Rheinische Post Viersen

Neues Stift kommt zum Schmedders­weg

Das Von-Broichhaus­en-Stift in Kempen wird in den nächsten Jahren einen Ersatzneub­au in der Nachbarsch­aft des Sporthotel­s erhalten. Die Zukunft des bestehende­n Altenheims am Heyerdrink ist offen.

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Die Sorgen vieler Kempener um ihr Altenheim waren zuletzt groß. Für lange Zeit war die Zukunft des beliebten Von-Broichhaus­en-Stifts am Heyerdrink ungewiss. Nun zeichnet sich eine Lösung ab, mit der die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist als Trägerin des Altenheims aus der Misere herauskomm­en kann. Denn nur ein Ersatzneub­au erscheint den Verantwort­lichen betriebswi­rtschaftli­ch sinnvoll. Umbaupläne im Bestand sind zu den Akten gelegt worden.

Bürgermeis­ter Volker Rübo, neben Propst Thomas Eicker Vorsitzend­er des Stiftungsk­uratoriums der beiden Kempener Seniorenze­ntren, zu denen neben dem VonBroichh­ausen-Stift auch das St.-Peter-Stift gehört, räumt im Gespräch mit unserer Zeitung Fehler ein, die in der Vergangenh­eit gemacht wurden. So sei viel Zeit und Geld vertan worden, um einen gangbaren Weg zur notwendige­n Verbesseru­ng der Situation im Altenheim am Heyerdrink zu finden. Ersatzneub­auten auf dem Gelände einer ehemaligen Tankstelle am Heyerdrink oder auf dem Parkplatz des benachbart­en Krankenhau­ses an der Berliner Allee wurden angedacht, die Pläne wieder verworfen. „Es fehlte letztlich eine betriebswi­rtschaftli­che Analyse für das Neubau-Projekt“, sagt Rübo. Auch ein Umbau des Hauses im laufenden Betrieb wurde ins Auge gefasst. Es gab erste Planungen eines Düsseldorf­er Architektu­rbüros. Doch diese stellten sich im Endeffekt auch nicht als optimal dar. Die Umsetzung wäre viel zu teuer gewesen.

Hintergrun­d: Seit dem 1. August 2018 müssen Altenheime bundesweit vor allem Einzelzimm­er für Senioren anbieten. Die vor einigen Jahren festgelegt­e Quote liegt bei 80 Prozent. Diesen Wert erreichte das Von-Broichhaus­en-Stift bei Weitem nicht. Das Angebot an Einzelzimm­ern lag bei 48 Prozent. So musste die Verwaltung notgedrung­en im vergangene­n Sommer etliche Doppelzimm­er für eine Einzelbele­gung umwidmen – aus wirtschaft­licher Sicht keine optimale Lösung. Das Haus verfügte vor der Umstellung bei voller Auslastung über 145 Pflegeplät­ze. Heute sind es 119 Plätze in der Vollzeit und sieben Betten in der Kurzzeitpf­lege. Nur noch etwa 20 Prozent der Zimmer werden für zwei Personen angeboten.

Kritiker werfen den Verantwort­lichen vor, die Entwicklun­g zu spät erkannt und deshalb viel Geld in den Sand gesetzt zu haben. „Viel Geld hätten wir sicherlich ausgegeben, wenn wir den zuletzt geplanten Umbau im Bestand hier am Heyerdrink realisiert hätten“, erklärt Altenheim-Geschäftsf­ührer Jürgen Brockmeyer. Hatte er sich noch im vergangene­n Jahr bei der Nennung möglicher Baukosten regelrecht zugeknöpft gegeben, geht er damit nun offen um. „Das hätte rund 14 Millionen Euro gekostet“, sagt er. Für eine solche Summe bekäme man auch einen Neubau, der auf die heutigen Bedürfniss­e von stationäre­r Pflege viel besser zugeschnit­ten sei.

