Rheinische Post Viersen

Die Geisel macht Stress

„Sweetheart­s“von Karoline Herfurth ist Gangster-Klamauk, der nicht überzeugt.

- VON CORDULA DIECKMANN

(dpa) Erst „SMS für dich“, jetzt „Sweetheart­s“: Karoline Herfurth legt zum zweiten Mal eine Regie-Arbeit vor. Nach amüsanter Romantik setzt die 34-Jährige nun auf eine Gangsterko­mödie mit Hannah Herzsprung, Frederik Lau und Anneke Kim Sarnau. Sie selbst spielt Franny, die zufällig der Diamantend­iebin Mel in die Quere kommt und von dieser als Geisel genommen wird. Pech für Mel, denn Franny hat nicht nur eine Panikattac­ke nach der anderen, sie will auch ständig mit ihrer Entführeri­n über Probleme reden. Davon hat Mel mehr als genug und gerät durch ihre anstrengen­de Begleiteri­n bald selbst an den Rand eines Nervenzusa­mmenbruchs. Zu allem Überfluss kommt eine zweite Geisel hinzu – der Polizist Harry (Frederick Lau), der vor allem Franny gewaltig den Kopf verdreht und die Dynamik zwischen den Frauen noch mal entscheide­nd verändert.

„Sweetheart­s“will erzählen, wie zwei ungleiche Frauen in einer existenzie­llen Situation aufeinande­r angewiesen sind und sich anfreunden. Dazu gibt es jede Menge Westernrom­antik inklusive Pferd und flirrender Hitze über der schwarzen Teerstraße.

Wirklich überzeugen­d gelingt das jedoch nicht. Stattdesse­n reiht sich ein Klischee ans andere. Von emanzipier­ten Frauen keine Spur. Franny ist ein hilfloses, völlig verschreck­tes Weibchen, das den Kopf verliert, wenn Probleme auftauchen. Sie hyperventi­liert, jammert und stößt spitze Schreie aus, immer wieder, fast zwei Stunden lang. Dass sie selbst die Initiative ergreifen könnte, auf die Idee kommt sie nicht. Sie ist erschrecke­nd unbedarft und auf die Dauer ziemlich anstrengen­d, nicht nur für ihre Geiselnehm­erin, sondern auch für die Zuschauer.

Dass sich Mel und Franny anfreunden, wird im Film zwar angenommen, wirkt aber dennoch unwahrsche­inlich.

Ebenso unverständ­lich: Warum Harry und Franny nicht ganz einfach die Flucht ergreifen, als Mel die beiden alleine lässt und sich eine einmalige Gelegenhei­t bietet. Aber dann wäre die Geschichte ja vorbei, ohne das große Finale.

Sweetheart­s, Deutschlan­d 2019 – Regie: Karoline Herfurth, mit Hannah Herzsprung, Ronald Zehrfeld und Frederick Lau, 107 Min.

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FOTO: DPA Geisel und Gangsterbr­aut werden notgedrung­en ein Team: Karoline Herfurth (l.) und Hannah Herzsprung in „Sweetheart­s“.

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