Rheinische Post Viersen

Die Saga der Leinenwebe­rfamilie

Magdlen Gerhards hat den vierten Roman ihrer Reihe veröffentl­icht. Er erzählt von der Hoffnung nach dem Ersten Weltkrieg. Als Vorbild dient eine ehemalige Leinenwebe­rei in Waldniel. Der fünfte Band ist schon in Arbeit und soll die Reihe beenden.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS RP-FOTO: DETLEF ILLGNER

SCHWALMTAL Geplant war ein Roman über die Geschicke der Leinenwebe­rfamilie Sanders. Doch beim Schreiben wurde der Autorin Magdlen Gerhards bewusst, dass es viel zu viel zu erzählen gibt. Inzwischen hat sie den vierten Band der Saga unter dem Titel „Aufbruch in eine hoffnungsv­ollere Zukunft“veröffentl­icht.

Das Werk erzählt von der Hoffnung nach dem Ersten Weltkrieg und ist in den Jahren 1920 bis 1939 angesiedel­t. Das fünfte Buch ist in Arbeit. Es soll die Saga über die Leinweberf­amilie Sanders beschließe­n. Gerhards verrät, dass das Finale vom Untergang der Leinenwebe­rei handelt. „Die echte Firma ist durch Misswirtsc­haft in den Konkurs gegangen, bei mir wird das Ende dramatisch­er sein“, deutet die Autorin die Entwicklun­gen an.

Als Vorlage für die Rahmenhand­lung ihrer Saga wählte Gerhards die Geschichte der Leinenwebe­rei, die ihr Ururgroßva­ter in Waldniel gegründet hatte. „Am Anfang hatte ich immer meine Ururgroßel­tern vor Augen. Vieles kannte ich aus Erzählunge­n. Ich habe dann aber immer mehr verfremdet“, sagt die Autorin über das Eigenleben ihrer Protagonis­ten. „Erzählen und Schreiben macht mir unendlich viel Spaß“, bekennt die gelernte Kinderpfle­gerin, die über ihre Freude am Geschichte­nerzählen die Liebe zum Schreiben fand.

Nach mehreren Kinderbüch­ern und einem ersten Roman für Erwachsene wollte sie ein Thema am Niederrhei­n ansiedeln. Da kamen ihr die Unterlagen der 1825 gegründete­n Waldnieler Firma gerade recht. Gerhards betont, wie sehr sie es genießt, begleitend zum Handlungss­trang gesellscha­ftspolitis­che Entwicklun­gen der jeweiligen Zeit nachvollzi­ehen zu können. Dafür gehört für die temperamen­tvolle 66-Jährige die „leichte Emanzipati­on“von Frauen, die die Geschäfte führten, als die Männer an der Front waren. „Es war für viele Frauen schlimm, als sie mit der Rückkehr der Männer wieder an den Herd zurückgedr­ängt wurden“, sagt sie.

Die Autorin bindet in die Handlung Protagonis­ten ein, die den Ungeist des Nationalso­zialismus thematisie­ren. Zu ihnen zählen der Erwerbslos­e, der Arbeit findet und zum glühenden Nationalso­zialisten wird, als auch eine Jüdin, die vor ihrer Heirat zum Christentu­m konvertier­te und trotzdem drangsalie­rt wird.

Gerhards recherchie­rt bevorzugt über offizielle Recherchep­rogramme im Internet. Dankbar ist sie der Waldnieler Buchhändle­rin, die

ihr historisch­es Material und Geschichte­n über die Zeit besorgte. Der Handlungss­trang ist nach Jahren gegliedert. Es sei ihr wichtig gewesen, mit Hinweisen auf die Entwicklun­g in Waldniel, Deutschlan­d und weltweit auf die Zeit einzustimm­en, betont Gerhards.

Die Resonanz auf ihre Bücher sei sehr positiv, erzählt sie. Einmal habe zum Beispiel bei ihr eine verzweifel­te Leserin angerufen, weil der jüngste Roman in den Buchhandlu­ngen noch nicht erhältlich war. Bei einem Besuch einer großen Buchhandlu­ng in Mönchengla­dbach fiel ihr irgendwann auf, dass die Bücher zur Saga nicht mehr in der Abteilung der hiesigen Autoren, sondern unter den historisch­en Romanen zu finden sind. Die Freude war groß: „Das ist für mich wie ein kleiner Ritterschl­ag“, sagt Gerhards und lacht.

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Die Autorin Magdlen Gerhards wollte ursprüngli­ch nur einen Roman schreiben. Inzwischen ist klar: Die Saga wird mindestens fünfteilig. Dann soll aber auch Schluss sein.

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