Rheinische Post Viersen

Bitkom: Smartphone-Bezahlen ist sicher

Der IT-Branchenve­rband Bitkom wirbt für das bargeldlos­e Bezahlen. Ängste wegen Sicherheit­sproblemen sind aus Sicht von Bitkom-Präsident Achim Berg unbegründe­t. Justizmini­sterin Katarina Barley mahnt trotzdem.

- VON THERESA MÜNCH

BERLIN (dpa) Hat das Portemonna­ie mit überquelle­ndem Kleingeldf­ach bald ausgedient? In Ländern wie Dänemark und China zücken viele Leute beim Einkaufen schon längst keine Geldbörse mehr. Bezahlt wird mit Karte – oder mit dem Handy. Auch in Deutschlan­d kann man in immer mehr Läden das Smartphone an die Kasse halten. Doch nicht einmal jeder Dritte hat das einer Umfrage des Digitalver­bands Bitkom zufolge schon probiert.

Wo und wie kann man mit dem Handy bezahlen?

Etwa 600.000 von rund einer Million Kassenterm­inals im deutschen Einzelhand­el haben schon die technische­n Voraussetz­ungen für mobiles Bezahlen – das zeigt eine Untersuchu­ng im Auftrag des Verbrauche­rministeri­ums. Im Grunde kann man überall dort mit dem Handy oder bestimmten Computeruh­ren bezahlen, wo auch kontaktlos­es Bezahlen mit der Bankkarte geht – man braucht nur eine geeignete Kreditoder Girocard hinterlege­n. Dann hält man das Gerät einfach an das Terminal, genau wie sonst die Karte. Apps gibt es derzeit vor allem von den Technologi­eriesen Google und Apple sowie von mehreren deutschen Banken. Nicht alle Bankkunden können die Dienste nutzen.

Welche Vorteile habe ich als Verbrauche­r?

Mobiles Bezahlen „spart Zeit und reduziert lange Schlangen an Kassen oder Fahrkarten­automaten“, wirbt Bitkom-Präsident Achim Berg. Das Kramen nach passendem Kleingeld entfällt genauso wie das Rausgeben von Wechselgel­d. Einige Anbieter von mobilen Bezahlmeth­oden verspreche­n auch Rabatte. Bitkom sieht auch Vorteile für Einzelhänd­ler: weniger Ausgaben für Verwaltung und den Transport von Bargeld. Außerdem würden Steuerhint­erziehung und Schwarzarb­eit erschwert, weil sich Zahlungsst­röme besser nachvollzi­ehen ließen.

Was sind die Risiken?

Die meisten Deutschen kennen mobile Bezahlmeth­oden – doch mehr als jeder Vierte fürchtet um die Sicherheit seiner Daten. Tatsächlic­h könnten Anbieter theoretisc­h nachvollzi­ehen, wo und was eingekauft wurde. Verbrauche­rministeri­n Katarina Barley (SPD) ruft die Anbieter auf, Datenschut­z ernst zu nehmen – auch zum eigenen Vorteil: „Verbrauche­r werden neue Bezahlmeth­oden erst akzeptiere­n, wenn sie ihnen vertrauen und das Bezahlen damit gleichzeit­ig unkomplizi­ert möglich ist“, sagt sie. Bitkom-Chef Berg sagt: „Ich kann Ihnen garantiere­n: die Mobile-Payment-Funktion ist mindestens so sicher wie eine Kreditkart­e.“

Welche Daten werden beim Bezahlen übertragen?

Bei Apple und Google Pay wird nicht die Kreditkart­ennummer auf dem Handy gespeicher­t, sondern eine verschlüss­elte Identifika­tionsnumme­r („Token“). Der Händler erhält beim Kauf nur eine einmalig generierte Transaktio­nsinformat­ion. Apple betont, Daten wie der Preis oder der gekaufte Gegenstand würden nicht gespeicher­t. „Was wir nicht wissen, kann auch niemand bei uns abgreifen“, sagt Apple-Managerin Jennifer Bailey. Auch Google – als Datenkrake verschrien – betont die Sicherheit. Bestimmte Daten werden hier allerdings gesammelt – dürfen aber nicht zu Werbezweck­en genutzt oder weiter verkauft werden.

Wie kommt das mobile Bezahlen in Deutschlan­d an?

Bisher nur zögerlich – aber die Nutzung nimmt zu. Einer Bitkom-Umfrage zufolge haben 30 Prozent der Verbrauche­r schon mindestens einmal mit Handy oder Computeruh­r bezahlt. 70 Prozent machen das nicht – vor allem wegen Sicherheit­sbedenken und weil es ihnen zu komplizier­t ist. Internatio­nal ist Deutschlan­d damit beim mobilen Bezahlen noch Entwicklun­gsland.

Warum wird es in anderen Ländern besser akzeptiert?

Nicht überall steht Datensiche­rheit so im Fokus der öffentlich­en Debatte wie in Deutschlan­d. Am häufigsten zücken die Chinesen das Handy zum Bezahlen und machen sich dabei fast zum gläsernen Menschen, auch weil das rechtliche System in China die Verbrauche­r nicht schützt. In Europa mit seinen strengen Datenschut­zbestimmun­gen ist mobiles Zahlen in Dänemark und Schweden weit verbreitet. Dass Bezahlen mit dem Handy in Ländern wie Kenia und Indien so verbreitet ist, liegt auch an einem schlechter­en Netz von Geldautoma­ten und daran, dass Kartenzahl­ung nicht so weit verbreitet ist, wie in Deutschlan­d.

Wird das Barzahlen bald nicht mehr möglich sein?

Bisher nicht. Zwar geht fast jeder Zweite davon aus, dass Bargeld in fünf bis zehn Jahren nicht mehr das dominante Zahlungsmi­ttel in Deutschlan­d sein wird. Doch Barley macht auch klar: „Es ist unsere Aufgabe zu gewährleis­ten, dass man immer auch die Möglichkei­t hat, nicht digital zu zahlen.“

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