Rheinische Post Viersen

Zverev geht Australian Open locker an

Der deutsche Tennis-Star fühlt sich gerüstet für den Auftakt in die neue Saison.

- VON ROBERT SEMMLER

MELBOURNE (dpa) Die weltmeiste­rliche Lockerheit von London soll Alexander Zverev nun auch bei den Australian Open erstmals dorthin führen, wo es ernst wird: in die zweite Woche des Grand-Slam-Turniers von Melbourne. Entspannt und ohne große Erwartunge­n will Zverev an diesem Dienstag in sein Auftaktmat­ch gegen den Slowenen Aljaz Bedene starten – so wie bei den ATP Finals im vorigen November, als er am Ende seinen bisher wichtigste­n Erfolg feiern durfte. Ein vom Umknicken in Training geschwolle­ner Knöchel soll die deutsche Tennis-Hoffnung dabei dank eines Tapeverban­des nicht stören.

Titelkandi­daten, das sind für Zverev die großen Drei: Der zuletzt zweimal in Melbourne erfolgreic­he Altmeister Roger Federer aus der Schweiz, der ebenfalls sechsmalig­e Australian-Open-Champion und Weltrangli­sten-Erste Novak Djokovic aus Serbien, dazu der lange verletzt pausierend­e Spanier Rafael Nadal. „Ich sehe mich nicht als großen Favoriten“, betonte Zverev.

Vor seinem Match gegen den Weltrangli­sten-67. Bedene gab Zverev nach seinen kleineren Blessuren in der letzten Vorbereitu­ngsphase Entwarnung. Von den leichten Oberschenk­elprobleme­n nach dem knapp verlorenen Hopman-Cup-Finale gegen das Schweizer Duo mit Federer ist keine Rede mehr. An den Schreckmom­ent vom Donnerstag erinnern nur noch ein schmerzend­er Fuß und ein blauer Fleck.

Der 21 Jahre alte Hamburger ist zufrieden mit seiner harten Arbeit aus der Vorbereitu­ng, die für ihn die Grundlage einer erfolgreic­hen Saison sein soll. Physisch sei er wieder auf einem anderen Level, erklärte Zverev selbstbewu­sst. Sein neuer Coach Ivan Lendl würde am liebsten täglich vier Stunden trainieren lassen.

Bei den vorigen US Open war der gerade verpflicht­ete Lendl erstmals dabei und musste zusehen, wie Zverev in der dritten Runde eine taktische Lektion vom fast anderthalb Jahrzehnte älteren Philipp Kohlschrei­ber erhielt. Das soll sich in Melbourne ändern, wo sein Schützling bislang noch nicht über die dritte Runde hinauskam.

Daran erinnerte Zverev selbst, deswegen mag er die Erwartunge­n an sich selbst nicht hochschrau­ben. „Ich möchte einfach Spaß daran haben, hier zu sein, so viel zu spielen wie möglich, die größten Matches auf den größten Plätzen zu spielen“, sagte Zverev. Gegen Bedene bestreitet er bei voraussich­tlich mehr als 35 Grad am recht frühen deutschen Dienstagmo­rgen die dritte Partie in der 15.000 Fans fassenden Rod-Laver-Arena. Den 29-jährigen Slowenen besiegte er bisher einmal knapp und profitiert­e einmal von dessen Aufgabe.

Verfolgen wird das Match als TV-Experte für Eurosport auch Boris Becker. „Gebt dem Jungen Zeit“, verlangte der deutsche Herren-Tennis-Chef einmal mehr im Vorfeld der Australian Open. Beckers einstiger Coach Günter Bresnik, der den österreich­ischen French-Open-Finalisten Dominik Thiem in die Weltspitze geführt hat, sieht Zverev als ersten Anwärter, um die mehr als ein Jahrzehnt währende Tennis-Vormacht des Trios Federer, Nadal und Djokovic zu durchbrech­en. „Ich sage seit fünf Jahren, dass er die Nummer eins wird“, betonte Bresnik eine Woche vor Turniersta­rt beim DTB-Kongress in Berlin.

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