In NRW verdient man überdurchschnittlich
Im Süden verdienen Fachkräfte besonders viel, in der Bankenbranche auch, zeigt eine Studie. NRW liegt bundesweit im oberen Drittel – und speziell für Hochschulabsolventen von Rhein und Ruhr gibt es eine gute Nachricht.
DÜSSELDORF Deutsche Bank und Commerzbank in der Krise, Online-Banken auf dem Vormarsch, Filialen werden geschlossen: Die Finanzindustrie erlebt gerade einen gewaltigen Wandel. Trotzdem zahlt die Bankenbranche ihren Mitarbeitern – vom Banker, über den Juristen bis zum IT-Mitarbeitern – mit rund 70.800 Euro im Schnitt noch immer die höchsten Durchschnittsgehälter – wobei die Berufsgruppe der „Banker“allerdings nur knapp 64.000 Euro verdient (siehe Tabelle). Angesichts der starken Stellung der Finanzindustrie in Hessen überrascht es daher auch wenig, dass Arbeitnehmer dort im Ländervergleich mit rund 65.300 Euro die höchsten Durchschnittsgehälter haben. Nordrhein-Westfalen liegt mit einem Durchschnittsgehalt von 58.846 Euro hinter Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg auf Rang fünf.
Das geht aus der achten Auflage des Gehaltsreports der Online-Stellenbörse Stepstone hervor. Der Report sagt nichts über die allgemeine Beschäftigungssituation oder das Lohnniveau der rund sieben Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in NRW aus, sondern konzentriert sich speziell auf Fachund Führungskräfte.
Dabei zeigt sich auch, dass unter den zehn Städten mit den höchsten Durchschnittsgehältern drei aus NRW sind: Hinter Frankfurt, München und Stuttgart liegt Düsseldorf als Zentrum vieler Unternehmensberatungen und Großkonzernen wie Henkel auf Rang vier (Durchschnittsgehalt: 66.797 Euro), Bonn mit seinen Leuchtturm-Unternehmen Deutsche Telekom und Deutsche Post folgt auf Rang sechs (64.633 Euro) und Köln auf Rang acht (62.929 Euro).
Rückschlüsse auf die allgemeine Arbeitsmarktsituation in NRW lassen sich daraus jedoch nicht ziehen. Das zeigt ein Blick auf die Arbeitslosenstatistik. Zwar lag die Arbeitslosenquote im Rheinland laut Agentur für Arbeit leicht unter dem NRWSchnitt von 6,7 Prozent. Im Münsterland lag sie mit 4,1 Prozent allerdings noch niedriger, ebenso in Südwestfalen mit fünf Prozent.
Während generell für den Arbeitsmarkt weiterhin die Faustformel „Bildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit“gilt, lassen sich aus dem Stepstone-Report auch ein paar Hinweise ableiten, die tendenziell zu einem höheren Gehalt führen: Wenig überraschend ist das einerseits die Berufserfahrung – je mehr, desto höher das Einkommen. Darüber hinaus kann man in großen Berufsgruppe NRW Deutschland Unternehmen tendenziell mehr verdienen als in kleineren, hat man ein höheres Gehalt bei Personalverantwortung, verdient man in den deutschen Schlüsselindustrien Banken, Pharma und Fahrzeugbau nach wie vor am besten.
Die richtigen Weichen kann man also bei der Studienwahl stellen. Dabei genießen offenbar auch NRW-Hochschulen wie die Ingenieur-Kaderschmiede RWTH Aachen weiterhin einen guten Ruf in Personalabteilungen – darauf deuten zumindest die Gehälter hin, die bei Absolventen in Studiengängen wie Medizin, Ingenieurswissenschaften bzw. Wirtschaftsingenieurwesen leicht über dem Bundesdurchschnitt liegen.
Heutige Gehälter sagen allerdings wenig über künftige Entwicklungen in den verschiedenen Berufen aus – denn speziell die hohen Gehälter für einzelne Berufsgruppen machen beispielsweise den Einsatz künstlicher Intelligenz für Unternehmen lukrativ, um Standardtätigkeiten zu ersetzen. Dies könnte sich langfristig auch auf die Sicherheit der Arbeitsplätze und auch auf die Gehälter auswirken.
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarktund Berufsforschung (IAB) zeigte bereits im vergangenen Jahr, dass der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen, die in einem Beruf arbeiten, der durch technische Lösungen ersetzt werden kann, von 15 Prozent im Jahr 2013 auf 25 Prozent im Jahr 2016 gestiegen ist. Allerdings stellten die Forscher auch fest, dass mit steigender Spezialisierung das Risiko sinkt, von Automatisierung und Digitalisierung bedroht zu sein.