Nach Dammbruch: Brasilien friert Vales Vermögen ein
Der zweite Dammbruch unter der Aufsicht des brasilianischen Berkwerksbetreibers fordert mindestens 58 Leben.
BRUMADINHO (rtr) Nach dem Dammbruch mit Dutzenden Toten in Brasilien gerät der Bergwerksbetreiber Vale immer stärker in die Kritik. Während Hilfstrupps nahe der Eisenerzmine Corrego do Feijao weiter nach Vermissten suchten, wuchs in der betroffenen Stadt Brumadinho der Zorn auf den Konzern. Die Regierung ordnete an, den Betrieb der Mine vorerst zu stoppen. Außerdem verfügten Gerichte, dass Vale umgerechnet 2,55 Milliarden Euro für etwaige künftige Schadenersatzzahlungen einfrieren müsse.
In Deutschland rückt der TÜV Süd in den Blick, der den Unglücksdamm vor fünf Monaten überprüft hatte. Er war am Freitag gebrochen. Eine anschließende Schlammlawine begrub zahlreiche Menschen unter sich. Bis Montag zählten die Behörden 58 Tote, mehr als 300 Menschen werden vermisst. Die Chancen, sie lebend zu bergen, gelten als sehr gering. Der TÜV Süd sagte den brasilianischen Ermittlern volle Unterstützung bei der Aufklärung der Katastrophe zu.
Vale-Chef Fabio Schvartsman sagte im Fernsehen: „Wir haben uns zu 100 Prozent an die Standards gehalten, und das reichte nicht.“Der Konzern werde künftig für Sicherheitsmaßnahmen sorgen, die weit über die geltenden Auflagen hinausgehen. Damit solle sichergestellt werden, dass „dies niemals wieder geschieht“. Ein ähnliches Versprechen hatte Schvartsman bereits zu seinem Amtsantritt 2017 abgegeben. Damals stand Vale noch unter dem Druck des Dammbruchs in der etwa 100 Kilometer entfernten Stadt Mariana im Jahr 2015. Dabei waren 19 Menschen gestorben. Zudem hatte giftiger Schlamm die Umwelt verpestet.
Analysten gehen davon aus, dass Schvartsman seine bisherige Geschäftsstrategie nicht fortsetzen kann. Sie sah vor, die erwirtschafteten Milliarden unter anderem in Zukäufe und Zahlungen an die Aktionäre zu stecken. Die Konzernführung beschloss bereits, Dividenden, Aktienrückkäufe und Managerboni vorerst auf Eis zu legen.
Die Ratingagentur S&P prüft nun eine Herabstufung von Vales Bonität, da dem Unternehmen hohe Strafen und teilweiser Lizenzentzug drohten. Die Gesamtkosten der neuerlichen Katastrophe ist Analysten zufolge noch nicht abzuschätzen. Die Vale-Aktie brach zu Wochenbeginn im vorbörslichen Handel um weitere 16 Prozent ein.