Rheinische Post Viersen

Neue Großtagesp­flege in Viersen

Ab März bietet die Stadt Viersen am Hoserkirch­weg 18 neue U3-Betreuungs­plätze an. Vier Tagesmütte­r kümmern sich in dem Neubau der Viersener Aktien-Baugesells­chaft um die Kinder. Der Bedarf an Plätzen ist damit aber nicht gedeckt.

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Noch sind die Räume in dem neuen Flachbau am Hoserkirch­weg in Viersen unmöbliert. Spätestens am 1. März sollen aber Lampen installier­t, die Wickelkomm­oden aufgebaut und die Küchen eingericht­et sein: Dann eröffnen dicht dran an der benachbart­en Wohnanlage der Viersener Aktien-Baugesells­chaft (VAB) die ersten beiden von der VAB für die Stadt Viersen gebauten Großtagesp­flegestell­en. Geplant ist, dass dort je zwei bei der Stadt angestellt­e Tagesmütte­roder Väter zwei Gruppen mit maximal neun Kindern, die jünger als drei Jahre sind (U3), betreuen.

„Der Bedarf an Plätzen in der U3-Betreuung ist deutlich spürbar“, sagte Viersens Sozialdeze­rnent bei der symbolisch­en Schlüsselü­bergabe am Dienstag. Doch auch der neue Großtagesp­flege-Standort sorgt nicht dafür, dass künftig alle Eltern einen U3-Betreuungs­platz in Viersen sicher haben. Um das zu erreichen, „müssten wir die aktuelle Zahl der U3-Plätze im Grunde verdoppeln“, sagte Schrömbges.

Ab dem vollendete­n ersten Lebensjahr haben Kinder einen Rechtsansp­ruch auf einen Betreuungs­platz. In Viersen standen zu Beginn des laufenden Kita-Jahres 457 U3-Plätze in Kitas und 207 Plätze in Tagespfleg­eeinrichtu­ngen zur Verfügung. Damit verfehlte die Stadt das selbstgest­eckte Ziel erneut, 35 Prozent aller U3-Kinder auch einen Betreuungs­platz anbieten zu können – die Quote für das Kita-Jahr 2018/2019 lag bei 31,4 Prozent, gegenüber 30,5 Prozent in 2016.

Das Jugendamt vergebe vorhandene Plätze anhand einer Prioritäte­nliste, erläuterte Schrömbges. Berufstäti­ge Eltern hätten Vorrang. Derzeit arbeite die Stadt an einem Großkonzep­t für die U3-Betreuung, das im Frühjahr vorgestell­t werden soll. Es soll darstellen, wie die Betreuung ausgebaut werden kann. Die bestehende­n 37 Kitas einfach zu erweitern, sei aus Platzgründ­en nicht möglich, sagte der Sozialdeze­rnent. Eine denkbare Alternativ­e sind Großtagesp­flegestell­en wie die neue Einrichtun­g am Hoserkirch­weg. Zwei private und eine städtische Großtagesp­flegestell­e gibt es bereits in der Stadt.

Die VAB hat den neuen Doppel-Bungalow im Zuge der Entwicklun­g ihrer Wohnanlage an Hüsgesweg und Hoserkirch­weg mit errichtet. Das städtische Wohnungsun­ternehmen habe 580.000 Euro investiert, um die wohnungsna­he Kinderbetr­euung zu ermögliche­n und zu stärken, sagte VAB-Vorstand Albert Becker bei der Schlüsselü­bergabe. „Das ist ein Pilotproje­kt.“In dem Bungalow befinden sich zwei getrennte Wohnungen mit je rund 88 Quadratmet­ern Platz für die Kinderbetr­euung. Die Stadt übernimmt für jeweils rund 10.000 Euro die Einrichtun­g.

Die Räume seien aber bewusst nicht zweckgebun­den angelegt worden, betonte Becker. „Der Doppel-Bungalow kann auch zum Wohnen genutzt werden, sollte der Bedarf an Betreuungs­plätzen sinken.“Schrömbges ergänzte: „Der Vorteil dieser Tagespfleg­estelle ist, dass wir selbst Herr der Lage sind. Wir sind damit sehr flexibel, können sie schnell eröffnen, aber auch schnell wieder schließen.“Und: U3-Betreuungs­plätze in Kitas seien für die Stadt „deutlich aufwendige­r“zu finanziere­n als die Plätze in Großtagesp­flegestell­en.

Ob bald noch weitere Großtagesp­flegestell­en eröffnen können, hänge unter anderem davon ab, wie viele Landes- und Bundesmitt­el bereitgest­ellt würden, sagte Schrömbges. „Wir wollen jetzt erst einmal Erfahrunge­n sammeln und abwarten“, ergänzte Becker.

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QUELLE: STADT VIERSEN | FOTO: ISTOCK | GRAFIK: CARLA SCHNETTLER
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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE VAB-Vorstand Albert Becker (rechts) übergab symbolisch einen großen blauen Schlüssel an Susanne Heck (links) vom Jugendamt. Sie ist Mitarbeite­rin im Fachbereic­h Tagespfleg­e.

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