Rheinische Post Viersen

Evonik: 250 Millionen für Start-ups

Der Chemiekonz­ern ist bereits an 25 solcher Junguntern­ehmen beteiligt.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Schuhe, die wie angegossen sitzen – davon haben Läufer wie Fußkranke lange geträumt. Inzwischen macht es der 3D-Druck möglich, individuel­le Schuhe maschinell herzustell­en. Adidas macht es bei Sportschuh­en vor, das Start-up Wiivv Wearables bietet maßgeschne­iderte Einlegesoh­len aus dem 3D-Drucker an. Bereits drei Fotos, die der Kunde per Handy aufnimmt und an Wiivv überträgt, sollen demnach genügen, um die Druckdaten zu berechnen – eine spezielle Software des US-Unternehme­ns, die die Fotos in Druckerdat­en übersetzt, macht es möglich. Das Druckmater­ial kommt unter anderem vom Chemiekonz­ern Evonik, der den Rohstoff „Polyamid 12“in seinem Werk in Marl herstellt. Inzwischen hat Evonik sich auch an Wiivv selbst beteiligt. Und Wiivv ist nicht das einzige Start-up. Die Evonik Venture Capital GmbH ist mittlerwei­le an 25 Unternehme­n beteiligt. Nun legt der Konzern einen zweiten Fonds für Wagniskapi­tal auf.

„Mit einer Einlage von 150 Millionen Euro wird das Gesamtvolu­men auf 250 Millionen Euro mehr als verdoppelt“, teilte das Essener Unternehme­n am Mittwoch mit. „Das unterstrei­cht unsere Ambition, einer der weltweit führenden Investoren im Bereich der Spezialche­mie zu werden“, sagt Bernhard Mohr, Chef der Evonik Venture Capital. Seit 2012 tritt Evonik als Wagniskapi­tal-Geber auf, vor allem in Bereichen, für die man selbst etwa als Lieferant aktiv ist, und für Digitalfir­men. Evonik bietet den jungen Unternehme­n Geld sowie die Erfahrung eines globalen Chemiekonz­erns – und verspricht sich im Gegenzug neben einer zweistelli­gen Rendite auch strategisc­hen Mehrwert. Je mehr Sohlen etwa Wiivv herstellt, desto höher auch die Nachfrage nach Evoniks Vorprodukt­en.

Mohrs kleines Team, zehn Investemen­t-Manager in Essen, Hanau, Schanghai und Parsippany (USA), prüfen Hunderte Startups im Jahr. Bis zu 15 Millionen Euro steckt Evonik in ein einzelnes Start-up – von der Frühphase bis zur Anschlussf­inanzierun­g. Evonik wolle nicht den schnellen Euro machen, sondern seinen Start-ups über Jahre ein verlässlic­her Partner sein, so Mohr.

Von den 25 Beteiligun­gen, die der Konzern bislang eingegange­n ist, sind drei in Deutschlan­d. Darunter ist das Düsseldorf­er Biotech-Unternehme­n Numaferm, das Peptide (Eiweißbruc­hstücke) herstellt, die in Medizin und Kosmetik verwendet werden. Numaferm entstand 2017 als Ausgründun­g der Uni Düsseldorf. Und wer dabei an die große Qiagen denkt, liegt nicht falsch: Zu den Investoren gehört – neben Evonik Venture Capital – auch der Qiagen-Mitgründer Detlev Riesner.

Eine weitere Beteiligun­gen ist die Jenacell, die Nanozellul­ose als leicht ablösbares Pflaster für Brand- und chronische Wunden herstellt, und an der Uni Jena entstanden ist. Jenacell ist zugleich eines der wenigen Unternehme­n, das von Frauen gegründet wurde. Eine andere Beteiligun­g ist das niederländ­ische Unternehme­n InOvo, das eine schnelle Methode zur Geschlecht­sbestimmun­g von Hühnerembr­yos im Ei erlaubt und so das brutale Schreddern männlicher Küken überflüssi­g macht. Das erste kommerziel­le Produkt soll 2020 auf den Markt kommen, so Evonik. Evonik ist im Bereich der Zusatzstof­fe für Tierfutter seit langem aktiv. „Unsere Venture-Capital-Einheit ist unsere Verbindung zu den Zukunftste­chnologien“, so Evonik-Vorstand Harald Schwager.

„Wir wollen einer der führenden Investoren in der Spezialche­mie werden“

Bernhard Mohr

Evonik Venture Capital

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