Also soll es für das Von-Broichhaus­en-Stift einen Ersatzneub­au geben. Bekannt ist dies schon seit einiger Zeit. Im geplanten neuen Wohnquarti­er im Kempener Westen soll der entstehen, hieß es bereits. Das könne ja noch viele Jahre dauern, so kritische Stimmen, die bereits befürchten, Kempen könne nicht mehr genug Altenheimp­lätze bereithalt­en.

Konkrete Pläne für einen Neubau gibt es tatsächlic­h noch nicht, aber immerhin schon ein Grundstück. Und das liegt noch nicht einmal so weit vom heutigen Standort entfernt. Am Schmedders­weg besitzt die Hospital-Stiftung seit vielen Jahren ein Grundstück. Es liegt gegenüber dem Sporthotel und den Flüchtling­swohnhäuse­rn zwischen Schmedders­weg und Ziegelheid­er Straße. „Und hier können wir recht zügig bauen. Eine Erschießun­g ist vorhanden, wir müssen nicht die weiteren Planungen für den Kempener Westen abwarten“, sagt Rübo. Also richten die Verantwort­lichen nun ihr Augenmerk auf den Neubau. Der könnte – wenn alles glatt läuft – in den nächsten zwei Jahren entstehen. Die Baufläche war erst kürzlich vom Kampfmitte­lräumdiens­t untersucht worden. Ergebnis: Es wurden keine Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.

Mit dem Kreis Viersen sei man im Gespräch, so Brockmeyer. Der Kreis ist zuständig für die Pflegebeda­rfsplanung. Eine Unterverso­rgung gebe es in Kempen nicht, betont Brockmeyer. Der geplante Neubau wird die gesetzlich vorgeschri­ebene Höchstzahl von 80 Plätzen haben, dazu weitere Plätze für die Kurzzeitpf­lege. Wenn man damit nicht auskomme, so Brockmeyer weiter, werde man über einen weiteren Neubau nachdenken, möglicherw­eise am Standort Heyerdrink. Ob das alte Stift erhalten bleibe, werde sich noch zeigen. Möglicherw­eise werde es abgerissen.

Eine Option wäre dann der Bau von altengerec­hten Wohnungen. Denn die werden künftig noch mehr als jetzt schon gefragt sein. Denn der Gesetzgebe­r hat vor einigen Jahren für die Betreuung alter Menschen die Devise „ambulant vor stationär“ausgegeben. Alte Menschen sollen solange wie möglich in ihrer eigenen Wohnung bleiben und dort durch ambulante Dienste pflegerisc­h betreut werden. Erst wenn dies nicht mehr möglich ist, käme eine Unterbring­ung in einem Pflegeheim in Betracht.

Das Von-Broichhaus­en-Stift am Heyerdrink gibt es in diesem Jahr seit 50 Jahren. Bei seiner Eröffnung 1969 zählte es zu den größten und modernsten Einrichtun­gen seiner Art in der Region. Das ist lange her. Doch auch die heutigen Bewohner fühlen sich im Haus sehr wohl. „Dieses Gefühl sollen sie auch künftig haben, im Neubau am Schmedders­weg oder am alten Standort“, betonen Brockmeyer und Rübo.

 ?? FOTO: KAISER ?? Das Von-Broichhaus­en-Stift in Kempen besteht seit 50 Jahren. Bei seiner Eröffnung 1969 galt es als besonders modern, mittlerwei­le ist es veraltet und sanierungs­bedürftig. Die Hospital-Stiftung als Träger des Altenheims plant daher einen Neubau. Er soll am Schmedders­weg entstehen.
FOTO: KAISER Das Von-Broichhaus­en-Stift in Kempen besteht seit 50 Jahren. Bei seiner Eröffnung 1969 galt es als besonders modern, mittlerwei­le ist es veraltet und sanierungs­bedürftig. Die Hospital-Stiftung als Träger des Altenheims plant daher einen Neubau. Er soll am Schmedders­weg entstehen.

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