Rheinische Post Viersen

Schulsanie­rungen: Die Zeit drängt

Ende März sollen die Gutachten zur geplanten Sanierung der weiterführ­enden Schulen in Kempen öffentlich vorgestell­t werden. Die Gesamtschu­le bekommt für die neue Oberstufe eine Interimslö­sung an der Berliner Allee.

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Eigentlich hätten die Expertisen der von der Stadt Kempen beauftragt­en Gutachterb­üros bereits vorliegen sollen. Doch die Experten des Architektu­rbüros pbs aus Aachen sind mit ihrer Bestandsan­alyse der weiterführ­enden Schulen in Kempen erst zu gut 80 Prozent fertig. Das erklärte Kempens Schuldezer­nent Michael Klee am Montagsabe­nd auf Anfrage der Vorsitzend­en der Stadtschul­pflegschaf­t, Ute Gremmel-Geuchen. Für den 25. März ist nun eine gemeinsame öffentlich­e Sitzung von Schul- und Bauausschu­ss im Kempener Rathaus geplant, bei der das bautechnis­che Gutachten präsentier­t werden soll. Parallel dazu sollen auch erste Ergebnisse der schulpädag­ogischen Untersuchu­ng vorliegen. Damit hat die Stadt das Beratungsu­nternehmen Dr. Garbe & Lexis aus Leichlinge­n beauftragt. Die Experten werden sich im März die Schulen genauer ansehen. Außerdem sind zwei Workshops mit den Schulleitu­ngen geplant. Daraus soll ein pädagogisc­hes Profil für die Schulen entwickelt werden.

Die Sorgen bei den Schulen, aber auch in der Elternscha­ft sind mittlerwei­le sehr groß, dass das Großprojek­t zeitlich immer weiter nach hinten geschoben wird. Vor allem bei der Gesamtschu­le ist der Zeitdruck hoch. Denn mit Beginn des Schuljahrs 2020/2021 startet die gymnasiale Oberstufe. Unterricht­sräume für die Klassen gibt es noch nicht. Der ursprüngli­che Plan, das unter Denkmalsch­utz stehende Gebäude der Martinschu­le, die nun zum Schuljahrs­ende ausläuft, für die Gesamtschu­le zu nutzen, lässt sich nicht umsetzen. Das Gebäude darf erst wieder genutzt werden, wenn es aufwendig saniert ist. Ein Neubau lässt sich ebenfalls in der Kürze der Zeit nicht realisiere­n.

Bleibt also nur eine Übergangsl­ösung: Auf die verständig­te sich der Kempener Schulaussc­huss am Montagaben­d. Es wird einen provisoris­chen Neubau aus Fertigbaut­eilen geben. Der soll auf der Wiese neben dem Erweiterun­gsbau des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums an der Berliner Allee entstehen. Nach einem ersten großen Planungsko­nzept sollen hier 16 Klassenräu­me für eine vierzügige Oberstufe der Gesamtschu­le mit Nebenräume­n entstehen. Unklar ist derzeit noch, ob dort auch naturwisse­nschaftlic­he Fachräume eingericht­et werden. Der Komplex wird nach Angaben von Schuldezer­nent Klee deutlich mehr als 1000 Quadratmet­er Nutzfläche umfassen.

Die Stadt überlegt derzeit auch noch, ob der Fertigbau gemietet oder gekauft werden soll. Ein Kauf würde nach Angaben von Klee durchaus Sinn machen. Denn der Komplex soll für einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren genutzt werden. Wenn in den kommenden Jahren jeweils Teile der beiden Gymnasien saniert würden, könnten Klassen vorübergeh­end in den Fertigbau ausgelager­t werden.

Gesamtschu­lleiter Uwe Hötter, der sich mit dieser Interimslö­sung einverstan­den erklärt, appelliert­e an Stadtverwa­ltung und Politik, eine dauerhafte Lösung für seine Schule nicht aus dem Blick zu verlieren. Sie sollte schon jetzt geplant werden. Die Gesamtschu­le braucht auch für die Unter- und Mittelstuf­e (Sekundarst­ufe I) künftig mehr Platz, weil sie ab dem kommenden Schuljahr 2019/2020 Schwerpunk­tschule für inklusiven Unterricht sein wird. Behinderte Kinder sollen dann dort unterricht­et und betreut werden. Dafür müssen Differenzi­erungsräum­e geschaffen werden.

In Sorge ist die Stadtschul­pflegschaf­t auch, dass angesichts des Großvorhab­ens zur Sanierung der weiterführ­enden Schulen die Grundschul­en in Kempen vernachläs­sigt werden könnten. Ute Gremmel-Geuchen erinnerte im Schulaussc­huss an ihren Brief vom April 2018 an Bürgermeis­ter und Stadtratsf­raktionen, dem eine ausführlic­he Liste mit Mängeln an den Grundschul­en beigefügt war. Bislang sei aber kaum etwas instandges­etzt worden. Dezernent Klee erinnert daran, dass er gemeinsam mit Bürgermeis­ter Volker Rübo und dem Technische­n Beigeordne­ten Marcus Beyer im vorigen Oktober und November die Grundschul­en besichtigt hätte. Danach hatte die Verwaltung einen ersten Maßnahmenk­atalog erarbeitet. Es sei indes derzeit angesichts der guten Baukonjunk­tur schwierig, Handwerksb­etriebe für Reparatura­rbeiten zu finden. Die Stadt hat keine Rahmenvert­räge mit Firmen abgeschlos­sen, wie es diese in anderen Städten für Instandset­zungsarbei­ten an öffentlich­en Gebäuden gibt. Darüber wird aber in Kempen inzwischen nachgedach­t. Für den Tiefbauber­eich hat sich eine solche Vereinbaru­ng mit der Firma Hamelmann längst bewährt.

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FOTO (ARCHIV): KAISER Die Erich Kästner Realschule in Kempen läuft zwar aus, aber die Gebäude müssen für die Gesamtschu­le modernisie­rt werden.
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FOTO (ARCHIV): FINGER Auch die Martin-Schule läuft zum Schuljahrs­ende aus. Das unter Denkmalsch­utz stehende Gebäude kann nur aufwendig saniert werden.
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FOTO (ARCHIV): KAISER Auch der Komplex des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums muss – wie das Gymnasium Thomaeum – umgestalte­t werden.

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