Die abwechselnde Acht
Jonas Hofmann ist als Achter gesetzt, sein Nebenmann aber eine Variable in Dieter Heckings Personalmodell. Wenn es robuster wird, ist Denis Zakaria dran, wenn mehr Kreativität erforderlich ist, Florian Neuhaus. Wohl auch gegen Berlin.
Borussias Trainer Dieter Hecking hat sich in der Rückrunde weitgehend festgelegt, was sein Personal angeht. Yann Sommer steht im Tor, Michael Lang, Matthias Ginter, Nico Elvedi und Oscar Wendt bilden die Viererkette, Tobias Strobl ist der Sechser, und aus Thorgan Hazard, Lars Stindl und Alassane Plea besteht die Angriffsreihe, sofern sie alle gesund sind. Hazard verpasste das Augsburg-Spiel wegen seiner Wadenprobleme, auf Schalke kehrte der Genesene gleich zurück und war mit seinen beiden Vorlagen entscheidend am 2:0-Sieg beteiligt. Den schoss das zentrale Mittelfeld heraus: Christoph Kramer, für Strobl gekommen, erzielte das 1:0, später Florian Neuhaus das 2:0.
Neuhaus war wie Kramer ins Spiel gekommen – für Denis Zakaria. Es war ein typischer Wechsel, denn die Acht ist die einzige Position, die nicht festgelegt ist bei den Borussen, zumindest eine der beiden Planstellen. Denn Jonas Hofmann ist der Chef-Achter und gesetzt. In der Hinrunde war Neuhaus klar die Nummer zwei, doch im neuen Jahr hat Hofmann zwei Co-Achter: Neuhaus und Zakaria, die sich an seiner Seite abwechseln. In Leverkusen und auf Schalke war Zakaria in der Startelf, daheim gegen Augsburg Neuhaus. So könnte es auch gegen Hertha BSC sein, da die Berliner wohl tief stehen werden und der kreative Neuhaus da sehr hilfreich sein kann. Zumal sich Zakaria am Mittwoch im Training am Knie verletzte und für das Spiel ausfallen könnte. Die folgende Partie in Frankfurt könnte, sofern er bis dahin fit ist, wieder ein Auftrag für den Schweizer sein.
Die vorrangigen Qualitäten der beiden erklären, warum es so ist: Zakaria ist der Robustere, der mehr den Kämpfertypen darstellt. Das ist in der Fremde eher mal gefragt, wenn die Borussen selbst tiefer stehen und auch mal dagegenhalten müssen. Auf Schalke hatte Zakaria einige gute Balleroberungen, die er in Umschaltmomente verwandelte. Doch einmal versprang ihm der Ball, ein anderes Mal schoss er zu überhastet, damit verpuffte jeweils eine große Gelegenheit auf ein Tor. In Szenen wie diesen wird deutlich, dass Zakaria eben doch erst 22 und zuweilen noch zu zappelig ist.
Neuhaus ist ein Jahr jünger, wirkt aber etwas reifer. Vor allem hat er ein verblüffendes Gespür für die Räume, aus denen heraus man einem Gegner weh tun kann. Gegen Augsburg hat er den Elfmeter herausgeholt, den Hofmann dann verschoss, als er in die Tiefe ging; auf Schalke war er nach Hazards Vorarbeit zur Stelle und spitzelte den Ball zum 2:0 ins Tor. Zuvor war er eingebunden in die schier endlose Ballstafette mit 61 Pässen in Serie.
Es war sein zweites Bundesliga-Tor, erstmals traf er auswärts. Dazu kommen acht Vorlagen, damit steht Neuhaus gemeinsam mit Thorgan Hazard in der internen Assistenten-Liste der Gladbacher vorn. Zakaria ist weniger produktiv: Ein Tor und eine Vorlage stehen in seiner Liga-Saisonbilanz. Doch ist er der Achter mit einer defensiveren Ausrichtung. Auf Schalke arbeitete er 78 Minuten mit daran, den Gegner mürbe zu machen, Kramer und Neuhaus machten dann mit ihren Toren den Haken dran.
Neuhaus hat nicht nur das System der Borussen, sondern auch die Sprachregelung zu den Zielen der Saison verinnerlicht. „Wir als Mannschaft wissen, warum wir in der Tabelle jetzt dort stehen, wo wir stehen. Wir wissen aber auch, dass erst der 20. Spieltag ist, und wir weiter hart arbeiten müssen, um am Ende einen zufriedenstellenden Tabellenplatz zu ergattern“, sagte er und umdribbelte verbal die Frage nach Champions League oder gar Meisterschaft ebenso elegant, wie er sonst seine Sache auf dem Rasen macht.