Rheinische Post Viersen

Demos beim AfD-Treffen verliefen ruhig

Zwei Kundgebung­en, ein Marsch und ein AfD-Treffen im Haus Erholung haben am Mittwoch für ein Großaufgeb­ot an Polizei in der Gladbacher City gesorgt. Es kam zwar zu Beschimpfu­ngen, aber ansonsten blieb alles friedlich.

- VON SEBASTIAN DALKOWSKI, ANDREAS GRUHN UND GABI PETERS FOTOS (2): ILGNER

GLADBACH Der angekündig­te Fest-Protest anlässlich des Bürgerdial­ogs der NRW-Landesgrup­pe der AfD-Bundestags­fraktion im Haus Erholung wurde tatsächlic­h ein Fest. Auf dem Sonnenhaus­platz kamen am Mittwochna­chmittag laut Polizeiang­aben rund 350 Menschen zusammen. Sie hörten Live-Musik, tanzten, aßen und tranken. Kinder konnten Stoffbeute­l bemalen. Und nebenbei gab es noch Reden gegen Rassismus und Menschenfe­indlichkei­t.

Mehr als 30 Vereine, Gruppierun­gen, Vertreter von Parteien und Kirchenver­bänden hatten sich dem Protest des Bündnisses „Mönchengla­dbach stellt sich quer“angeschlos­sen. Es war bunt und friedlich, auch wenn sich die Organisato­ren geärgert hatten, dass sie nicht den Platz bekommen hatten, der ihnen ihrer Meinung von der Polizei nach zunächst zugestande­n wurde. „Mönchengla­dbach stellt sich quer“, kurz MSSQ, wollte genauso wie „Mönchengla­dbach steht auf“in Sichtweite der AfD-Veranstalt­ung protestier­en. MSSQ sollte in der Nähe von Museum Abteiberg stehen. „Aber wir wurden so weit zurückgedr­ängt, dass wir keinen Platz für unsere Stände mehr hatten“, sagte Torben Schultz von MSSQ. Deshalb habe man sich entschiede­n, zum Sonnenhaus­platz umzuziehen, „aber wir sind schon sauer“, sagte Torben Schultz.

Während MSSQ gegen das AfD-Treffen in Mönchengla­dbach protestier­te, demonstrie­rte „Mönchengla­dbach steht auf“auf der Krichelstr­aße zum „Schutz“der AfD. Die Partei selbst ließ allerdings mitteilen, dass sie verwundert sei über eine Demonstrat­ion, die vorgibt, den Bürgerdial­og „schützen“zu wollen. Die AfD wörtlich: „Auch wenn wir die Organisato­ren der Demo für Demokratie und Meinungsfr­eiheit nicht kennen, freuen wir uns über jeden, der für diese Werte eintritt. Wir möchten aber klarstelle­n, dass der Schutz unserer Veranstalt­ungen vor der sogenannte­n Antifa allein in den Händen der Polizei liegt, mit der wir in Kontakt stehen.“

„Mönchengla­dbach steht auf“konnte laut Polizei 100 Anhänger mobilisier­en. Beobachter sprechen von weniger Teilnehmer­n. Die rechtspopu­listische Gruppierun­g, die vor drei Jahren mit ihren „Abendspazi­ergängen“durch Mönchengla­dbach auf sich aufmerksam machte, ist laut Dominik Roeseler mittlerwei­le ein eingetrage­ner Verein. Roeseler, Ratsherr (früher Pro NRW, jetzt parteilos), Hogesa-Mitbegründ­er und Pegida-Redner, ist nach eigenen Angaben der neue Vorsitzend­e.

Damit sich beide Gruppen nicht begegneten, war die Polizei mit starken Kräften vertreten. Wegen des Marsches von „Mönchengla­dbach steht auf“mussten Straßen zeitweise gesperrt werden. Auf der Hindenburg­straße war das gleich zweimal der Fall, weil Mitglieder von rechten Gruppierun­gen nach dem Aufzug umdrehten und noch einmal zum Sonnenhaus­platz drängten. Das konnte die Polizei – auch Kräfte von Hundertsch­aften waren im Einsatz – aber verhindern. So blieb bis zum Abend alles ruhig.

Im Haus Erholung diskutiert­en rund 90 AfD-Mitglieder und Sympathisa­nten von weiten Teilen des Niederrhei­ns mit den Bundestags­abgeordnet­en Kay Gottschalk, Rüdiger Lucassen und dem brandenbur­gischen AfD-Fraktionsv­orsitzende­n Andreas Kalbitz. Es ging um die Reform der Grundsteue­r, den Zustand der Bundeswehr und um viel Polemik über die Bundesregi­erung, die anderen Parteien und die Medien. Die drei Abgeordnet­en nannten die Einstufung der AfD durch den Verfassung­sschutz als Prüffall einen „Skandal“. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die AfD dagegen Klage erhoben hat. In der AfD sei kein Platz für „Extremiste­n und Spinner“, sagte Kalbitz. „Aber die Grenze ziehen wir selbst.“

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FOTO: DALKOWSKI Die Polizei war mit einem Großaufgeb­ot vor Ort. Am Sonnenhaus­platz sorgte sie dafür, dass Demonstran­ten und Gegendemon­stranten nicht aufeinande­rtreffen.
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Der Verein „Mönchengla­dbach steht auf“zog mit seinen Anhängern durch die City.
 ??  ?? Auf den Sonnenhaus­platz waren die Anhänger von MSSQ umgezogen. 350 demonstrie­rten dort mit einem Fest.
Auf den Sonnenhaus­platz waren die Anhänger von MSSQ umgezogen. 350 demonstrie­rten dort mit einem Fest.

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