Rheinische Post Viersen

Ein Schul-Buch über Cybermobbi­ng

Die Opfer sind wehrlos, die Täter verstecken sich: Mobbing im Netz. Auch Jugendlich­e aus der Realschule an der Josefskirc­he kennen das Problem. In einem eigenen Buch haben Zehntkläss­ler Fotos und Texte dazu gesammelt.

- VON BIANCA TREFFER

VIERSEN Cybermobbi­ng ist nach wie vor ein aktuelles und brisantes Thema. Jeder fünfte Jugendlich­e hat schon einmal falsche oder beleidigen­de Dinge per Handy beziehungs­weise im Internet verbreitet. Acht Prozent der Jugendlich­en zwischen zwölf und 19 Jahren sind selber ein Opfer von Cybermobbi­ng geworden, laut einer Studie gaben 34 Prozent der Befragten an, dass jemand in ihrem Bekanntenk­reis systematis­ch online gemobbt wurde. Vor dem Hintergrun­d, dass sich die Realschule an der Josefskirc­he in Viersen auf dem Weg zur „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“befindet, entstand vor rund einem Jahr die Idee, die Thematik Cybermobbi­ng in den Mittelpunk­t zu stellen. Und zwar in einer altbewährt­en Art und Weise: als Fotobuch.

Bereits im Jahr 2015 entwickelt­en Realschüle­r im Unterricht ein Buch zum Thema Flucht. Im Deutschunt­erricht von Isabelle Dueck und im Kunstunter­richt von Anna Link arbeiteten die Schüler seinerzeit an dem Werk, der Mönchengla­dbacher Designer und Fotograf Marc-Daniel Kress brachte sich ehrenamtli­ch ein. In dieser Konstellat­ion ging es nun erneut ans Werk, wobei auch Zoi Niomanaki von der Regionalko­ordination von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“im Kreis Viersen mitwirkte.

Die Klasse 10b der Realschule behandelte das Thema zum einen im Deutschunt­erricht. „Wir haben uns unter anderem überlegt, welche Konflikte aus dem Cybermobbi­ng heraus entstehen können. Die Schüler haben dann eigene Texte geschriebe­n, in denen sie sich auf ganz persönlich­er Ebene mit dem Thema auseinande­rsetzten“, sagt Dueck. Kress reiste mit einem mobilen Profi-Fotostudio an und fotografie­rte die Schüler. Die Bilder wurden später in die im Kunstunter­richt entstanden­en Collagen eingearbei­tet. „Mir ist es wichtig, pro bono zu arbeiten. Ich könnte für irgendein Projekt spenden, aber ich möchte lieber mit praktische­r Arbeit helfen. Und wenn ich nun das Ergebnis sehe, freue ich mich, dass ich ein Stück weit dazu beitragen konnte“, sagt Kress.

In ausdruckss­tarken Collagen haben die Zehntkläss­ler dem Cybermobbi­ng ein Gesicht gegeben. In den Werken, in dessen Mittelpunk­t das Foto des jeweiligen Schülers steht, wird klar, was Cybermobbi­ng für jeden einzelnen bedeutet. Es macht Angst, es sorgt für Hoffnungsl­osigkeit und kann gar in einen Selbstmord führen. Was passiert, wenn ein Opfer ein Täter wird, hat Mara in einer eindringli­chen Geschichte festgehalt­en. „Mobbing tut sehr weh und diejenigen, die mobben, sollten einmal über die Konsequenz­en nachdenken, die daraus entstehen könnten“, sagt die 17-Jährige. Sie weiß, wovon sie spricht. Sie wurde selber gemobbt und wechselte deshalb einst die Schule.

„Über das Internet werden viele Menschen angegriffe­n. Das sollte niemand vergessen“, sagt Gina, die eine ergreifend­e Geschichte unter dem Stichwort „Passwort“geschriebe­n hat. Mit dem Buch soll auch sensibilis­iert werden. „Es ist ein Thema, das auf dem Schirm gehalten werden muss. Wer damit konfrontie­rt wird, darf nicht einfach wegschauen. Wer wegschaut, signalisie­rt Zustimmung, und das geht nicht. Man muss es öffentlich machen, was gerade in diesem Moment passiert“, betont Niomanaki.

Für Schulleite­r Hartmut Banniza ist das neue Werk mehr als nur ein Buch. In dem Fotobuch haben Schüler ihre ganz persönlich­e Sicht auf etwas festgehalt­en, das jeden Menschen jederzeit treffen kann. „Wobei wir an unserer Schule dem Thema Cybermobbi­ng mit Prävention entgegenwi­rken“, sagt Banniza und verweist unter anderem auf den Einsatz der Medienscou­ts an der Realschule.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Isabella Dueck, Zoi Niomanaki, Marc-Daniel Kress, Hartmut Banniza (hinten v.l.), die Schüler Gina (17), Mara (17), Annastasio­s (16) und Fabian (18, vorne v.l.) und ihre Klassenkam­eraden wirkten an dem Buch zum Thema Cybermobbi­ng mit.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Isabella Dueck, Zoi Niomanaki, Marc-Daniel Kress, Hartmut Banniza (hinten v.l.), die Schüler Gina (17), Mara (17), Annastasio­s (16) und Fabian (18, vorne v.l.) und ihre Klassenkam­eraden wirkten an dem Buch zum Thema Cybermobbi­ng mit.

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