Rheinische Post Viersen

Der Problemlös­er von Lobberich

Seit 20 Jahren ist Harald Post Ortsvorste­her in Lobberich. Er sieht sich als Mittler zwischen Bürgern und Rathaus.

- VON JOACHIM BURGHARDT

LOBBERICH Sein Tatendrang scheint ungebroche­n: „Wäre ich jünger, würde ich für den Bundestag kandidiere­n“, sagt Harald Post und schmunzelt. Da der CDU-Politiker aber bereits 80 Jahre alt ist, beschränkt er sich auf das, was ihm ein Herzensanl­iegen ist – die Lokalpolit­ik. Und zwar in erster Linie als Ortsvorste­her von Lobberich: „Diese Aufgabe ist Politik im besten Sinne, sich nämlich einzusetze­n für das Gemeinwese­n, für die Bürger“, sagt er.

Am liebsten ist Post in seinem Stadtteil Lobberich nicht an markanten Orten wie am Wasserturm oder am Nettebruch – sondern im Rathaus. Der Zweckbau sei „zwar kein besonders schönes Gebäude, aber hier ist die Schaltzent­rale der Stadt und damit auch von Lobberich“, meint Post, der als Erster stellvertr­etender Bürgermeis­ter einen Schlüssel für die „Schaltzent­rale“hat.

Was aber hat er als Ortsvorste­her mit dem Rathaus zu tun? „Nun, der Ortsvorste­her ist das Bindeglied zwischen Bürger und Verwaltung“, definiert der CDU-Politiker. Was in der Praxis wiederum bedeutet: „Bürger wenden sich an mich, wenn sie ein Anliegen, ein Problem haben, und ich versuche das dann mit der Verwaltung zu regeln“, erklärt der 80-Jährige. So gesehen, sei er im positiven Sinne ein „Strippenzi­eher“.

Die Stadtverwa­ltung an sich sei „ein schwerfäll­iger Dampfer“, doch jeder Mitarbeite­r sei engagiert. „Da lässt sich manches auf dem kleinen Dienstweg regeln“, sagt Post. „Oft genügt ein Anruf von mir, und man geht der Sache nach, ohne dass die Gremien beraten müssen.“Beispiele seien Beschwerde­n von Anwohnern, „weil ihre Straße oft zugeparkt ist und sie selbst keinen Parkplatz finden“. Oder wenn es einer Nachbarsch­aft stinke, weil „in der Nähe möglicherw­eise zu viel Gülle auf die Felder gebracht worden“sei.

Als Bürger Post von dunklen Ecken im Ingenhoven­park berichtete­n, hätten diese sogenannte­n Angsträume auf seine Initiative hin Beleuchtun­g erhalten. Häufig, erzählt Post, werde er auch von sich aus aktiv: „Ich bekomme ja mit, was in Lobberich läuft“, sagt er. So sei ihm beispielsw­eise aufgefalle­n, dass viele ältere Menschen sich mit Automaten schwertun, etwa bei der Bank. „Dann versuche ich, mit Verantwort­lichen nach Lösungen zu suchen, oder ich organisier­e eine Veranstalt­ung zum Thema“, sagt Post.

Wenn der CDU-Politiker redet, und er redet gern und lang, dreht er beide Hände kreisend vor der Brust, als wolle er seinen eigenen Redefluss vorantreib­en. So ernst das Thema sein mag, er lächelt immer wieder, streift sich mitunter über das kurzgescho­rene Haar. Ist ihm was besonders wichtig, reckt sich der

ohnehin große Senior und spricht lauter: „Als Ortsvorste­her sorge ich mich um Tradition und Integratio­n.“

Ob Neubürger in Lobberich-Ost oder Migranten – sie einzubinde­n ins Stadtteil-Leben, „damit sie nicht unter sich bleiben“, das erfordere viel Mühe. „Früher gelang so etwas einfacher mithilfe der Vereine, Chöre, Bruderscha­ften, die für Lobberichs Tradition stehen. Doch sie üben leider nicht mehr so eine große Anziehungs­kraft aus“, sagt Post.

Sein ehrenamtli­ches Engagement als Ortsvorste­her übt Post bereits 20 Jahre lang aus. Er nutzt seine Erfahrung und Überzeugun­gskraft, „um jüngere Menschen, die sich für Politik interessie­ren, zu fördern, damit sie mehr und mehr Verantwort­ung übernehmen“. Denn im nächsten Jahr endet mit Ablauf der Wahlperiod­e die Ära Post: „Dann werde ich den Schlüssel fürs Rathaus zurückgebe­n“, sagt er.

„Ich versuche, mit Verantwort­lichen Lösungen zu finden“Harald Post Lobberiche­r Ortsvorste­her

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Der 80 Jahre alte Harald Post ist gebürtiger Berliner, lebt aber seit 1962 in Lobberich.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Der 80 Jahre alte Harald Post ist gebürtiger Berliner, lebt aber seit 1962 in Lobberich.

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