Zahl der Kirchenaustritte in NRW massiv gestiegen
DÜSSELDORF (kna) Die Zahl der Kirchenaustritte in Nordrhein-Westfalen ist sprunghaft gestiegen. 88.150 Menschen verließen im vergangenen Jahr die katholische und die evangelische Kirche. Das sind 22 Prozent mehr als 2017, wie das NRW-Justizministerium gestern in Düsseldorf bestätigte. Die Austritte werden im Justizministerium ausgewertet, weil jeder Kirchenaustritt bei dem für den Wohnort zuständigen Amtsgericht angegeben werden muss. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet. 2017 traten demnach laut Ministerium 72.588 Menschen aus den beiden großen Kirchen aus, 2016 waren es noch 70.717 gewesen. Eine Unterscheidung nach Konfessionen nimmt die offizielle Statistik allerdings nicht vor.
Über die Veranlassung der Ausgetreten, die Kirche zu verlassen, weiß das Ministerium nichts. Mögliche Gründe für den Anstieg der Austrittszahlen sieht der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im Missbrauchsskandal jedoch innerhalb der katholischen Kirche. „2018 war ein sehr dunkles Jahr, in dem das Vertrauen in die Kirche schwer erschüttert wurde“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Woelki will dem trend entgegenwirken. Die Kirche wolle das Vertrauen der Menschen wiedergewinnen. Dazu gehöre, Fehler der Vergangenheit weiterhin schonungslos und konsequent aufzuarbeiten, so der Kardinal weiter. „Nur so wird man uns unsere Kernaufgabe, die Verkündigung der Frohen Botschaft Jesu Christi, wieder glaubhaft abnehmen.“
Insgesamt verzeichnen die beiden großen Kirchen in Nordrhein-Westfalen laut Statistischem Landesamt rund 11,23 Millionen Mitglieder. Davon sind etwa 6,86 Millionen Menschen katholisch und 4,37 Millionen evangelisch.