„Düsselschmiede“startet Mitfahr-App
Flughafen, Messe, RP-Mediengruppe, Stadtsparkasse und Stadtwerke gründen Unternehmensverbund.
DÜSSELDORF Die Zukunft steht vor der Zentrale der Stadtwerke Düsseldorf: Am Mittwoch wurde dort der e.GO-Mover aus dem Hause des Aachener Professors Günther Schuh präsentiert, der bereits mit dem E-Kleintransporter Streetscooter Innovationsfreude bewies. Der Mover ist ein E-Kleinbus, der voll automatisiert vielleicht auch einmal in der Landeshauptstadt Menschen von A nach B bringt. Gebucht wird dann einer der 15 Plätze per App. Eine „Do-it-Yourself-Rheinbahn“und ein schönes Bild für die Chancen und Herausforderungen des digitalen Wandels. Diese Bandbreite haben fünf traditionsreiche Unternehmen aus der Landeshauptstadt vor Augen. Als „Düsselschmiede“wollen Flughafen, Messe, Rheinische Post Mediengruppe, Stadtsparkasse und Stadtwerke jährlich zwei bis drei Projekte entwickeln, von denen sie, ihre Mitarbeiter und der Standort Düsseldorf profitieren.
Projekte Immer mehr Menschen und mögliche Arbeitnehmer sind ein Plus im Ballungsraum Düsseldorf. Der Zuwachs stellt besondere Anforderungen an Mobilitäts- und Logistikkonzepte, ein Dieselfahrverbot steht im Raum. „Neue Geschäftsmodelle entstehen an den Schnittstellen der Unternehmen“, sagt Udo Brockmeier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke.
Als erstes Vorhaben soll eine App freigeschaltet werden, mit der die rund 10.000 „Düsselschmiede“-Mitarbeiter Mitfahrgelegenheiten buchen können. „Die Gespräche mit einem jungen Unternehmen für die App laufen“, sagt Thomas Schnalke, Sprecher der Flughafen-Geschäftsführung. Bereits im zweiten Quartal 2019 soll die App an den Start gehen. Umfragen hätten ergeben, dass die Mitarbeiter meist allein im Auto zur Arbeit fahren, mindestens 50 Prozent hätten jedoch Interesse an Fahrgemeinschaften. „Dann kann der Messe-Mitarbeiter aus Ratingen den Flughafen-Kollegen mitnehmen und unterwegs absetzen.“
Wie wichtig solche Initiativen sind, belegen Zahlen: Jeden Tag hat Düsseldorf fast 500.000 Pendler (250.000 Ein-, 155.000 Binnenund 85.000 Auspendler), Rekord in NRW. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel begrüßt die App. „So etwas bringt mehr als Bekenntnisse, mehr E-Mobile einsetzen zu wollen.“Stadt und Rheinbahn sind potenzielle weitere App-Partner. Nächstes Projekt der „Düsselschmiede“könnte die Bündelung von Lieferverkehren sein.
Mitarbeiter Werner Dornscheidt, Vorsitzender der Messe-Geschäftsführung, betont die Vernetzung der Unternehmen. „Wir erreichen nahezu alle Haushalte in Düsseldorf und verfügen über fundierte Kenntnis unserer Heimatregion.“ Was dem eigenen Unternehmen nutze, sei vielleicht auch für andere interessant. Die „Düsselschmiede“könne gemeinsame Lösungsansätze für Mitarbeiter diskutieren: bei Austauschprogrammen und Praktika, Aus- und Weiterbildung, Kinderbetreuung. Wie bei allen Vorhaben des Verbundes gilt: Weitere Partner sind nicht ausgeschlossen. „Gemeinsam sind wir in einer Zeit, in der es auch um Talente und gute Mitarbeiter geht, attraktiver als jeder Einzelne von uns“, sagt Patrick Ludwig, Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Rheinische Post Mediengruppe.
Start-ups Düsseldorf versteht sich als Standort für Start-ups. Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse, ist konstruktiv selbstkritisch. „Wir stehen bei den jungen Unternehmern zunächst nicht auf dem Besuchszettel. Das werden wir ändern.“Zunächst laden die „Düsselschmiede“-Unternehmen Start-ups im Rahmen der Start-up-Woche am 12. April zu sich ein. Um 17 Uhr sind in der Seifenfabrik an der Erkrather Straße Christian Baudis (Digital-Unternehmer, Ex-Google-Chef Deutschland) und Mirko Novakovic (CEO Instanta, Experte für Big Data) zu Gast. Patrick Ludwig plädiert auch für die gemeinsame Suche nach lukrativen Investitionen und Geschäftsmodellen. So könne man Treiber von neuen Entwicklungen sein.