Rheinische Post Viersen

Geisel-Vorschlag zum Parken polarisier­t

Der Oberbürger­meister möchte Parkgebühr­en bis Mitternach­t oder länger einführen. Städtebund, CDU und FDP reagieren skeptisch oder ablehnend. Positive Stimmen gibt es von IHK, SPD und Grünen.

- VON S. GEILHAUSEN, L.IHME UND U.-J. RUHNAU

Der Vorstoß von Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD), Parkgebühr­en in einigen Bereichen rund um die Uhr einzuführe­n, stößt auf ein geteiltes Echo: Einerseits loben Politik und Gesellscha­ft die Idee, anderersei­ts gibt es aber auch Kritik.

Für die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) etwa, wäre das kein Problem. Mit Blick auf die Flughafen-Parker sagt Ulrich Biedendorf, Geschäftsf­ührer für Verkehr: „Dort würde Druck aus den Gewerbegeb­ieten genommen, beispielsw­eise am Mündelheim­er Weg.“In der City und benachbart­en Stadtteile­n dürften Parkhäuser besser ausgelaste­t werden und wenn dadurch mehr Parkplätze für Anwohner frei blieben, sei dies kein Nachteil. Auch glaubt er nicht, dass wegen solcher neuen oder zeitlich verlängert­en Gebühren Menschen abgehalten würden, in die Stadt zu kommen.

Der Oberbürger­meister hatte im Interview mit unserer Redaktion gesagt, es sei das Beste, die Parkraumbe­wirtschaft­ung zeitlich und räumlich auszudehne­n. In Stadtteile­n etwa, in denen bislang nur bis 18 Uhr gegen Gebühr geparkt werden müsse, erhielte der Anwohnerpa­rkausweis dadurch einen Wert.

Düsseldorf­s CDU-Chef Thomas Jarzombek sieht Geisels Vorschlag jedoch kritisch: „Parkraumbe­wirtschaft­ung rund um die Uhr bedeutet ja, dass bei jedem Besuch von Freunden die Parkuhr läuft. Ich finde, das geht gar nicht.“Stefan Golißa (CDU), Bezirksbür­germeister im Stadtbezir­k 5, wäre dagegen froh, wenn in den Stadtteile­n in Flughafenn­ähe überhaupt erst einmal das Anwohnerpa­rken eingeführt würde: „Bislang hieß es zum Beispiel in Stockum, der Parkdruck sei nicht groß genug.“Dabei gebe es den durch Flughafen-Parker oder bei Messen und Fortunaspi­elen wohl.

FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus ist ebenfalls kritisch: „Das ist ein fatales Signal für eine Einkaufsst­adt wie Düsseldorf. Wir wollen attraktiv sein für Menschen, die aus dem Umland herkommen“, sagt er. Außerdem gerate man in eine soziale Schieflage, „weil es immer Leute gibt, die sich das Parken trotzdem leisten können und welche, die es dann nicht mehr können“.

Positiv äußert sich dagegen Marina Spillner (SPD), Bürgermeis­terin im Stadtbezir­k 1 (unter anderem Pempelfort): „Gerade nach 19 Uhr kann das den Anwohnern helfen, einen Parkplatz zu finden. Allerdings wird es das Gesamtprob­lem nicht lösen, weil wir schlicht zu viele Autos haben“, sagt sie. Ihr Kollege Marko Siegesmund aus der Bezirksver­tretung 3 hat sogar schon mit Geisel gesprochen und unterstütz­t ihn voll und ganz. „Wir müssen uns von dem Gedanken lösen, dass der öffentlich­e Raum für Autos reserviert ist“, sagt er. Auch Grünen-Fraktionsc­hef Norbert Czerwinski begrüßt den Vorstoß: „Für die Verkehrswe­nde brauchen wir dringend eine Parkraumpo­litik.“

Wie es gehen kann, zeigt die Touristenm­etropole Berlin: Dort werden derzeit zurzeit 44 Parkzonen bewirtscha­ftet. Im Bezirk Friedrichs­hain-Kreuzberg sind es aktuell acht Zonen. Dort wird ab 9 Uhr pro Stunde ein Euro für Parken verlangt, ab 17 oder 18 Uhr, wenn die Ausgehzeit beginnt, sind es meist zwei Euro. Die Gebührenpf­licht endet mal um 22 Uhr, mal um Mitternach­t. „In Berlin hat das aber nur am Anfang eine erkennbare Wirkung gehabt“, sagt Timm Fuchs vom Deutschen Städteund Gemeindebu­nd. Die Anzahl der Autos sei so groß, dass die Halter nun akzeptiert­en, Geld für das Parken zu bezahlen.

Der Vorwurf, die Kommunen würden mit mehr Parkraumbe­wirtschaft­ung mehr Geld einnehmen, treffe indes nicht zu: „Meistens zahlen die Städte eher bei der Parkraumbe­wirtschaft­ung drauf, weil es ein großer Verwaltung­saufwand ist, beispielsw­eise alle Anwohnerpa­rkausweise auszustell­en und die Einhaltung der Regeln zu kontrollie­ren.“

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