Rheinische Post Viersen

Corbyns Schatten

- VON MATTHIAS BEERMANN

Man kann nicht behaupten, dass Labour-Chef Jeremy Corbyn ein glühender Befürworte­r der EU wäre. Der kauzige Altlinke neigt im Herzen eigentlich dem Brexit zu, aus rein ideologisc­hen Gründen. Brüssel, das ist für Corbyn das düstere Machtzentr­um des Kapitals. Dumm nur, dass die EU auch jede Menge angenehme Sozialstan­dards und Arbeitssch­utzgesetze erlassen hat, die dem britischen Arbeitnehm­er direkt zugute kommen. Und dumm auch, dass viele Labour-Mitglieder den ganzen Brexit inzwischen am liebsten abblasen würden.

Bisher hatte Corbyn gezockt und versucht, das Brexit-Chaos zu nutzen, um Neuwahlen zu erreichen. Jetzt ist er endlich über seinen Schatten gesprungen und hat die Bedingunge­n genannt, unter denen Labour den Brexit-Deal von Premiermin­isterin Theresa May im Unterhaus unterstütz­en würde. Es ist völlig offen, ob May darauf eingeht, denn Corbyns Forderunge­n liefen auf einen stark abgemilder­ten Brexit heraus, der Mays Tories spalten würde. Aber jetzt liegt erstmals eine Skizze für eine mögliche überpartei­liche Einigung auf dem Tisch – ein enormer Fortschrit­t. BERICHT ERNEUTE ABFUHR FÜR MAY IN BRÜSSEL, POLITIK

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