Schulsanierungen: Die Zeit drängt
Ende März sollen die Gutachten zur geplanten Sanierung der weiterführenden Schulen in Kempen öffentlich vorgestellt werden. Die Gesamtschule bekommt für die neue Oberstufe eine Interimslösung an der Berliner Allee.
KEMPEN Eigentlich hätten die Expertisen der von der Stadt Kempen beauftragten Gutachterbüros bereits vorliegen sollen. Doch die Experten des Architekturbüros pbs aus Aachen sind mit ihrer Bestandsanalyse der weiterführenden Schulen in Kempen erst zu gut 80 Prozent fertig. Das erklärte Kempens Schuldezernent Michael Klee am Montagsabend auf Anfrage der Vorsitzenden der Stadtschulpflegschaft, Ute Gremmel-Geuchen. Für den 25. März ist nun eine gemeinsame öffentliche Sitzung von Schul- und Bauausschuss im Kempener Rathaus geplant, bei der das bautechnische Gutachten präsentiert werden soll. Parallel dazu sollen auch erste Ergebnisse der schulpädagogischen Untersuchung vorliegen. Damit hat die Stadt das Beratungsunternehmen Dr. Garbe & Lexis aus Leichlingen beauftragt. Die Experten werden sich im März die Schulen genauer ansehen. Außerdem sind zwei Workshops mit den Schulleitungen geplant. Daraus soll ein pädagogisches Profil für die Schulen entwickelt werden.
Die Sorgen bei den Schulen, aber auch in der Elternschaft sind mittlerweile sehr groß, dass das Großprojekt zeitlich immer weiter nach hinten geschoben wird. Vor allem bei der Gesamtschule ist der Zeitdruck hoch. Denn mit Beginn des Schuljahrs 2020/2021 startet die gymnasiale Oberstufe. Unterrichtsräume für die Klassen gibt es noch nicht. Der ursprüngliche Plan, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude der Martinschule, die nun zum Schuljahrsende ausläuft, für die Gesamtschule zu nutzen, lässt sich nicht umsetzen. Das Gebäude darf erst wieder genutzt werden, wenn es aufwendig saniert ist. Ein Neubau lässt sich ebenfalls in der Kürze der Zeit nicht realisieren.
Bleibt also nur eine Übergangslösung: Auf die verständigte sich der Kempener Schulausschuss am Montagabend. Es wird einen provisorischen Neubau aus Fertigbauteilen geben. Der soll auf der Wiese neben dem Erweiterungsbau des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums an der Berliner Allee entstehen. Nach einem ersten großen Planungskonzept sollen hier 16 Klassenräume für eine vierzügige Oberstufe der Gesamtschule mit Nebenräumen entstehen. Unklar ist derzeit noch, ob dort auch naturwissenschaftliche Fachräume eingerichtet werden. Der Komplex wird nach Angaben von Schuldezernent Klee deutlich mehr als 1000 Quadratmeter Nutzfläche umfassen.
Die Stadt überlegt derzeit auch noch, ob der Fertigbau gemietet oder gekauft werden soll. Ein Kauf würde nach Angaben von Klee durchaus Sinn machen. Denn der Komplex soll für einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren genutzt werden. Wenn in den kommenden Jahren jeweils Teile der beiden Gymnasien saniert würden, könnten Klassen vorübergehend in den Fertigbau ausgelagert werden.
Gesamtschulleiter Uwe Hötter, der sich mit dieser Interimslösung einverstanden erklärt, appellierte an Stadtverwaltung und Politik, eine dauerhafte Lösung für seine Schule nicht aus dem Blick zu verlieren. Sie sollte schon jetzt geplant werden. Die Gesamtschule braucht auch für die Unter- und Mittelstufe (Sekundarstufe I) künftig mehr Platz, weil sie ab dem kommenden Schuljahr 2019/2020 Schwerpunktschule für inklusiven Unterricht sein wird. Behinderte Kinder sollen dann dort unterrichtet und betreut werden. Dafür müssen Differenzierungsräume geschaffen werden.
In Sorge ist die Stadtschulpflegschaft auch, dass angesichts des Großvorhabens zur Sanierung der weiterführenden Schulen die Grundschulen in Kempen vernachlässigt werden könnten. Ute Gremmel-Geuchen erinnerte im Schulausschuss an ihren Brief vom April 2018 an Bürgermeister und Stadtratsfraktionen, dem eine ausführliche Liste mit Mängeln an den Grundschulen beigefügt war. Bislang sei aber kaum etwas instandgesetzt worden. Dezernent Klee erinnert daran, dass er gemeinsam mit Bürgermeister Volker Rübo und dem Technischen Beigeordneten Marcus Beyer im vorigen Oktober und November die Grundschulen besichtigt hätte. Danach hatte die Verwaltung einen ersten Maßnahmenkatalog erarbeitet. Es sei indes derzeit angesichts der guten Baukonjunktur schwierig, Handwerksbetriebe für Reparaturarbeiten zu finden. Die Stadt hat keine Rahmenverträge mit Firmen abgeschlossen, wie es diese in anderen Städten für Instandsetzungsarbeiten an öffentlichen Gebäuden gibt. Darüber wird aber in Kempen inzwischen nachgedacht. Für den Tiefbaubereich hat sich eine solche Vereinbarung mit der Firma Hamelmann längst bewährt.