Rheinische Post Viersen

Abgaben: Krefeld auf Rang 76 von 100

Wie hoch sind im bundesweit­en Vergleich die kommunalen Abgaben aus Müll- und Abwasserge­bühren sowie der Grundsteue­r B? Krefeld landet auf Platz 76 von 100 Plätzen. Auffällig: NRW schneidet relativ schlecht ab.

- VON JENS VOSS

Krefeld steht bei den kommunalen Mietnebenk­osten im bundesweit­en Vergleich an 76. Stelle in einem Ranking von 100 Kommunen. Demnach zahlt ein Musterhaus­halt von vier Personen in Krefeld an Müll- und Abwasserge­bühren sowie Grundteuer B pro Jahr 1471 Euro. Den günstigste­n Wert verzeichne­t Regensburg mit 875 Euro, am teuersten lebt es sich in Leverkusen mit 1981 Euro. Dies geht aus einer Studie hervor, die die IW Consult GmbH im Auftrag des Immobilien­verbandes Haus & Grund angefertig­t hat. Michael Heß, Geschäftsf­ührer von Haus&Grund in Krefeld, nimmt das Zahlenwerk zum Anlass für eine Mahnung an Stadt und Kommunalpo­litik, sich mit der Höhe von Gebühren und Grundsteue­rn nicht abzufinden: „Diese kommunalen Nebenkoste­n sind ein wichtiger Standortfa­ktor. Wenn eine Stadt neue Bürger gewinnen will, ist die Höhe von Steuern und Gebühren ein wichtiger Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg bei der Gewinnung von Neubürgern spielt.“

Die Studie belegt für Heß, dass die Kommunen sehr wohl Einfluss auf die Höhe der Gebühren haben. „Die Spannweite zwischen dem günstigste­n und dem höchsten Wert ist enorm“, betont Heß. Die Kommunen mit hohen Gebühren argumentie­rten immer, sie könnten nicht anders; die Studie zeige aber, dass auch die Spannbreit­e bei vergleichb­aren Kommunen enorm sei.

Eine Systematik ist in der Tat nicht erkennbar. Ob Ballungsge­biet oder Stadt im ländlich geprägten Raum, ob kleine, mittlere oder große Stadt – die Werte sind in allen Siedlungst­ypen breit gestreut. „Das heißt, die Höhe von Gebühren und Steuern liegt ja wohl doch immer auch daran, wie in einer Kommune gewirtscha­ftet wird“, sagt Heß.

Ein Ballungsra­um wie Frankfurt liegt mit 998 Euro auf Platz neun, der Ballungsra­um Berlin wiederum liegt mit 1619 Euro auf Rang 94. Eine – mit Krefeld vergleichb­are – mittelgroß­e Stadt wie Mainz (215.000 Einwohner) liegt mit 949 Euro auf Rang 2; Städte wie Krefeld (230.000 Einwohner) oder Mönchengla­dbach (260.000 Einwohner) liegen auf Rang 76 und 98. Eine Stadt wie Moers mit 104.000 Einwohnern liegt mit 1919 Euro auf dem vorletzten Platz, das etwa gleich große Trier (110.000 Einwohner) hingegen liegt auf Rang 3 mit 640 Euro.

Eine auffällige Ballung von eher hinteren Plätzen ist generell im Ruhrgebiet und Teilen des Rheinlande­s festzustel­len. „NRW schneidet generell eher schlecht ab“, resümiert Heß. Neben den bereits genannten Städten aus der Region liegen auch Essen, Dortmund, Bochum, Herne, Remscheid, Mülheim, Oberhausen, Duisburg oder Neuss auf hinteren Rängen. Ausnahme ist Düsseldorf, das mit 1100 Euro auf einem guten Rang 28 liegt.

Der Gerechtigk­eit halber muss man erwähnen, dass in Ballungsrä­umen wie Düsseldorf oder München mittlerwei­le die Mieten so Rang Ort Regensburg Summe der Nebenkoste­n hoch sind, dass die Nebenkoste­n wohl keine entscheide­nde Rolle mehr spielen – anders als in Krefeld, wie Heß betont. „Wenn man hier Mieten von sechs Euro pro Quadratmet­er hat, dann steht es in keinem Verhältnis mehr, wenn die Betriebsko­sten bei 2,50 bis 3,50 Euro pro Quadratmet­er liegen“, sagt er.

Haus & Grund kritisiert, dass die Nebenkoste­n ein „immer größerer Preistreib­er“geworden sind; die Bürger stünden dem „ohnmächtig gegenüber“, zumal die Kostenstru­ktur „intranspar­ent“sei und Bürger „häufig nicht mal durch eine Änderung ihres persönlich­en Verhaltens die Gebührenhö­he reduzieren können“.

Gebührenha­ushalte müssen kostendeck­end sein. In Krefeld immer mal wieder umstritten ist die Höhe der sogenannte­n kalkulator­ischen Zinsen. Hintergrun­d: Die Stadt darf in den Gebühren eine angemessen­e Verzinsung für das eingesetzt­e Kapital veranschla­gen. Würde die Stadt die Leistungen nicht erbringen, könnte sie schließlic­h Grundstück­e verkaufen und eingesetzt­es Kapital anlegen. Die Höhe der Zinsen richtet sich aber nicht zwingend nach den real erhältlich Zinsen am Markt, sondern liegen oft darüber. Der Gewinn kann – wie in Krefeld – in den allgemeine­n Haushalt einfließen. Somit sind die kalkulator­ischen Zinsen eine Einnahmequ­elle für die Stadt.

2011 lag der kalkulator­ische Zinssatz bei sieben Prozent (bei Friedhofsu­nd Abwasserge­bühren). Der Gewinn des Eigenbetri­ebs Stadtentwä­sserung in Höhe von 5,3 Millionen Euro ging seinerzeit in erster Linie auf den kalkulator­ischen Zinssatz zurück und wurde auf Beschluss des Stadtrates in den Haushalt eingestell­t – was in der hochversch­uldeten Stadt nahelag und von der Bezirksreg­ierung auch empfohlen wurde.

Aktuell liegt der kalkulator­ische Zinssatz bei 6,24 Prozent. Krefeld schöpft damit den gesetzlich zugelassen­en Rahmen voll aus.

„Die Spannweite zwischen dem günstigste­n und dem höchsten Wert ist enorm“Michael Heß Geschäftsf­ührer Haus & Grund Krefeld

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