie vergangene Saison 30 Bundesliga­spiele gemacht haben?

ZAKARIA Das ist normal. Alle Spieler wollen mehr spielen und Stammkraft sein. Ich bleibe ruhig und gebe weiter alles, auch im Training. Es ist aber klar, dass ich mehr spielen will.

Jetzt gibt es ein neues System. Sie sind mal Achter, mal Sechser. Müssen Sie sich da mehr reinfinden? ZAKARIA Ich muss auch erst meinen Rhythmus finden. Wenn du oft spielst, bekommst du Selbstvert­rauen und Automatism­en. Das fehlt mir noch.

Spüren Sie das Vertrauen des Trainers?

ZAKARIA Ja. Wir haben viele gute Spieler, und der Trainer muss entscheide­n. Für mich ist das okay, ich werde eingewechs­elt oder spiele von Anfang an. Also ja: Ich spüre das Vertrauen des Trainers. Auch wenn ich am liebsten immer von Beginn an spielen würde.

Ist die Unbekümmer­theit, die Sie vergangene Saison hatten, noch da? ZAKARIA Ich habe immer mit Selbstvert­rauen gespielt und versuche in jedem Spiel, mein Bestes zu geben. Ich will noch mehr machen, mehr Tore, mehr Assists. Aber das kann nur kommen, wenn ich spiele.

Christoph Kramer ist verletzt, Jonas Hofmann auch. Jetzt könnte Ihr Rhythmus kommen mit ein paar Spielen am Stück, oder?

ZAKARIA Das stimmt. Wir haben zwei, drei Verletzte und jeder muss seine Chance nutzen, wenn sie da ist. Vielleicht ist das jetzt meine Zeit.

Im Schweizer Nationalte­am spielen Sie auf der Doppel-Sechs mit dem Ex-Borussen Granit Xhaka. Fällt das Umdenken zwischen Nationalma­nnschaft und Verein schwer? ZAKARIA Nein. Ich kann schnell zwischen den Systemen wechseln.

Können Sie von Xhaka lernen? ZAKARIA Mit einem solchen Spieler zusammenzu­spielen, bringt einen weiter. Er hat sehr viel Erfahrung, das kann mir nur helfen. Ich will irgendwann sein Niveau erreichen.

Wie weit sind Sie auf diesem Weg? ZAKARIA Ich denke nicht, dass ich schon so weit bin wie Granit. (lacht) Aber er hat einen super Schritt gemacht von Gladbach nach Arsenal London. Diesen Weg will ich auch machen. Nicht, dass ich von Gladbach weggehen will, aber ich will auf das Niveau kommen, das Granit erreicht hat. Bei Borussia haben Sie im Mittelfeld viel Konkurrenz. Was zeichnet Denis Zakaria im Besonderen aus? ZAKARIA Ich denke, dass ich ein robuster Spieler bin, der defensiv gute Arbeit machen, aber auch nach vorne gehen kann.

Was hat Ihnen die WM in Russland gebracht?

ZAKARIA Das war eine sehr gute Erfahrung. Es ist einfach toll, so ein Turnier zu spielen. Ich habe viele Sachen gelernt in Russland. Zum Beispiel über Druck. Der war bei einer Weltmeiste­rschaft noch einmal anders, sehr hoch. Es war ein bisschen ein komisches Gefühl, weil ich normalerwe­ise ein Spieler bin, der nicht viel Druck verspürt, sondern einfach spielt. Aber bei der WM war es wirklich komisch, weil ich plötzlich aufgeregt war. Ich habe aber daraus gelernt.

Gegen Brasilien wurden Sie das erste Mal eingewechs­elt in Russland. Was geht einem da durch den Kopf? ZAKARIA Es war ein Traum, gegen Spieler wie Neymar zu spielen, gegen einen der Besten der Welt. Und in Brasilien gibt es viele große Spieler – gegen die die ersten WM-Minuten zu haben, war wirklich unglaublic­h. Ich habe diese Minuten wie einen Traum gelebt und mein Bestes gegeben.

Durch die WM sind Sie allerdings später zurück nach Gladbach gekommen. Hat Ihnen die Vorbereitu­ngszeit dann hier gefehlt mit der Systemumst­ellung?

ZAKARIA Ja, ein bisschen. Die anderen hatten schon vieles über das System gelernt und ich war etwas später dran. Ich habe dann auch nicht direkt gespielt, aber wie ich gesagt habe: Die Mannschaft hat das auch gut gemacht, und wenn sie gewinnt, gibt es keinen Grund zu wechseln. Aber es ist schwer, wenn du von einer Weltmeiste­rschaft, von ganz oben, zurückkomm­st und dann bei deinem Verein auf der Bank sitzen musst. Das ist ein komisches Gefühl.

Borussia wollte vor der Saison wieder mehr Spaß machen. Macht es denn auch den Spielern mehr Spaß, so zu spielen?

ZAKARIA Ja, auf jeden Fall. Es ist wirklich schön: Wenn wir aufs Feld gehen, haben wir Spaß am Spiel, Spaß daran, Tore zu schießen. Wir machen ja auch mehr Tore als letztes Jahr. Da war es ein bisschen schwerer, weil wir wirklich sehr viele verletzte Spieler hatten. Das war schlecht. Jetzt sind fast alle da.

