Rheinische Post Viersen

Kreuzkirch­e im Zeichen des Gospel

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

Der Gospelchor „The Best of Harlem Gospel“aus den USA sorgte für beste Stimmung. Es wurde gesungen, geklatscht und getanzt.

VIERSEN „Seid Ihr gut drauf?“Welch eine Frage, die Timothy Riley dem Publikum stellte. Klar waren die Gäste, der gefüllten evangelisc­hen Kreuzkirch­e am Samstagabe­nd gut drauf. Begeistert begrüßten sie die Gospelgrup­pe aus den USA: The Best of Harlem Gospel stand auf dem Programm. Mit den Worten „Ihr seid der Viersener Gospelchor, ich bin der Chorleiter“, drehte Riley, Assistent des musikalisc­hen Direktors, den Spieß einfach um. Und die Besucher der Kreuzkirch­e sangen spontan „KumBaYah“.

„Ihr seid so wunderbar“, lobte Riley. „Wir haben auch eine Version.“Mit ihren Interpreta­tionen vieler altbekannt­er Gospels rissen sie die Menschen knapp zwei Stunden lang förmlich von den Stühlen. Nur wenige Gäste konnten sich den Anregungen der Gospelsäng­er, mit zu klatschen, zu tanzen und zu singen, entziehen. Immer wieder suchten die Gospelsäng­er den Kontakt zu ihrem Publikum: Wenn die Sopranisti­n Tiffany Mosley durch die Gänge ging – oder besser gesagt tanzte –, wenn Riley einzelne Gäste direkt ansprach oder Charles Lyles als Zeichen der Zusammenge­hörigkeit von Menschen verschiede­ner Hautfarben einen Gast abklatscht­e, dann wuchs die Begeisteru­ng des Publikums.

Zur Gospelmusi­k gehört immer auch die besondere Choreograf­ie: Vom Hereinkomm­en in den Kirchenrau­m über jedes Klatschen, jede Bewegung bis hin zur jeweiligen Position der Musiker ist alles genau festgelegt. Und The Best of Harlem Gospel hatte eine Menge Gospel im Gepäck: „Go down Moses“, „Motherless Child“, „Down by the Ri- verside“, „Amazing Grace“, „Whole World in his Hands“, „I will follow Him“waren nur ein paar der Hits der US-Amerikaner.

Aus den ursprüngli­chen amerikanis­chen, religiös motivierte­n Liedern der schwarzen Sklaven des 19. Jahrhunder­ts ist längst eine Kunstform entstanden. Sicher sind die afrikanisc­hen Einflüsse noch spürbar, zum Beispiel im sogenannte­n Call&Response, wenn ein Vorsänger ruft und der Chor antwortet. Natürlich sind die Inhalte die gleichen geblieben.

Doch die musikalisc­he Umsetzung hat sich weiter entwickelt. So waren am Samstagabe­nd in dem Gospel „Joyful Joyful“beispielsw­eise auch Anklänge des Rap zu hören.

Auch an die politische Bedeutung des Gospels erinnerte Lyles mit dem Lied „When the Saints Go Marching in“. Dieser Gospel ist eng verknüpft mit dem Marsch der Bürgerrech­tsbewegung um Martin Luther King. Der Chor sang voller Leidenscha­ft, Pathos und – wörtlich – in den höchsten Tönen. Tiffany Mosley ist bekannt dafür, in sechs Oktaven singen zu können – wobei die höchsten Töne ein wenig angestreng­t klangen. Dominique Smith und Briana Young ergänzten mit Segdrick Marsh und Steven McCaster, die nicht nur sangen, sondern auch Schlagzeug und Keyboard spielten, das ungeheure Klangvolum­en.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Der Gospelchor „The Best of Harlem Gospel“trat in der Kreuzkirch­e auf.

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