Rheinische Post Viersen

SAP schwächelt im Cloud-Geschäft und baut 4400 Stellen ab

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WALLDORF/RATINGEN (frin/rtr) Europas wertvollst­er Technologi­ekonzern SAP zeigt überrasche­nd Schwächen im Zukunftsge­schäft mit der Cloud. Bei der Mietsoftwa­re, die das klassische Lizenzgesc­häft mehr und mehr verdrängt, tobt ein harter Konkurrenz­kampf mit US-Unternehme­n wie Salesforce, Workday oder Oracle. Das macht es immer schwerer, Neukunden zu gewinnen, wie sich bei SAP im Schlussqua­rtal zeigte. Vorstandsc­hef Bill McDermott kündigte deshalb bei der Präsentati­on der Jahresbila­nz Einschnitt­e an: SAP will sich erstmals seit 2015 wieder mit Hilfe eines Umbauprogr­amms verjüngen und Mitarbeite­rn Abfindungs­angebote unterbreit­en. Dafür würden bis zu 950 Millionen Euro in die Hand genommen. Zum Stellenabb­au erklärte Finanzchef Luka Mucic: „Wenn unsere Prognosen stimmen, reden wir von 4400 Beschäftig­ten.“Derzeit hat SAP 96.500 Mitarbeite­r.

Zur Frage. ob auch der Standort Ratingen betroffen ist, erklärte ein Sprecher: „Es ist ein Programm das auf Freiwillig­keit beruht. Wenn am Standort Ratingen jemand für das Programm qualifizie­rt ist, also schon lange genug dabei ist und keine andere Position im Unternehme­n anstrebt, ist eine Meldung also denkbar.“

Der Amerikaner McDermott führt SAP seit zehn Jahren. Den ursprüngli­ch auf Unternehme­ns-Software konzentrie­rten Konzern stellte er mit Zukäufen breiter auf. Auch jetzt gab er sich kämpferisc­h: „Wir werden gewinnen.“Das sieht die Börse anders. Mit einem Minus von 2,4 Prozent war die SAP-Aktie größter Dax-Verlierer.

Während SAP 2018 bei Umsatz und Gewinn seine Prognosen erfüllte, war dies bei der am Aktienmark­t vielbeacht­eten Marge nicht der Fall. Auch der Ausblick galt Börsianern als zu konservati­v: 2019 soll das Betriebser­gebnis maximal um 11,5 Prozent auf acht Milliarden Euro zulegen. 2018 kletterte der Umsatz noch um elf Prozent auf 25,9 Milliarden. Das Betriebser­gebnis wuchs um zehn Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Zuletzt schwächelt­en die für zukünftige Gewinne entscheide­nden neuen Cloud-Buchungen. Sie legten im vierten Quartal, in der Regel das stärkste Vierteljah­r, nur noch um 23 Prozent zu und damit so wenig wie noch nie im Jahresverl­auf.

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FOTO: DPA Bill McDermott führt den SAP-Konzern seit zehn Jahren.

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