Hat der Trainer Ihnen grundsätzl­ich mal gesagt, was er von Ihnen erwartet und wie Sie stehen?

ZAKARIA Es ist alles okay bei mir. Ich trainiere gut, ich mache alles gut. Aber wir haben eben auch gute Spieler, die viele Scorerpunk­te gemacht haben mit Assists und Toren. Beides ist wichtig für einen Fußballer. Ich kann also nur daran arbeiten, dass ich mehr spiele und dann auch mehr Tore und Assists mache.

In dieser Saison hat Borussia nur einmal gewonnen, wenn Sie angefangen haben – gegen Schalke. Ist das eine Statistik, die Sie interessie­rt? ZAKARIA Ich lese diese Dinge nicht, also ist das für mich kein Problem. Ich bleibe fokussiert auf meine Arbeit, mein Team und gebe einfach mein Bestes. Ich denke nicht, dass ich, wenn wir verlieren, der Schwachpun­kt dieser Mannschaft bin. Wir verlieren als Mannschaft und wir gewinnen als Mannschaft.

Am Sonntag kommt Stuttgart. Was muss Borussia machen, um zu gewinnen?

ZAKARIA Wir wissen, dass Stuttgart dieses Jahr eine schwierige Saison hat. Und wir sind einfach gut zu Hause, haben alle sechs Heimspiele bislang gewonnen. Wir müssen das zeigen, was wir können. Wenn wir auf uns fokussiert sind und unseren Fußball spielen, können wir ein sehr gutes Spiel machen und es gewinnen.

Borussia ist in dem Spiel Favorit. Geht die Mannschaft anders mit dieser Rolle um als in der vergangene­n Saison?

ZAKARIA Letztes Jahr wussten wir nicht immer, was am Ende rauskommt. Wir konnten ein Top-Spiel machen und dann wieder ein sehr schlechtes. Dieses Jahr sind wir konstanter, wir spielen einen wirklich guten Fußball und haben Spaß. Ich hoffe, dass wir am Sonntag die drei Punkte holen und weiter so weit oben dabei bleiben. Das ist eine gute Motivation für uns.

Platz zwei am Saisonende würde Champions League bedeuten. ZAKARIA Wir dürfen darüber noch nicht viel sprechen. Wir müssen es Spiel für Spiel annehmen. Dann sehen wir am Ende, wo wir sind. Wir haben letztes Jahr auch eine ordentlich­e Hinrunde gehabt mit Tabellenpl­atz vier und 28 Punkten. Da war alles gut – und in der Rückrunde haben wir wirklich schlecht gespielt. Daran sieht man: Es kann alles passieren im Fußball. Wir müssen einfach ruhig bleiben. Wenn wir von Spiel zu Spiel denken, tut uns das gut.

Aber als junger Spieler will man doch auch ein bisschen träumen dürfen, oder?

ZAKARIA Sicher träumen wir alle. Klar – wenn mir einer sagt: Ihr werdet Erster oder Zweiter, unterschre­ibe ich das direkt. Wir haben alle diesen Traum. Aber erst wir müssen die Füße auf dem Boden behalten. Wenn du immer denkst, dass du Zweiter bist und bleibst, dann wirst du am Ende Siebter, und das wäre schlecht. Jetzt haben wir eine große Chance – wenn wir vernünftig bleiben. Gladbach-Trainer.

Hecking denkt also laut über eine Pause für seinen Kapitän nach – was auch daran liegt, dass eine Alternativ­e bereitsteh­t. „Raffael ist auf dem Weg zur Bestform. Er ist ganz nah dran und sicher jemand, den ich vielleicht in Erwägung ziehen werde“, sagt Hecking. Seit seiner Rückkehr nach einer Wadenverle­tzung zeigte sich Raffael bislang noch nicht in bester Verfassung. „Mir war klar, dass er nicht gleich auf dem Niveau wie zum Anfang der Saison spielen kann“, sagt Hecking.

Für Christoph Kramer wird das Stuttgart-Spiel wohl noch zu früh sein. Ein Platz im Kader scheint für den Mittelfeld­mann nach seiner Außenbandv­erletzung im Sprunggele­nk noch das höchste der Gefühle zu sein. „Am Donnerstag hat er das volle Programm mitgemacht, am Freitag aber nur individuel­l im Kraftraum gearbeitet. Wir müssen nun sehen, ob es sinnvoll ist, ihn in den Kader zu nehmen oder man ihn noch eine Woche trainieren lässt und Chris dann in der englischen Woche wieder zurückkehr­t“, sagt Hecking. Dann soll auch Jonas Hofmann wieder mit an Bord sein. „Der Plan ist, dass er Mitte nächster Woche voll ins Mannschaft­straining einsteigt. Ob es dann schon für Hoffenheim reichen wird, werden wir sehen“, sagt Gladbachs Trainer.

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Beim 4:1-Heimsieg gegen Hannover 96 durfte Boriussias eingewechs­elter Mittelfeld­mann Denis Zakaria sein erstes Saisontor feiern.
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