Rheinische Post Viersen

May entgeht Brexit-Ultimatum

Die Premiermin­isterin will jetzt mit der EU die Irland-Lösung nachverhan­deln.

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LONDON (witt) Die Rebellion der Hinterbänk­ler ist vertagt. Das britische Unterhaus konnte sich am Dienstagab­end auf keinen klaren Brexit-Kurs einigen. Insbesonde­re eine mögliche Verschiebu­ng des Brexit erhielt keine Mehrheit.

Nachdem Premiermin­isterin Theresa May mit ihrem Brexit-Deal vor zwei Wochen eine deutliche Abstimmung­sniederlag­e erlitten hatte, bekam das Haus Gelegenhei­t, mit einer Reihe von Änderungsa­nträgen über alternativ­e Lösungen zu befinden. Der wichtigste darunter war der Antrag der Labour-Abgeordnet­en Yvette Cooper. Er hätte die Premiermin­isterin dazu verpflicht­et, um eine Fristverlä­ngerung in Brüssel nachzusuch­en, sollte bis zum 26. Februar kein Austrittsv­ertrag angenommen werden. Damit wäre die Gefahr eines Chaos-Brexit nach dem 29. März erst einmal vom Tisch genommen worden. Doch das Haus lehnte Coopers Antrag knapp mit 321 zu 298 Stimmen ab. Theresa May darf aufatmen. Sie behält ihre stärkste Trumpfkart­e, die Drohung mit dem Schreckens­szenario eines No Deal, weiterhin in der Hand. Ein weiterer Antrag, der sich mit knapper Mehrheit gegen einen ungeregelt­en EU-Austritt aussprach, ist nicht bindend.

Ein Antrag, der die Unterstütz­ung der Regierungs­chefin hatte, begrüßte die Annahme des Brexit-Deals unter der Voraussetz­ung, dass der Backstop – die Auffanglös­ung, um eine harte Grenze in Nordirland zu verhindern – durch „alternativ­e Arrangemen­ts ersetzt wird“. Damit sollen Brexit-Hardliner, die Angst vor einem permanente­n Verbleib in der Zollunion haben, beschwicht­igt werden. Er erhielt eine Mehrheit von 317 zu 301 Stimmen.

May hatte zuvor erklärt, dass sie diesen Punkt in Brüssel zur Sprache bringen und rechtlich bindende Zusagen erlangen will. Das bedeutet, dass sie den Austrittsv­ertrag wieder aufschnüre­n und nachverhan­deln möchte. „Gebt mir das Mandat, um eine signifikan­te und rechtlich bindende Änderung des Austrittsv­ertrags zu bekommen!“, rife sie zum Auftakt der Debatte. Dass die EU den Brexit-Vertrag tatsächlic­h noch einmal aufschnürt, gilt indes als äußerst unwahrsche­inlich.

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