Rheinische Post Viersen

Neuer Sportwart soll TC Hinsbeck retten

Die Mitglieder­zahlen sinken seit Jahren. Um nicht gänzlich unterzugeh­en, setzt der Tennisclub auf Hilfe von außen.

- VON EMILY SENF

HINSBECK Mit einem neuen Sportwart will der Tennisclub (TC) Hinsbeck den Abwärtstre­nd stoppen. Denn in den vergangene­n Jahren ist die Mitglieder­zahl stetig gesunken. Während es vor einigen Jahren bei rund 260 Mitglieder­n sogar mehrfach einen Aufnahmest­opp gab, halten heute nur noch knapp 70 Sportler dem Club die Treue. Vor allem an der mittleren Basis der 30- bis 50-jährigen mangelt es. Das soll sich wieder ändern, meint Club-Vorsitzend­er Paul Fischer. Die Hoffnung: Tennistrai­ner Jürgen Lutter.

Spürbar sei der Abwärtstre­nd bereits in den vergangene­n 20 Jahren gewesen, meint Fischer, vermehrt würden aber seit vier bis fünf Jahren Mitglieder den Club verlassen. Ein Grund dafür liegt für den 73-Jährigen auf der Hand: „Es fehlt ein Idol in Deutschlan­d.“Denn der Tennisclub habe immer vor allem dann einen großen Ansturm erlebt, wenn es in Deutschlan­d tennis-mäßig so richtig gut lief, zu Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf etwa. Anderen Tennisclub­s gehe es auch so.

Doch auch andere, örtlich naheliegen­dere Gründe führt Fischer an. So seien die vier Tennisplät­ze oberhalb der Fußballplä­tze in der Nähe der Hinsbecker Jugendherb­erge zwar schön gelegen – aber nicht sonderlich gut zu erreichen. „Man

muss sein Auto unten abstellen und hoch laufen“, sagt Fischer. „Bei anderen Vereinen kann man bis an die Tennisplät­ze heranfahre­n.“Zudem gibt es im Clubhaus keine Bewirtung mehr – auch ein Punkt, bei dem andere Vereine wiederum punkten können. „Die Jugendlich­en sagen uns immer wieder, dass hier nichts los ist“, berichtet Fischer.

Dem Club mangelt es zumindest prozentual nicht am Nachwuchs: Mehr als 40 der knapp 70 Mitglieder sind unter 18 Jahre alt. Doch die Jugendabte­ilung bringe finanziell keinen Gewinn. Wenn der Club nicht weitere erwachsene Spieler gewinnen könne, sehe es finster aus. „Es wäre schade, wenn unser Club irgendwann nicht mehr existieren kann“, sagt Fischer. Die Rechnung, die früher galt, gehe heute nicht mehr auf: Waren einmal die Eltern im Tennisclub, folgten die Kinder irgendwann einfach nach.

Lutter, der seit April Tennisspie­ler in Hinsbeck trainiert und den der Club nun offiziell zum Sportwart gewählt hat, ist in Sachen Tennis ein erfahrener Mann. 1983 hat er seine Tennisschu­le gegründet und ist, nachdem er lange Zeit nur bei einem Club beschäftig­t war, nun seit gut zehn Jahren in mehreren Vereinen in der Region tätig, unter anderem in Kempen. Dafür kommt er immer extra aus Oberhausen an den Niederrhei­n, bislang immer dienstags nach Hinsbeck, vielleicht aber bald häufiger. „Man muss sehen, wie die Nachfrage ist“, sagt Lutter.

Der 62-Jährige will vor allem die ganz Kleinen begeistern. „Die Älteren haben sich meist schon auf eine Sportart festgelegt“, sagt er. „Die Kleinen aber transporti­eren den Sport weiter.“Selbst wenn das nur in einer kleinen Prozentzah­l passiere, sei dadurch schon viel gewonnen, meint er. So hat er bereits die Schnupper-AG der nahegelege­nen Grundschul­e von einem auf zwei Kurse ausgebaut. Und: „Wenn sie Spaß haben, ist es auch nicht entscheide­nd, ob es gerade ein Tennis-Idol gibt.“

Nach dem Weggang des vorherigen Sportwarts aus zeitlich Gründen war Jugendwärt­in Anke Wolvers interimsmä­ßig eingesprun­gen. Sie war es auch, die Lutter überhaupt nach Hinsbeck holte. Gewählt ist der 62-Jährige zunächst für zwei Jahre.

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RP-FOTO: J. KNAPPE Als neuer Sportwart soll Jürgen Lutter (li.) den TC Hinsbeck aus seinem Abwärtstre­nd heraushole­n. Vorsitzend­er Paul Fischer lässt ihm freie Hand.

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